Conjuring 3: Im Bann des Teufels – Kann auch der 3. Teil überzeugen?

Conjuring 3: Vera Farmiga und Patrick Wilson
Conjuring 3: Vera Farmiga und Patrick Wilson © Warner Bros.

Die Kritik:

Mit dem „Conjuring“-Franchise inklusive seiner „Annabelle“-, „The Nun“- sowie „La Llorona“-Ableger hat James Wan eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben, die in dem Genre seinesgleichen sucht. Mit einem weltweiten Gesamteinspiel von zwei Milliarden Dollar rangiert man in Sachen Horror auf Rang eins der erfolgreichsten Franchises (es sei denn, man klassifiziert sämtliche „Godzilla“-Streifen als Horror) – ein Erfolg, der sich erwartungsgemäß auch mit Teil drei der Hauptreihe fortsetzen wird. Zum ersten Mal ist jedoch nicht mehr James Wan der Mann hinter der Kamera, sondern „La Llorona“- und Billie Eilish-Musikvideoregisseur Michael Chaves, der leider den mit Abstand schwächsten Teil der bisherigen Trilogie abliefert.

Conjuring 3 - Filmplakat
Conjuring 3 – Filmplakat © Warner Bros.

Erneut geht es um einen berüchtigten Fall des umstrittenen Geisterjäger-Ehepaares Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), die diesmal im Stile einer Detektivgeschichte einen Mann vor der Todesstrafe retten wollen, der unter angeblicher dämonischer Besessenheit einen grausamen Mord begangen haben soll. So bewegt sich „Conjuring 3“ also interessanterweise von seinen bisherigen Spukszenarien weg und setzt zumindest erzählerisch wie auch inszenatorisch etwas andere Akzente als die Vorgänger. Dennoch erweist sich Teil drei letztlich als recht müder Aufguss, der aus einer vielversprechenden realen Geschichte wenig Grusel und noch weniger Glaubwürdigkeit generieren kann und leider auch auf Figurenebene vieles zu wünschen übrig lässt.

Manch Horrorfan mag die dick aufgetragene Eröffnungsszene noch tolerieren, dennoch merkt man hier schon deutlich, dass sich die Reihe trotz neuen Regisseurs spürbar abnutzt: Hier wird der Exorzismus des achtjährigen David Glatzel (Julian Hilliard) thematisiert, den die Warrens im Jahre 1981 in Connecticut beaufsichtigen. David ist offenbar von einem Dämon besessen, der während der Prozedur auf Arne (Ruairi O’Connor), den Freund von Davids Schwester Debbie (Sarah Catherine Hook) übergeht. Der Exorzismus, der mit viel lautem Getöse, verkratzten Wänden, Blutduschen, Scherben in Beinen, umherfliegendem Geschirr und vor allem unmöglich verrenkten Gliedmaßen vonstatten geht, scheint erfolgreich. Doch Arne wird in der Folgezeit schließlich auch von merkwürdigen Erscheinungen und Wahnvorstellungen verfolgt, die schließlich dazu führen, dass er in scheinbarer Selbstverteidigung seinen Vermieter (Ronnie Gene Blevins) ersticht. Es steht der erste Gerichtsprozess Amerikas an, bei dem die Verteidigung die Unzurechnungsfähigkeit ihres Mandanten aufgrund dämonischer Besessenheit anbringt. Den Warrens läuft die Zeit davon, um den wahren Ursprung von Arnes Fluch ausfindig zu machen und damit dessen Unschuld zu beweisen…

Der besagte Exorzismus offenbart leider schon früh, dass manische Ereignisse und meist plumpe Jumpscares leider nicht ausreichen, um Furcht zu erzeugen. Im Gegenteil, nicht zum letzten Mal erscheint „Conjuring 3“ fast schon albern und unfreiwillig komisch, da Chaves fast jede Glaubwürdigkeit in seinen Horrorszenen über Bord wirft. Gerade das hatte insbesondere Wans ersten Teil so gut gemacht: Nicht nur die Warrens erschienen überaus geerdet und menschlich nachvollziehbar in ihrer Figurenzeichnung, auch die von einem Poltergeist gepeinigte Familie ging mit ihrem Schicksal dank der seriösen und menschlichen Inszenierung nahe. Zudem hat James Wan ein fantastisches Händchen für virtuose und wirkungsvolle Kameraführung und Inszenierung, wodurch er die Nerven des Zuschauers meisterhaft in seiner Hand hält und wirklich tiefsitzendes Unbehagen erzeugt. Chaves geht da deutlich uninspirierter zu Werke und enttäuscht abgesehen von wenigen Ausnahmen mit wirkungslosen Horrorsequenzen, die dafür sorgen, dass „Conjuring 3“ eigentlich nie diesen kribbeligen, unter die Haut gehenden Grusel inklusive Nachwirkung erzeugt.

Conjuring 3: Vera Farmiga
Conjuring 3: Vera Farmiga © Warner Bros.

Einer der effektiveren Momente des Films ist jedoch der Mord, bei dem vor allem das Vor- und Nachspiel durchaus subtil verstörende Spannung schafft. Hier zeigen sich auch alte Stärken, denn das zunächst gelungene Porträt von Arne und dessen Freundin Debbie überzeugt eben durch besagte Glaubwürdigkeit. Man ist bei diesen Figuren und sorgt sich um sie. Die Wahnvorstellungen Arnes, die schließlich zu seiner Gräueltat führen, sind zudem visuell sehr überzeugend umgesetzt, wodurch der Film in dieser Phase durchaus zu packen weiß.

Gerade an dieser Stelle könnte der Film nun in eine frische Richtung gehen und sich auf realistische und vielleicht sogar kritische Weise mit diesem interessanten Fall auseinandersetzen: Steckt hier letztlich mehr dahinter? Geht es möglicherweise um religiösen Wahn, psychische Krankheiten oder ist das Mordmotiv eventuell sogar noch viel profaner als der scheinbare paranormale Hintergrund? „Conjuring 3“ ist leider nicht der Film, der sich diesem Thema differenziert nähern will. Natürlich darf man vermutlich keinen Anspruch auf Authentizität bei einem im wesentlichen stumpfsinnigen Mainstream-Horrorspektakel erwarten. Doch dafür, dass die Macher so stolz mehrfach den Wahrheitsgehalt des Films unterstreichen, hat das Gezeigte eben reichlich wenig mit der Realität zu tun. Ob man denn nun Freude an dem Streifen hat, entscheidet sich mitunter wie auch bei den Vorgängern damit, ob man auch den weiterhin glorifizierten Warrens Glauben schenken und sich dem nahezu komplett fiktiven Spuk hingeben will.

Conjuring 3: Eugenie Bondurant
Conjuring 3: Eugenie Bondurant © Warner Bros.

Generierte der anfängliche Fokus auf Arne und Debbie also noch echtes Interesse, so wechselt der Film fast komplett die Perspektive auf die Warrens. Ihre (frei erfundenen) Nachforschungen um okkulte Hintergründe generieren dann leider eher milde Spannung und gerade im Mittelteil erweist sich der Film als oft recht zäh bis langweilig. Gerade im obligatorisch zunehmend frenetischen dritten Akt lässt der Film dann auch die letzten Zügel der Glaubwürdigkeit los und gibt sich letztlich damit zufrieden, nicht viel mehr als abstruse Fantasy zu sein. Hübsch ausgestattet und fotografiert mag der Film in seinem Hochglanz-Look durchaus sein, inspiriert ist er aber deshalb noch lange nicht. So mag dann eben auch die Hauptzielgruppe angesichts dieses insgesamt enttäuschenden und leidlich gruseligen Schauspiels trotz hoher Toleranzschwelle außen vor bleiben.

Filmkritik
5.5/10

Kurzfassung

Wenig gruselig und kaum spannend.

Fazit:

Im dritten Teil der Erfolgsreihe lässt es Regisseur Michael Chaves zum einen dezenter und mit Fokus auf eine satanische Detektivgeschichte statt auf das gewohnte Spukhausszenario zugehen. Zum anderen ist der Film aber trotz ähnlich geerdeten Ansätzen deutlich alberner als seine Vorgänger und damit leider auch nur wenig gruselig und kaum spannend. Hier wurde gerade angesichts der vielversprechenden realen Geschichte Potential verschenkt.


von Florian Hoffmann

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