Kritik zu Limbo – dem Film (2021) und dem 4K-Mediabook

Ein Szenenbild wie ein Gemälde
Ein Szenenbild wie ein Gemälde © capelight pictures

Die Kritik:

Limbo Mediabook
Limbo Mediabook © capelight pictures

Limbo ist ein Crime-Thriller aus dem Jahr 2021, der von Regisseur Soi Cheang inszeniert wurde. Der Film basiert auf dem Roman Wisdom Tooth von der chinesischen Schriftstellerin Lei Mi. Seit dem 30.06.2023 können wir uns selbst ein Bild vom viel gelobten Film aus Hongkong machen. Capelight brachte das Werk u.a. in einem 4K-Mediabook heraus.

Inhalt: Der Film handelt von zwei ungleichen Polizisten, die einen brutalen Serienmörder jagen, der seinen Opfern (alle weiblich) die Hände abtrennt. Der erfahrene Cop Cham Lau (Gordon Lam) hat eine persönliche Verbindung zu dem Fall, denn die drogenabhängige Wong To (Cya  Liu), die seine Frau und Tochter bei einem Unfall schwer verletzt hat, wird zu seiner Informantin. Der junge Will Yam (Mason Lee) ist Chams neuer Partner und Chef, der versucht, in der düsteren Unterwelt von Hongkong zurechtzukommen.

Wong To (Cya Liu) versteckt sich © capelight pictures

Limbo ist ein harter und dreckiger Thriller, der die Abgründe der menschlichen Natur auslotet. Die FSK 18 leiten sich wohl auch daher ab, als tatsächlich ultra-brutalen Szenen, denn die gibt es nicht wirklich. Der Film zeigt eine Welt voller Müll, Gewalt und Schmerz, in der es kaum Hoffnung oder Gerechtigkeit gibt. Die beiden Ermittler sind keine Helden, sondern gebrochene Figuren, die selbst zu Tätern werden können. Die Spannung nimmt im insgesamt angenehm altmodischen Stil langsam zu. Der Bösewicht ist durchaus gruselig, einfach weil er nicht ganz auf der Höhe wirkt und vor allem animalische Triebe besitzt.

Die Kamera von Cheng Siu-Keung fängt die schmutzigen Straßen und Gebäude von Hongkong ein, die eine beklemmende Atmosphäre erzeugen. Der Film spielt darüber hinaus mit Symbolen wie Händen, Zähnen und Augen, die auf verschiedene Weisen interpretiert werden können. Im Roman (der schließlich nach Weisheitszähnen benannt ist), tritt das sicherlich noch mehr hervor.

Und trotzdem ist Limbo ein Film, der nicht für jedermann geeignet ist. Er bietet keine leichten Antworten an, sondern konfrontiert den Zuschauer mit einer grauen Hölle, in der das Gute kaum überleben kann. Heutige Sehgewohnheiten, die etwa von Marvel beeinflusst sind, kriegen hier das krasse Gegenteil der Filmmöglichkeiten vorgehalten.

Bild:

Der Film ist in schwarz-weiß gehalten, was ihm eine düstere Atmosphäre verleiht. Die Qualität in 4K ist sehr gut, denn der Film wurde in 4K nativ gedreht und bietet ein scharfes und kontrastreiches Bild. Das HDR10 unterstützt die Wirkung und sorgt für eine hohe Dynamik. Dabei zeigt uns Regisseur Soi Cheang die hässliche Fratze von Hongkong, wo sich Killer & Verfolger zwischen Müll, Obdachlosen und Junkies bewegen. So entstand ein betörend-verstörendes Kunstwerk. Und ganz ohne Farben kann man sich getrost auf die Akteure im Film konzentrieren.

Ton:

Im Ton spiegelt sich das alles wider. So etwa die Musik von Kenji Kawai, die die Wirkung mit ihren düsteren Klängen verstärkt. Platz für unterhaltsame Dialoge bleibt nicht. Alles scheint auf das Nötigste reduziert und vielleicht wirkt es auch deshalb so realistisch. Die Synchronisation ins Deutsche ist dabei sehr gut gelungen.

Extras:

Das hochwertig aussehende Mediabook besitzt außen gewohnt die C-Card und umhüllt das textfreie Cover mit düsteren, atmosphärischen Motiven. Es erinnert etwa an das Gemälde „Der Triumph des Todes“ von Pieter Bruegel der Ältere. Innen drin hat neben den beiden Discs (4K + Blu-ray) ein 24seitiges Booklet mit Interview und Bildern rund ums Thema „Visuelle Poesie“ Platz. Wer auf digitale Extras setzt, wird hier enttäuscht, da nur Trailer vorliegen.

4K-Bewertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7.5/10

Zusammenfassung

Interessant inszenierter, gut gespielter aber auch herausfordernder Film, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt

Fazit:

Ein Neo-Noir-Thriller als Hommage an das Hongkong-Kino vergangener Jahre. Mit heutigen Sehgewohnheiten keine leichte Kost, aber Genrefreunden unbedingt zu empfehlen. Am besten in 4K und in der schönen Mediabook-Sammleredition.


von Nicolas Wenger

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