The Holdovers – Filmkritik zum Oscar-Film

The Holdovers - Paul Giamatti
The Holdovers - Paul Giamatti © UNIVERSAL PICTURES GERMANY.

Die Kritik:

The Holdovers Blu-ray
The Holdovers Blu-ray © UNIVERSAL PICTURES GERMANY.

The Holdovers“ ist ein US-amerikanischer Film von Alexander Payne aus dem Jahr 2023. Es geht um einen verbitterten Lehrer, der die Weihnachtsferien von 1970 mit einem renitenten Schüler und der Schulköchin verbringen muss. Die Tragikomödie wurde hochgelobt und bei der Oscarverleihung 2024 erhielt er fünf Nominierungen (einschließlich der Kategorie „Bester Film“). Da’Vine Joy Randolph gewann den Oscar als beste Nebendarstellerin. Wenige Monate nach der deutschen Kinopremiere ist „The Holdovers“ für daheim zu erwerben. Wir haben ein Blu-ray-Exemplar erhalten und im Folgenden gibt’s die Rezension.

Inhalt: „The Holdovers“ spielt in den 1970er Jahren an einer renommierten Privatschule in Neuengland. Der Film folgt Paul Hunham, einem exzentrischen Geschichtslehrer, der aufgrund seiner unkonventionellen Lehrmethoden und seines schwierigen Charakters von den meisten Schülern (und Lehrern) gemieden wird. Angus, ein rebellischer Schüler, und Mary, die Köchin des Campus‘, vervollständigen das ungleiche Trio.

The Holdovers- Das Trio kommt von einer Party
The Holdovers- Das Trio kommt von einer Party © UNIVERSAL PICTURES GERMANY.

Die Hauptrollen spielen Paul Giamatti, Dominic Sessa und Da’Vine Joy Randolph. Während Randolph den begehrten Goldjungen dank authentischem, mal emotionalen, mal trockenem Schauspiel für sich einstreichen konnte, blieb es bei Giamatti bei der Nominierung zum besten Hauptdarsteller. Er musste sich Cillian Murphy aus Oppenheimer geschlagen geben. Natürlich ist es schwierig die Leistungen zu vergleichen, das größere Repertoire inkl. Figurenentwicklung brachte aber definitiv Giamatti in seiner Rolle zum Ausdruck. Eine Kunst, die in vielen seiner Figuren zum Tragen kommt und ihn zum absoluten Charakterdarsteller macht. Hier spielt er den eigensinnigen Querdenker, bedient jedes Klischee eines altmodischen Geschichtslehrers und eckt durchaus gewollt an. Andererseits leidet er unter seiner Einsamkeit und seinem Gefühl, nie dazuzugehören. Auch Sessa verleiht seiner Figur eine sehr gute Bandbreite. So kauft man ihm sowohl den etwas rebellischen, als auch den smarten, tiefgründigeren Teenager jederzeit ab.

Das Drehbuch vollzieht wenig Wendungen und bleibt stets bei seinen drei Protagonisten. Ein paar tragische Geschichten kommen später zum Vorschein. Zum Ende will das Drama vielleicht sogar etwas zu viel dramatisieren und gerät erst dadurch bisweilen ein wenig vorhersehbar. Dank den liebenswerten Figuren ist das jedoch verschmerzbar. Die Komik kommt unterschwellig daher, dafür sehr intelligent im Mix mit dem Drama. Ein gutes Beispiel ist etwa eine Szene im Hotel: Angus lässt seine Tabletten fallen. Paul blickt drauf und entlarvt sie als Antipressiva. Während ein normaler Lehrer wohl sofort das Gespräch suchen würde, belässt er es dabei – und fischt aus seiner eigenen Tasche die gleiche Arznei und wirft sich die Tabletten ein. Ein kleiner, und doch toller tragikomischer Moment in „The Holdovers“.

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
8/10

Zusammenfassung

Ein Film für großartige Schauspieler, die allesamt ihre Chance nutzen.

Bild:

Die Kameraarbeit unterstreicht die ruhige, beobachtende Erzählweise. Mit dieser zurückhaltenden, aber präzisen Bildsprache wird eine intime Atmosphäre geschaffen, obwohl der Campus riesig und ausgestorben erscheint. Die Kamera folgt den Protagonisten auf Schritt und Tritt und ermöglicht es dem Zuschauer, tief in ihre Seelen zu blicken. Die Bildqualität ist hervorragend und zeigt keine Schwächen.

Ton:

Ein ruhiges, aber umso eindringlicheres Meisterwerk der Charakterstudie, das wieder einmal beweist, dass nicht immer Lautstärke und Spektakel nötig sind, um ein packendes Kinoerlebnis zu schaffen. Die Dialoge reichen von ironisch bis tragisch und doch authentisch.

Extras:

Hier gibt es einiges: Ein Alternatives Ende namens „Mary macht weiter“ zeigt eine traurige Endszene der Oscargewinnerin. Ein wirklich alternativer Schluss müsste das gar nicht sein, er hätte auch zusätzlich erscheinen können. Dazu kommen noch Featurettes  „Der Cast von The Holdovers“ und „Die Arbeit mit Alexander“ sowie einige, kurze „Unveröffentlichte Szenen“, teils mit Begründung, warum sie rausgeschnitten wurden.

Fazit:

The Holdovers ist eine sehr sehenswerte Tragikomödie und eigentlich typischer Oscar-Film. Bei fünf Nominierungen heimste er jedoch leider nur einen Goldjungen ein.


von Nicolas Wenger

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