Oppenheimer – Filmkritik

Oppenheimer
Oppenheimer: Cillian Murphy ist J. Robert Oppenheimer © Universal Pictures

Die Kritik:

Nach seinem Zeitreisespektakel „Tenet“ widmet sich Christopher Nolan mit „Oppenheimer“ nun wieder einen schmaleren Thema. Wobei „schmal“ nicht wirklich den Nagel auf den Kopf trifft, denn wie bei Nolan typisch, wurde hier statt auf ein digitales Bild abermals auf 70mm Film inklusive IMAX gesetzt. Doch wie genau möchte der Regisseur hinter Blockbustern wie der Dark Knight Trilogie oder „Inception überbehaupt ein solch intimes Werk inszenieren? Und geht dieser Plan überhaupt auf oder hätte sich Nolan dieses Drama eventuell lieber sparen sollen? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik.

J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) ist ein junger Physiker, welcher von der Welt der Quantenmechanik besessen ist. Doch wie es der Lauf der Geschichte so möchte, wird Robert von den USA für das Manhatten-Projekt rekrutiert: den Bau der Atombombe. Doch Oppenheimer, welcher auf der einen Seite sein Land auf jegliche erdenkliche Weise unterstützen möchte, ist zeitgleich auch in den kommunistischen Kreisen tätig. Eine Ansicht, welche ihm während seiner Karriere noch zum Verhängnis werden könnte…

Cillian Murphy, Olli Haaskivi, Matt Damon, Dane Dehaan © Universal Pictures

Trotz dem konstanten Genrewechsel in Nolan’s Karriere erkennt man alleine schon durch die erste Einstellung die Handschrift des Regisseurs. Regen plätschert langsam auf den Boden, parallel wird konstant zwischen mehreren Zeitebenen hin und her geschnitten, Farbe wird gegen schwarz-weiß gefühlt alle paar Minuten gewechselt. Schon in der ersten Minute wird das Werk „Oppenheimer“ schon zu etwas größerem als ein gewöhnliches Biopic aufgeblasen. Untermalt wird das Ganze abermals durch die grandiosen Klänge von Ludwig Göransson. Doch nach etwa 5 Minuten beginnt das Spektakel so langsam einen Gang runter zuschalten und wir beginnen die eigentliche Handlung in der Studienzeit der namensgebenden Figur. Und hier sehen wir direkt die erste Stärke des Filmes: denn Cillian Murphy spielt sich wirklich in jeder einzelnen Szene die Seele aus dem Leib. Doch statt wie in den meisten  großen schauspielerischen Darbietungen setzt Murphy hier auf einen ruhigem Fokus anstatt auf laute theatralische Momente. Alles wirkt daher besonders für Nolan Verhältnisse deutlich intimer. Doch auch alle anderen Schauspieler geben hier eine ihrer jeweiligen besten Performances ab. Ganz vorne konnten für mich Robert Downey Jr. Und Kenneth Branagh in jeder ihrer Szenen den anderen die Show stehlen. Wenn Darbietungen leiden, dann liegt das ganze leider an den deutlich vernachlässigten Frauenfiguren im Drehbuch. Denn weder Emily Blunt noch Florence Pugh bekommen hier die Screentime, die sie verdienen. Stattdessen lauschen wir überwiegend den Dialogen von Männern, welche sich in dunklen Büros über allesamt wichtige Themen unterhalten. Das mag auf den ersten Blick erstmal sehr ermüdend klingen, doch für den Großteil gelingt es Nolan diese Szenen packend zu inszenieren, …. Wäre da nicht das letzte Drittel. Denn in der letzten Stunde geht Oppenheimer leider spürbar die Puste aus. Dies ist besonders schade, da man zu Beginn wirklich von einem potentiellen Meisterwerk hätte sprechen können. Doch alles abseits von dem Bau der Atombombe sorgt leider für spürbare Langweilige. Besonders der aufgesetzte Twist sorgt für Stirnrunzeln statt einer spannenden Wendung. Hier unterliegt Nolan’s Film leider dem Ego seiner selbst.

Visuell ist das ganze natürlich mehr als eindrucksvoll. Besonders die Mikroskopaufnahmen von Atomen sorgen für ein einzigartiges Erlebnis. So konnte ich mir den Film sowohl in der digitalen aber auch in der 70mm Fassung ansehen. Dabei würde ich jedem natürlich die 70mm Film Fassung deutlich ans Herz legen. Nicht nur die Farben haben dort ein ganz anderes Spektrum, sondern auch der analoge Look sorgt für ein noch immenseres Filmerlebnis. Besonders in den Schwarz-Weiß Aufnahmen erkennt man Silbertöne, welche man in solch einer Qualität garantiert noch nicht zuvor gesehen hat. Jeder, der den Zugang zur solch einer Fassung besitzt, sollten den Film daher im besten Falle in der analogen Fassung erleben.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

„Oppenheimer“ liefert dem Kinogänger gute Unterhaltung und sorgt mit seinem Kontext für einen zusätzlichen Mehrwert.

Fazit:

Mit „Oppenheimer“ konnte Nolan abermals einen gelungenen Blockbuster mit deutlich mehr Tiefe als im Mainstream Kino üblich kreieren. Trotz einer zu langen Laufzeit gelingt es dem Film größtenteils, die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu befriedigen. Das Werk ist daher natürlich eine klare Empfehlung für diejenigen, welche alleine schon durch den historischen Kontext Interesse an dem Film bekommen haben. Aber auch alle anderen werden sicherlich nicht enttäuscht werden.


von Phillip Schwellenbach

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