Indiana Jones und das Rad des Schicksals – Filmkritik

Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Indiana Jones und das Rad des Schicksals : Indiana Jones (Harrison Ford) kehrt zurück © Disney

Die Kritik:

Nach etlichen Verschiebungen können Fans nun endlich wieder in ein neues Abenteuer der Action-Ikone Indiana Jones eintauchen. Nach dem weniger beliebten vierten Teil möchte Lucasfilm nun die Reihe mit einem zufriedenstellenden Finale abschließen. Die Erwartungen der Fans sind auf jeden Fall groß, denn mit 80 Jahren auf dem Buckel wird jedoch Harrison Ford ein für allemal das letzte mal die Peitsche schwingen. Doch wird der Film diesem Vermächtnis gerecht oder endet die Reihe hingegen auf einem schwach Tiefpunkt für das Franchise? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“.

Die Tage der Abenteuer sind für Indiana Jones gezählt. Stattdessen praktiziert dieser ausschließlich als Professor der Archäologie in New York. Kurz vor seinem wohlverdienten Ruhestand taucht jedoch plötzlich seine Patentochter Helena bei ihm auf und bittet ihn, ihr bei der Suche nach dem Rad des Schicksals zu helfen. Doch Helena ist nicht die Einzige, die hinter dem mächtigen Artefakt her ist. Denn auch alte deutsche Feinde sind auf der Suche nach dem mysteriösen Relikt…

Indiana Jones und das Rad des Schicksals : Filmplakat
Indiana Jones und das Rad des Schicksals : Filmplakat © Disney

Das fünfte Abenteuer von Indy beginnt erstmal sehr vertraut. Wir finden uns zusammen mit unserem Helden am Ende des zweiten Weltkrieges wieder. Genau wie die Nazis, ist auch Jones hinter einem Artefakt her. Soweit so bekannt. Doch statt einem alternden Harrison Ford bekommen wir hier einen Indy aus seiner Blütezeit vorgesetzt. Denn mit digitaler Verjüngung ist es den Filmemachern gelungen, den uns altbekannten Indy aus den alten Filmen wieder auf die Leinwand zu zaubern. Und in diesem Prolog funktioniert der Film auch wunderbar. Spätestens wenn die Klänge von John Williams aus dem Soundtrack von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ erklingen, sollte jeder spätestens Gänsehaut bekommen. Die Verjüngungskur ist dabei vergleichsweise sehr gut gelungen. Für die meiste Zeit hat man nämlich tatsächlich den Eindruck, verschollenes Material aus den 80ern zu sehen. Und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen neigt sich dann der Prolog nun langsam dem Ende zu und wir beginnen die eigentliche Handlung im Jahre 1969 in New York.

Und wie durch einen Zufall starten mit dem Jahrzehntewechsel auch leider die ersten Probleme des Filmes. Denn während sich Regisseur James Mangold während der Eröffnung noch sehr an den etablierten Elementen von Steven Spielberg bedienen darf, steht er spätestens ab dem Zeitsprung auf seinen eigenen Beinen. Und, egal wieviel Talent Mangold als Regisseur besitzen mag, er ist nun mal kein Spielberg. Denn was der Meisterregisseur einst mit seinen Indy Filmen abgeliefert hat, ist mit einem inszenatorischen Wunder gleichzusetzen. Wirklich keiner in Hollywood bewegt sowohl seine Schauspieler als auch die Kamera so organisch wie Spielberg. Man sehe sich nur die Exposition zu Beginn von „Jäger des verlorenen Schatzes“ an. Ohne viel Schnitte gelingt es dem Regisseur nur durch Bewegung eine Spannung sowie die daraus folgende Motivation zu erzeugen. Und was macht Mangold in seinem neusten Indiana Jones Abenteuer?

Er inszeniert das ganze zu größten Teilen über eine Flutwelle von Schnitten ohne den Hauch von Feingefühl aus vergangenen Tagen. Für sich alleine genommen wäre dies nicht weiter schlimm, denn so gut wie alle Blockbuster werden heutzutage leider auf diese Art und Weise produziert. Aber wir haben es nunmal mit einer Reihe wie Indiana Jones zu tun und da ist dieser Vergleich leider mehr als angebracht. Denn als Fan kann man natürlich von „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ halten was man möchte, doch Spielberg ist es immerhin gelungen, diese Art der Gestaltung mit in das 21. Jahrhundert zu bringen. Wenn wir schon beim mehr oder weniger Kontroversen vierten Teil sind, muss man leider auch erwähnen, dass dieser so gut wie möglich ignoriert wurde. Dies ist besonders unter dem Hinblick schade, da Indy dort eigentlich einen wohlverdienten Abschluss gefunden hatte. Stattdessen wird dieses Ende bedauerlicherweise ohne Sinn und Verstand einfach zur Nichte gemacht, um unserem Helden wieder eine Motivation für sein letztes Abenteuer aufzuzwingen. Diese letzte Reise fühlt sich dabei auch leider nicht so magisch an, wie in vergangenen Teilen. Das liegt unter anderem an dem nicht konsequenten Look des Filmes im Vergleich zu den anderen Teilen. Während die ersten Filme einst noch auf 35mm gedreht wurden, setzt Mangold hier auf digitale Bilder. Eine verpasste Chance, denn der Geist der 60er Jahre kann so leider nicht zufriedenstellend eingefangen werden. Wenn man das ganze dann noch mit anderen Periodenfilmen aus dieser Zeit wie „Once upon a Time… in Hollywood“ vergleicht, wirkt Indy’s Abenteurer mit seinem sage und schreibe 300 Millionen Budget sogar relativ billig.

Das Ganze ist natürlich meckern auf sehr hohem Niveau, aber solche Fehler darf sich so eine beliebte Reihe einfach nicht erlauben. Jedoch darf man die eigentliche Stärke des Filmes nicht außer acht lassen. Harrison Ford spielt die Rolle nämlich immer noch so gut wie seit Tag eins. Indy’s Gegenspieler wird diesmal von dem dänischen Meisterschauspieler Mads Mikkelsen verkörpert. Dieser spielt einen Nazi, welcher die Fehler des dritten Reiches mit der Hilfe des mysteriösen Rads des Schicksals wieder korrigieren möchte. Mads fügt sich dabei sehr gut in das Schurkenbild der Vorgänger ein. Trotz relativ wenig Charaktertiefe wertet seine Anwesenheit jede Szene um ein Vielfaches auf. Dasselbe kann ich leider nicht ganz so über Phoebe Waller-Bridge als den Sidekick Helena sagen. Schlecht macht sie ihre Sache nun wirklich nicht. Doch so ganz möchte ihre Figur nicht in das Schema der vorherigen Charaktere passen. Besonders im Vergleich mit einem Sir Sean Connery flacht das ganze hier bedauerlicherweise etwas deutlicher ab. Der Schuldige dabei ist jedoch leider in weiten Strecken das Drehbuch. Denn in vielen Momenten möchte die Geschichte leider einfach nicht so wirklich funktionieren. Zum einen leidet der Film leider unter seinen Cameos, welche keine wirkliche Bedeutung für die Story erweisen. Ein John Rhys-Davies als Sallah wirkt daher enttäuschenderweise einfach zu sehr aufgesetzt und wird seinen vorherigen Auftritten daher einfach nicht gerecht.

Ein finaler Punkt, an welchem sich sehr wahrscheinlich die Fans spalten werden, betrifft den dritten Akt des neusten Abenteuers. Denn wer die interdimensionalen Wesen aus Teil vier schon zu übertrieben fand, wir hier mit Sicherheit an seine Grenze kommen. Ohne zu Spoilern kann ich natürlich nicht wirklich auf diesen Kritikpunkt eingehen. Aber mich als eingefleischten Indy Fan hat das Finale leider überhaupt nicht abgeholt. Der Film verliert insbesondere daher während seiner rund 150 Minuten langen Laufzeit konsequent an Momentum.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Der neuste Teil der Indiana Jones Reihe enttäuscht leider als ein ebenbürtiger Nachfolger des Franchises. Fans sollten sich den letzten Auftritt aber alleine aus Nostalgiegründen nicht entgehen lassen.

Fazit:

Ist „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ein schlechter Film? Mit Sicherheit nicht. Aber handelt es sich um ein gutes Indiana Jones Abenteuer? Die Antwort auf diese Frage lautet leider auch nein. Einen richtig guten Abschluss hätte die Reihe nämlich nach dem Ende des dritten Teils bekommen. Selbst der vierte fühlte sich immer noch mehr nach einem zufrieden stellenden Abschluss an als der fünfte Teil. Fans sollten sich den Film natürlich nichtsdestotrotz auf der Leinwand angucken. Alleine schon wegen der großartigen Darbietung von Harrison Ford als unseren Lieblings Archäologen. Aber an die Originale Trilogie kommt der neuste Teil leider bei weiten nicht heran. Bleibt zu hoffen, dass die Indiana Jones Reihe nun endlich ihren Abschluss findet und nicht in ein paar Jahren versucht wird, das unzufriedene Ende von Teil 5 wieder zu revidieren.


von Phillip Schwellenbach

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