Asteroid City – Kritik

Steve Carell in ASTEROID CITY
Steve Carell in ASTEROID CITY © Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Die Kritik:

Nur wenige Wochen nach der Premiere auf dem Cannes Filmfestival startet nun der neueste Film von Wes Anderson bei uns in den Kinos. Diesmal dreht sich das Werk um eine Kleinstadt inmitten der USA während der 50er Jahre. Doch wie von Anderson zu erwarten, dreht sich das ganze nicht wirklich um eine narrative Geschichte, sondern vielmehr um die schrillen Figuren innerhalb der Story. Bis jetzt also alles typisch für den Regisseur. Doch hat sich diese einzigartige Erzählweise nun langsam einmal auserzählt oder erwartet uns wieder ein farbenfrohes Meisterwerk à la „Grand Budapest Hotel“? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik zu „Asteroid City“.

Vor tausenden von Jahren landete ein Asteroid auf einem unbesiedelten Fleck in der heutigen USA. Mittlerweile hat sich aus diesem Stück Land die Kleinstadt Asteroid City entwickelt. Wie jedes Jahr verschlägt es zum Jahrestag des Einsturzes etliche Touristen in das Dorf. Doch dieses Jahr werden die Besucher unfreiwillig von einem Außerirdischen besucht. Kurze Zeit später wird die Stadt von der Regierung abgeriegelt und die Bewohner sind erst einmal auf sich alleine gestellt.

Asteroid City
Asteroid City: Liev Schreiber, Steve Carell, Stephen Park, und Hope Davis © Universal Pictures

Die Geschichte von „Asteroid City“ zusammenzufassen ist wirklich nicht einfach. Denn wirklich etwas passiert während den zwei Stunden nicht. Die ganze Story klingt in meiner Beschreibung schon deutlich dramatischer, als sie dann letztendlich zu erscheinen mag. Ist das ganze nun ein Kritikpunkt? Nicht wirklich, denn die Dramaturgie ist bei Wes Anderson’s neustem Werk eh nebensächlich. Das Ganze dient dabei nur als das interessante Setting, in welchem sich seine schrillen Charaktere nun entfalten dürfen. Da wäre zum einen Jason Schwarzman als ein ehemaliger Kriegsfotograf oder Scarlett Johansson als eine divenhafte Schauspielerin. Und mit diesen beiden Figuren alleine entfaltet sich schon die völlige Sogkraft von Andersons elften Film.

Ich selbst kann mit den vorherigen Werken des Regisseurs nur bedingt etwas anfangen. Außerhalb von seinem Meisterwerk „Grand Budapest Hotel“ ist mir persönlich das Ganze meist zu Bund beziehungsweise zu aufgesetzt. Hier hingegen haben sich die visuellen Stärken nun wieder voll entfacht. Alleine die Eröffnungseinstellung, in welcher wir einem Zug durch die Wüste folgen, während parallel in oranger Schrift die Namen des Ensemble über die Leinwand fliegen, trotzt nur von diesem verspielten Charme. Und die stets vorhandene Symmetrie in den Bildern holt mich auch beim hundertsten Mal komplett ab. Selten hat man den Meister auf solch einer Weise in seinem Element erlebt. Die Farbpalette gibt dem ganzen noch den letzten Schliff und transportiert uns zurück in die warme Welt der 50er Jahre.

Dramaturgisch wird das ganze Wes Anderson typisch wieder leider etwas unnötig kompliziert erzählt. So handelt es sich bei dem Großteil der Handlung eigentlich um ein fiktives Theaterstück, welches von einem Theaterregisseur, gespielt von Adrian Brody, inszeniert wird. Wie sich das ganze nun positiv auf das gesamtnarrativ auswirken soll, bleibt mir nach der Kinovorstellung jedoch immer noch ein Geheimnis. Stattdessen schadet dies eher der Illusion einer zusammenhängenden Geschichte und unterbricht das charmante Abenteuer leider immer wieder passagenweise. Hier hätte ein deutlicher Fokus dem Film deutlich geholfen. Generell scheint sich Anderson mit der Zeit nicht mehr wirklich für eine in sich geschlossene Handlung zu interessieren. Denn auch innerhalb der eigentlichen Story werden manche Handlungsstränge einfach fallengelassen bzw. nicht zu Ende erzählt. Wirklich negativ fällt das ganze nicht auf. Dafür ist die Geschichte im positiven Sinne zu unspannend. Beim nächsten Werk von Anderson darf aber gerne mal wieder ein größer Fokus auf die Story gelegt werden.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

„Asteroid City“ ist ein Wes Anderson Werk wie man es von ihm erwartet und holt Fans während der gesamten Laufzeit komplett ab.

Fazit:

„Asteroid City“ hat mich mit seinem einzigartigen Charme voll und ganz abgeholt. Dies liegt größtenteils an den liebenswerten Charakteren und der herzlichen Art und Weise in welcher sich die Geschichte entfaltet. Für Wes Anderson Fans und all diejenigen, die den Trailer als ansprechend empfunden haben, kann ich daher nur eine Empfehlung aussprechen. Wem das Ganze jedoch schon im Vorfeld alles zu schrill erschien, sollte eventuell lieber einen Bogen um den Film machen.


von Phillip Schwellenbach

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