Mission: Impossible – Fallout – Retro-Filmkritik

Mission: Impossible - Fallout: Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Tom Cruise, Ving Rhames © Paramount Pictures

Die Kritik:

Mission Impossible Fallout – Teaserplakat © Paramount Pictures

Jede Generation hat seine Filmstars. Darsteller wie Buster Keaton, Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Jackie Chan. Oft im Genre der Action verortet, zogen diese Namen die Zuschauer ins Kino wie kein anderer. Doch seit einigen Jahren ist das Prinzip des Action-Filmstars spürbar im Rückgang. Der Aufstieg des Superheldenkinos ist dafür wohl zumindest zum Teil verantwortlich. Unbestreitbar drängte jedoch der Aufstieg des CGI durch Klassiker wie „Terminator 2: Tag der Abrechnung“ und „Jurassic Park“ diese Helden zunehmend in den Hintergrund. So gibt es heute nur noch vereinzelt diese großen Namen im Action-Kino, die noch immer diese einzigartige Wirkung auf das Publikum haben, eine Wirkung die im Feuer der special effects vermeintlich längst verloren ging. Während Keanu Reeves nach Klassikern wie „Matrix“, „Speed“ und „Gefährliche Brandung“ sich mit der „John Wick“-Reihe auf einen ungeahnten Höhepunkt schleuderte, will ich hier hingegen den aktuell wohl größten Filmstar und vielleicht besten Actionstar aller Zeiten hervorheben. Die Rede ist natürlich von Tom Cruise. Dies führt uns direkt zu dessen Markenstück, der Mission Impossible-Reihe, und so direkt zu deren aktuellsten und zugleich wohl besten Ableger, Mission Impossible: Fallout! Oder anders gesagt: Cruise Liebesbrief an das Action-Kino. Und das ist mein Liebesbrief an genau diesen Film.

Während der erste Teil noch ein astreiner, realistischer Thriller war (mit einer der ikonischsten und zugleich spannendsten Szenen, die das Kino bis heute zu bieten hat), bewegte man sich mit dessen Nachfolger im Gebiet absoluter Lächerlichkeit. Stilistisch und erzählerisch ein vollkommener Bruch mit dem Vorgänger. So ist meine Meinung von diesem Werk, wenig überraschend, bis heute sehr niedrig. Doch zeigte man so, dass die Reihe offen für Veränderungen war. So begründete man hier die Tradition für jeden Film einen neuen Regisseur mit einer eigenen einzigartigen Handschrift zu holen. Nach dem gelungenen, aber leicht vergessenswerten dritten Teil, übertraf man sich mit einem meisterhaften Neustart. „Mission Impossible: Phantom Protokoll“ hat nicht nur innerhalb der Reihe bis heute das beste Storytelling auf dem Gebiet der Action vorzuweisen, sondern bot zugleich das beste Set-piece (natürlich die Burj Khalifa-Sequenz). Folglich hatte der fünfte Teil „Rogue Nation“ große Fußstapfen zu füllen. So zog dieser nicht nur eine grandiose Spionage-Geschichte aus dem Hut und kreierte die beste Figur des Franchise (Ilsa Faust), sowie einen besseren Antagonisten, sondern schaffte es u.a. durch seine einzigartige Action seinen Vorgänger in meinen Augen sogar noch zu übertreffen. Schon erstaunlich, dass ausgerechnet der sechste Teil zugleich der beste Ableger einer Reihe voller Höhepunkte sein sollte.

Mission: Impossible – Fallout: Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) und Ethan Hunt (Tom Cruise) © Paramount Pictures

So ergibt sich hier eine weltweite Suche nach einem MacGuffin, in diesem Fall waffenfähiges Plutonium. So weit, so üblich. Doch stellt man hier nicht nur dessen Macht am Anfang unmittelbar klar, was die sonst nur angedeutete Bedrohung greifbarer macht, der ursprüngliche Verlust wird Ethan Hunt zugeschrieben. So lässt man hier die Figuren von Anfang bis Ende an diesem zweifeln. Man fordert ihn auf Schritt und Tritt heraus. Sobald nach zahlreichen Anstrengungen endlich etwas funktioniert, passiert die nächste Katastrophe und das Team ist erneut kurz vor der Niederlage, während im Hintergrund mit dem Wissen der Zuschauer verschiedene Akteure so positioniert werden, dass ihr Eingriff in das Geschehen absehbar ist, die genauen Umstände aber schleierhaft bleiben. Die Spannung geht so zu keiner Sekunde verloren, steigert sich sogar von Szene zu Szene. Action-Storytelling vom Feinsten.

Mission Impossible - Fallout - Ethan Hunt (Tom Cruise) in Action
Mission Impossible – Fallout: Ethan Hunt (Tom Cruise)© 2018 Universal Pictures Germany

Nicht nur, dass das Drehbuch in Bezug auf die Action und die Handlung (mit der Ausnahme von einem etwas formelhaften Twist, der hier dennoch um Welten besser funktioniert als bei der Konkurrenz) minutiös ausgearbeitet ist, beweist Chris McQuarrie hier vom Opening-Shot bis zum brillant konstruierten Finale, dass es eine hervorragende Idee war, ihn als ersten Regisseur der Reihe für ein Sequel zurückzubringen. Mit den wunderschönen und dennoch enorm praktischen Bildkompositionen von Rob Hardy, mit dem kongenialen Einsatz der großartigen Musik von Lorne Balfe, dem einzigartigen rhythmischen Schnitttempo von Eddie Hamilton übertrifft man sich hier mit einer brillanten Sequenz nach der anderen. Die Leidenschaft aller Beteiligten, allen voran Cruise und McQuarrie, fließt zu jeder Sekunde förmlich auf die Leinwand. Jede Überlegung, wie man die best-mögliche Prügelei, die best-mögliche Verfolgungsjagd usw. erschafft, ist hier zu spüren. So wird ein vermeintlich simpler Fallschirmsprung, etwas das man schon tausendmal gesehen hat, zu einer atemberaubenden, elektrisierenden Plansequenz.

Tom Cruise Wille, diese noch nie zuvor gesehenen Stunts selbst auszuführen, gibt dieser Reihe ein Markenzeichen, das sie von aller Konkurrenz unterscheidet. Ohne ihn wäre diese Art der Bildsprache nicht möglich. Ohne ihn könnte auch kein McQuarrie uns derartig überwältigen, mit einem Film, der seinen Platz im Olymp der Actionfilme, nur übertroffen von einigen Meisterwerken wie „Stirb Langsam“ und „Terminator 2“, mehr als verdient hat.

Filmwertung
9/10

Kurzfassung

„Mission Impossible: Fallout“ stellt die vielleicht reinste Form der Action dar!

Fazit:

Wenn Action die vielleicht reinste Form des Mediums Film ist, stellt „Mission Impossible: Fallout“ die vielleicht reinste Form der Action dar!


von Sebastian Stegbauer

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*