“Perfect Days” – Filmkritik

“Perfect Days” - Hirayama (Koji Yakusho) mit seiner Nichte
“Perfect Days” - Hirayama (Koji Yakusho) mit seiner Nichte © DCM

Die Kritik:

“Perfect Days” Cover
“Perfect Days” Cover © DCM

“Perfect Days” ist ein Drama von Wim Wenders. Der deutsche Regisseur begibt sich mit seinem Film nach Japan und auf eine ruhig-poetische Reise. Diese erhielt tolle Kritiken und wurde sogar für den Auslands-Oscar nominiert. Am 05. April erscheint er für das Heimkino und wir haben eine Blu-ray zur Rezension erhalten.

Inhalt: Hirayama (Koji Yakusho) ist Toilettenreiniger in Tokyo und führt auch sonst ein bescheidenes Leben. Seine Routine ist meditativ und erfüllend. Dabei spricht er kaum, kommuniziert stattdessen durch fast schon schüchterne Gesten. Die Mitmenschen reagieren mal etwas distanziert, andere haben ihn in ihr Herz geschlossen. Erst das Auftauchen seiner Nichte stört diese Routinen ein klein wenig.

Perfect Days
Perfect Days: Hirayama (Koji Yakusho) reinigt öffentliche Toiletten in Tokio © DCM

Wim Wenders inszeniert Hirayamas iterativen Tag fast wie in einer Doku. Da der Protagonist kaum spricht, wird die Aufmerksamkeit umso mehr auf die Bilder gerichtet. So dürfen auch wir uns von den alltäglichen, kleinen Wundern überzeugen lassen, etwa wenn Hirayama freudestrahlend in die Sonne oder die Natur blickt. Diese zurückhaltende, intrinsische Herangehensweise dürfte der japanischen Kultur etwas näher als der im Westen kommen und daher ist der Film dort so gut angesiedelt.

Erst im letzten Drittel werden einige Dinge und Probleme in Worte gefasst. Der Doku-Stil macht nun etwas mehr einem Filmdrama Platz, ohne in irgendeiner Form dem Kitsch zu verfallen. Das Hauptaugenmerk liegt auf diesem in sich ruhenden Menschen, der die ganz kleinen Highlights des Tages genießt. Ein Beispiel: Die tägliche Runde Tic-Tac-Toe mit einer unbekannten Person, bei der jeder pro Tag sein Zeichen auf ein Blatt versteckt neben einer Toilette setzt. Dies könnte in eine nerdig-romantische (Liebes-)Beziehung enden – tut sie aber nicht. Wir erfahren nicht, wer die andere Person ist. Das entbehrt einerseits Höhepunkte im Film, gibt dem Streifen andererseits diesen unnachahmlich bittersüßen Charakter.

Bild:

Die visuelle Darstellung von Tokio in “Perfect Days” ist interessant geraten. Anstatt der überfüllten Metropole, die wir aus anderen Filmen kennen, zeigt uns Wenders eine entschleunigte Variante ganz aus der Sicht des Protagonisten. Die Hektik erkennen wir dabei höchstens im Hintergrund, die poetischen Momente dominieren. Etwa in der Natur, den kleinen traditionellen Läden und ja, sogar öffentliche Toiletten können hübsch aussehen. Zumindest wenn ein Mensch wie Hirayama so liebevoll seine Arbeit verrichtet. Qualitativ lässt die Blu-ray dabei keine Wünsche übrig. Das Bild zeigt sich passend im 4:3 Retro-Format.

Ton:

Die Musik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die in die Jahre gekommenen Popsongs begleiten Hirayama auf seinem Weg durch die Stadt. Dass seine Kassetten mittlerweile beachtliche Sammlerpreise erzielen, zeigt die heutige Zeit zwischen Tradition und Moderne – gerade in Japan. Anfangs wird im Film kaum gesprochen, später ist es eher die Schlichtheit, die die Dialoge so besonders machen. Die Synchronisation ist meistens sehr gut gelungen.

Extras:

Die Extras bestehen aus Wim Wenders‘ Kurzfilm „Some body comes into the light“ (Japan 2023) und einer Bildergalerie zu „Perfect Days“. Ferner ein Zettel mit Anleitung bei, wie man einen Blumentopf aus Zeitungspapier gestaltet – ganz wie unser Protagonist im Film. Sehr sympathisch.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
7/10

Zusammenfassung

Intimer Blick auf das Leben eines Mannes, der trotz seiner Zurückgezogenheit im Reinen mit sich und der Welt ist.

Fazit:

Ein Film über unausgesprochene und doch intensive Freundschaften und einen Menschen(schlag), dem man selbst im Alltag doch eher wenig beachtet. Auf die 2 Stunden Laufzeit muss man sich dafür einlassen.


von Nicolas Wenger

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