21 Bridges – Filmkritik zum Actionthriller mit Chadwick Boseman

Chadwick Boseman in 21 Bridges
Chadwick Boseman in 21 Bridges © Concorde Filmverleih GmbH

Die Kritik:

21 Bridges Filmposter
21 Bridges Filmposter © Concorde Filmverleih GmbH

Gute Polizei- bzw. Großstadtthriller sind heute, gerade im Mainstreamkino, selten geworden. Die Russo-Brüder, die seit ihren Marvel-Erfolgen zugkräftig geworden sind, füllen diese Lücke nun mit „21 Bridges“, der ziemlich genau die Sparte bedient, die in den 70er und 80er Jahren von Größen wie Sidney Lumet oder William Friedkin groß gemacht wurde. Der zweite Spielfilm von Regisseur Brian Kirk erreicht leider nur stilistisch die Höhen großer Cop-Thriller, denn trotz eines guten Spannungsbogens und erfrischender Ernsthaftigkeit krankt der Film oft an seinen Klischees und einer Vielzahl an eher platten Dialogen. Der Cast, der von „Black Panther“ Chadwick Boseman als rechtschaffender New Yorker Cop angeführt und mit guten Darstellern wie Sienna Miller, J.K. Simmons und Taylor Kitsch ausgefüllt wird, überzeugt zumindest größtenteils, kann aber auch nur bedingt gegen das konstruierte Drehbuch ankämpfen.

Andre Davis (Boseman) hatte nachdem sein Vater im Dienst als New Yorker Police Officer gefallen ist, seit Kindheitstagen nur ein Ziel: Er will auch Cop werden. Insbesondere hat seine Berufung, gerade „Cop Killer“ unerbittlich zur Strecke zu bringen dazu geführt, dass er sich immer wieder für seine Schießwütigkeit bei seinen Vorgesetzten trotz Dienst nach Vorschrift rechtfertigen muss.

Als die beiden Kleinkriminellen Michael (Stephan James) und Ray (Taylor Kitsch) bei einem scheinbar einfachen nächtlichen Kokainraub in einem Weinladen aus Notwehr acht Polizisten erschießen, macht die ganze New Yorker Polizei Jagd auf die Gangster – allen voran Davis, der anordnet, dass alle 21 nach Manhattan führenden Brücken geschlossen werden. Bis in die frühen Morgenstunden bleiben nun Davis und Frankie Burns (Sienna Miller), seiner beigestellten Kollegin vom Drogendezernat, Zeit die Kriminellen zu stellen…

Chadwick Boseman (Black Panther) als NYPD Detective in 21 Bridges
Chadwick Boseman (Black Panther) als NYPD Detective in 21 Bridges © 2019 Concorde Filmverleih GmbH

„21 Bridges“ lebt zu großen Teilen von seiner stimmigen Inszenierung und bildstarken Kameraarbeit von Paul Cameron, der bereits Filme von Michael Mann und Tony Scott veredeln konnte. Obwohl der Film digital fotografiert wurde, sorgt hier beigefügtes Filmkorn für eine raue Textur, die „21 Bridges“ optisch noch stärker im 70er Jahre-Kino verortet. Der Film verfügt über starkes Lokalflair, obwohl er ironischerweise primär in Philadelphia gedreht wurde. Dennoch sorgen zahlreiche Luftaufnahmen und gezielt eingesetzte New Yorker Locations für eine ganz spezifische und real eingefangene Atmosphäre, die gepaart mit seiner bodenständigen und handgemachten Art einen harmonischen Stil erzeugen.

Brian Kirk, der sich bislang vor allem mit seiner TV-Arbeit bei „Penny Dreadful“ oder „Game of Thrones“ einen Namen gemacht hat, nutzt die Atmosphäre in vollen Zügen und generiert gerade im ersten Drittel latente Spannung. Diese entlädt sich in einem hervorragend choreografierten und überraschend handfesten Shootout in und vor besagtem Weinladen, der schließlich in der Flucht der beiden Gangster resultiert. Dass Manhattan spektakulär abgeriegelt wird, erzählt sich nur in diversen kurzen Einstellungen und eingestreutem Nachrichtenmaterial, tatsächlich spürbare Auswirkungen werden aber nur bedingt spürbar. Die Tatsache, dass New York Citys Herz dichtgemacht wird, treibt hier also lediglich den Plot voran, ein zu erwartender öffentlicher Ausnahmezustand und damit eine größere erzählerische Dimension mit spürbaren Konsequenzen bleibt aus.

Sienna Miller in 21 Bridges
Sienna Miller in 21 Bridges © Concorde Filmverleih GmbH

Die Hetzjagd durch Manhattan bleibt auch nach dem ersten Akt spannend, doch es dauert nicht lange, bis manch hölzerner Dialog und der oft zu konstruiert wirkende Plot den durch die visuelle Präsentation erzeugten Realismus rauben und sich zudem ein Gefühl der Vertrautheit einstellt. „21 Bridges“ bleibt auch bis zum Schluss mindestens solide Genrekost, doch zunehmend werden die Plotmechanismen und der thematische Kern spürbar. Dass standesgemäß nicht nur ein einfacher Raub den Film antreibt, sondern größere Mächte dahinterstecken, ist wenig überraschend und sollte von aufmerksamen Zuschauern schon früh durchschaut werden. Dennoch ist der Film angenehm geradlinig gehalten, wobei er auch jederzeit auf einem glaubwürdigen Niveau bleibt und nie zu übertrieben wirkt.

Chadwick Boseman verfügt zweifelsohne, wie auch nun schon oft über „Black Panther“ hinaus bewiesen, über echte Leinwandpräsenz. Sein Part als moralisch standfester und kontrollierter Gesetzeshüter füllt er so problemlos und glaubwürdig, auch wenn er in subtilen Momenten hier und da ein klein wenig zu bewusst spielt. Sienna Miller schneidet da leider weniger überzeugend ab und macht, auch dank zu naheliegender Dialoge, nur eine bedingt authentische Figur. Interessanter ist da Stephan James, dessen krimineller Ex-Marine interessante subtile Zwischentöne anschlägt und etwas unfreiwillig in die Kriminalität hereingezogen wird. Gerade bei James glaubt man es mit einer dreidimensionalen Figur zu tun zu haben, die auch über ein Innenleben verfügt.

J.K. Simmons in 21 Bridges
J.K. Simmons in 21 Bridges © Concorde Filmverleih GmbH

„21 Bridges“ hat sicherlich Schwächen und traut sich nicht, tiefer zu bohren und mehr als solide, schnörkellose Genrekost abzuliefern. Dennoch gleicht die starke filmische Umsetzung einige dramaturgische Probleme aus, wodurch Kirks Film letztlich gerade für diejenigen sehenswert sein sollte, die gute handgemachte Kriminalfilme für Erwachsene im Kino der Gegenwart vermissen.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Stark umgesetzter und atmosphärisch stimmiger Großstadtthriller

Fazit:

„21 Bridges“ erfindet das Rad nicht neu, bietet aber filmisch stark umgesetzte und atmosphärisch stimmige Großstadtthrillerkost mit viel greifbarem Lokalkolorit. Erzählerische Schwächen werden auch dank der guten Besetzung ausgeglichen, wobei man gut ohne manche vorhersehbaren Klischees hätte leben können.


von Florian Hoffmann

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