Filmkritik zu Night of the Hunted und dem 2-Disc Limited Collector’s Edition im 4K-Mediabook

Night of the Hunted - Alice (Camille Rowe) nutzt das Inventar der Tankstelle recht kreativ
Night of the Hunted - Alice (Camille Rowe) nutzt das Inventar der Tankstelle recht kreativ © Capelight Pictures

Die Kritik:

Night of the Hunted im 2-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook (4K Ultra HD + Blu-ray)
Night of the Hunted im 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (4K Ultra HD + Blu-ray) © Capelight Pictures

Night of the Hunted wurde von dem Regisseur Franck Khalfoun inszeniert, der bereits Erfahrung mit Horrorfilmen wie „Maniac“ und „P2“ gemacht ist. Der 95-minütige Streifen ist hierzulande seit dem 21.03.2024 zu haben, u.a. in der edlen Sonderedition als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook (4K Ultra HD + Blu-ray), welche unserer Besprechung zu Grunde lag.

Inhalt: Der Film folgt Alice (Camille Rowe), die mitten in der Nacht an einer abgelegenen Tankstelle hält, während sie mit ihrem heimlichen Geliebten unterwegs ist. Doch dort ist kein Angestellter mehr am Leben und bald wird auch sie zum Ziel des Scharfschützen (Stasa Stanic), der sich in der Nähe versteckt hält. Es entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Alice versucht, die Angriffe zu überleben. Über ein Walkie Talkie will die junge Frau seine Motive ergründen und den richtigen Moment zur Flucht zu nutzen…

So beschränkt der Handlungsort ist, so kreativ wird dafür das gesamte Warenlager der Tankstelle genutzt – entweder um vom Schützen in Fetzen geschossen zu werden (was richtig cool aussieht!) oder wichtige Utensilien für Alice bereit hält wie etwa zur Verarztung, Flucht oder zum Kampf. So manche dieser Entscheidungen muten etwas unlogisch an, andererseits wer würde überlegt agieren, wenn er über Stunden von einem Scharfschützen bedroht wird? Das Gespräch über das Walkie Talkie macht Alice weiter psychischen Druck. Immerhin diesen Spieß will sie umdrehen, doch der Schütze lässt sich kaum aus der Reserve locken. So erfahren wir bis zum Ende sehr wenig über seine Motivation.

Night of the Hunted- Szenenbild
Night of the Hunted- Szenenbild © Capelight Pictures

Vordergründig kommt der Streifen ziemlich geradlinig daher, die Spannung nimmt ordentlich zu. Viel neues wird in der Hinsicht nicht geboten, und so versucht man hinter das Ganze zu blicken. Ansätze gibt es einige. So lässt uns der Scharfschütze an seinen ausführlichen Monologen teilhaben, in dem er über Themen wie Impfung, „woke“ Kultur und Co wettert. Während er sich passenderweise hinter einer Sekten-Werbetafel mit der Aufschrift „God is nowhere“ versteckt, sieht er sich jedoch nicht als Verschwörungstheoretiker, sondern als missverstandener Verlierer der Gesellschaft. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Macher in „Night of the Hunted“ tatsächlich diesen Menschenschlag etwas genauer thematisieren möchte. Einfach machen sie es einem dabei jedoch nicht, eben weil man so wenig Handfestes erfährt (laut Regisseur sollen wir uns dafür selbst fragen, was Menschen zu solchen Amokläufen bringt). Und da er zu willkürlich viele unschuldige Menschen tötet, senkt das beim Zuschauer jede Form der Empathie für den Killer.

Alice dagegen, die sehr gut gespielt wird, steht als erfolgreiche Karriere-Frau, die keine Kinder will, auf der anderen Seite. Als hohes Tier in einem Pharma-Unternehmen betrügt sie außerdem ihren Ehemann. Alles Punkte, die den Attentäter missfallen, doch reichen diese Punkte aus, dass er sich genau diese fremde Frau ausgesucht hat? Darüber darf sich der Zuschauer während den unterhaltsamen 95 Minuten selbst eine Antwort geben.

Bild:

Zugegebenermaßen lässt ein einziger Handlungsort eher wenig Spielraum für atemberaubende 4K-Bilder. Die Umgebung ist überwiegend dunkel (wo sich der Killer versteckt), was im starken Kontrast zur künstlich grell-beleuchteten Tankstelle steht (wo sich Alice versteckt). Möglicherweise offenbart allein das schon eine kleine Metaebene. Visuell beeindruckend geraten die Einschüsse, die das Inventar der Tankstelle mit ihren ebenso grellen Verpackungen von Snacks und Co. zerfetzen. Das Bild der 4K UHD-Disc beleuchtet in schöner Gleichmäßigkeit den gesamten TV und selbst bei den dunklen Szenen lässt die Bildschärfe alles erkennen. Richtig gut!

Ton:

In einigen, vor allem actionreichen Momenten kommen die Surround-Kanäle toll zum Einsatz. Insbesondere die Geschosse des Scharfschützen sausen uns gefühlt um die Ohren. Der Soundtrack ist gut gewählt, um die Spannung atmosphärisch zu unterstützen, ohne zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Die angesprochenen Dialoge zeigen die komplett unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten, der Attentäter hat mit seinen teils kruden Behauptungen dabei den viel größeren Sprechanteil. Die Synchronsprecher liefern durchweg gute Leistungen ab.

Extras:

Digitales Bonusmaterial fehlt bis auf Trailer. Das limitierte Mediabook von Capelight punktet dafür gewohnt auf ganzer Linie. Angefangen bei den toll in schwarz gehüllten Motiven auf Vorder- und Rückansicht, über die tadellose Verarbeitung bis hin zum Booklet. Darin enthalten sind weitere knackscharfe Szenenbilder sowie ein sehr informatives Interview mit dem Regisseur. Das enthält angenehm offene Analysen zum Film. Sehr lesenswert!

4K Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
8/10

Zusammenfassung

Schauspiel, Optik und Spannungskurve gefallen, über einen vermeinltlichen doppelten Boden darf man sich Gedanken machen.

Fazit:

Vordergründig ordentlich-packender Thriller. Die vielschichtig ausgebarbeiteten und gegensätzlichen Charakteren und deren Motivationen dürften derweil das gespaltene Amerika aufzeigen.


von Nicolas Wenger

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