Alibi.com – Filmkritik: Französische Hilfestellung beim Fremdgehen

Alibi.com: v.l.n.r.: Mehdi (Tarek Boudali), Augustin (Julien Arruti) und Grégory Van Huffel (Philippe Lacheau) © Studiocanal

Die Kritik:

Alibi.com - Kinoplakat
Alibi.com – Kinoplakat © Studiocanal

Wer lange mit seinem Partner liiert ist, wünscht sich vielleicht zwischendurch eine Affäre, um aus dem trüben Alltag auszubrechen. Manch einer träumt vielleicht nur von dem Reiz des Verbotenem, während andere sich bewusst auf die Suche nach dem Abenteuer begeben. Wer sich bereitwillig ins den Betrug des Partners stürzt, wird sich gelegentlich in einem Lügengeflecht verstricken, um die Wahrheit um die neue Liebe geheim zu halten. Wäre es da nicht schön, wenn man immer ein passendes Alibi parat hätte, dass einem zu jedem erdenklichen Zeitpunkt die Liebelei erleichtert? Für alle jene wäre eine Agentur, die genau diese Dienste bietet, ein Geschenk des Himmels!

Aus genau jenem Grund hat Greg (Philippe Lacheau) zusammen mit seinem Freund Augustin (Julien Arruti) die Firma Alibi.com gegründet, die für jeden Anlass ein Paket perfekt zugeschnittener Ausreden liefert. Mit ihren Rundum-Sorglos-Paketen machen sie jeden Schwerenöter glücklich und ziehen so ein breites Publikum an interessierten Kunden an. Kaum ein Auftrag bleibt bei den Geschäftsmännern unerfüllt und so floriert das Geschäft zusehends. Um den Ansturm der Kunden meisten zu können, stellt Greg den ehemaligen Geschäftsmann Medhi (Tarek Boudali) ein. Mit diesem talentierten Kollegen wagt er auch den Versuch einer Expansion. Alles läuft wie am Schnürchen, bis Greg eines Tages die wunderschöne Flo (Élodie Fontan) kennenlernt. Bereits nach dem ersten Date ist es um ihn geschehen. Doch leider steht Flo so gar nicht auf Lügner. Als Greg einige Monate später Flos Eltern kennenlernt, scheint seine Beziehung beendet. Denn ausgerechnet Flos Vater ist einer der treuesten Kunden von Alibi.com. Das Chaos ist vorprogrammiert und nimmt seinen Lauf…

Alibi.com: Monsieur Martin (Didier Bourdon) und Madame Martin (Nathalie Baye) amüsieren sich gut © Studiocanal

Bereits 2009 hatte Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Philippe Lacheau („Project: Babysitting“, „Ab in den Dschungel“) die Idee zu „Alibi.com“. Nachdem er im Fernsehen eine Reportage über ein Unternehmen gesehen hatte, das Alibis für die Kunden arrangierte, wollte er selbst die scheinbar kuriose Firma als Angelpunkt seiner neuen Komödie zum Leben erwecken. Die Ausgangsidee des Films ist auch durchaus amüsant. Die Umsetzung scheitert jedoch. Zugegeben, viele der Gags sind wirklich gelungen und laden zum Lachen ein. Doch zwischendurch gibt es immer wieder Sequenzen, die derart überzogen sind und zum Fremdschämen verleiten, dass der Film sich dadurch die Chance zur netten Komödie selbst versaut. Wenn ein harmloser Hund in einen Autounfall verwickelt und kurz darauf angesteckt wird, ist das keineswegs lustig, sondern einfach nur geschmacklos. Wären diese Szenen ausgespart worden, hätte es einen zusätzlichen Punkt gegeben. Der Brachialhumor singt leider auf eine sehr niedrige Stufe, was extrem schade ist. Denn das Bemühen von Greg und seinem Team, dem Schwiegervater in Spe aus der Misere zu retten und gleichzeitig seine Ehe neu zu beflügeln, ist wirklich amüsant geworden. Und auch die Lügen, in die sich Greg selbst verrennt sind keinesfalls platt, sondern durchaus innovativ. Leider ist das Gesamtpaket unausgewogen und über viele Momente fragwürdig.

Alibi.com: Narkoleptiker Mehdi (Tarek Boudali) schläft bei einem Ablenkungsmanöver mit einer aufstrebenden Sängerin (Nawell Madani) und Grégory (Philippe Lacheau) ein © Studiocanal

Auch die Szenen um denen neuen Mitarbeiter Mehdi, der unter Narkolepsie leidet und zu den undenkbar schlechtesten Momenten einschläft, sind im Kern amüsant. Doch auch hier übertreibt Lacheau es zu sehr und lässt die witzigen Moment wie in einer antriebslosen Dauerschleife erscheinen. Die wirklich lustigen Szenen liefert der Film, wenn sich der Macher mit seinem Humor zurückhält und die Darsteller einmal selbst das Ruder übernehmen lässt. Die völlig talentfreie Sängerin, die zugleich die Geliebte von Flos Vater ist, präsentiert sich in einem selbstproduzierten Musikvideo derart selbstbewusst, dass das Video trotz des grausamen Gesangs und des völlig absurden Songtextes zum Highlight des Films wird.

Wer auf platten Humor steht und sich gerne einmal von überzogenen Momenten berieseln lassen will, der hat mit „Alibi.com“ seinen Spaß. Man sollte aber darauf vorbereitet sein, dass man sich zwischendurch immer wieder gegen die eigene Stirn haut oder sich vor lauter Schamgefühl in seinem Kinosessel verkriecht.

  • 5/10
    fim - 5,5/10
5.5/10

Kurzfassung

Französische Komödie waren schon immer etwas eigenwillig. Im Fall von „Alibi.com“ bewegt man sich zwischen lustigen Momenten, absurden Situationen zum Fremdschämen und geschmacklosen Ereignissen hin und her.

Fazit:

„Alibi.com“ ist eine im Ansatz nette Komödie, die sich durch ihre derben Sprüche und Momente mit geschmacklosen Nuancen leider selbst zerstört.


von Sandy Kolbuch

Mehr zum Film:
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