Loveless – Kritik zum DVD-Start

Loveless - Boris (Alexey Rozin) mit seiner neuen freundin Masha (Marina Vasilyeva)
Loveless - Boris (Alexey Rozin) mit seiner neuen Freundin Masha (Marina Vasilyeva) © Alpenrepublik

Die Kritik:

Loveless DVD Cover
Loveless DVD Cover
© Alpenrepublik

Loveless kam vor gut 2 Jahren bei uns ins Kino, 10 Monate nach der Uraufführung in Cannes. Ins Heimkino schafft es das russische Drama nun recht unauffällig erst am 28. Februar 2020 und zwar nur als DVD – trotz all den tollen Kritiken und Preisen inkl. einer Golden Globe- sowie Oscar-Nominierung als besten fremdsprachigen Film.

Regisseur Andrey Zvyagintsev weiß wie es geht, wenn er den Alltag um Familie und Liebe melancholisch mit größeren, kritischen Themen verbindet. Nach Die Rückkehr (2003), Elena (2011) und Leviathan (2014) klappt das mit „Loveless“ so gut wie nie zuvor, auch wenn es oberflächlich gesehen etwas weniger politisch wird. Neben der Justiz oder der Kirche bekommt es nun vor allem die gehobene Mittelschicht ab.

Dort sind Zhenya (Marjana Spiwak) und Boris (Alexei Rosin) anzusiedeln, die wenig Interesse an ihrem eigenem Kind zeigen. Beide haben neue Partner und gehen eindeutig egoistisch vor, wenn sie ständig über ihre eigenen Probleme sprechen. Leidtragender ist der gemeinsame Sohn Alyosha (Matwei Nowikow).

Loveless - Zhenya (Maryana Spyvak) und Sohn Alyosha (Matvey Novikov) in der Küche
Loveless – Zhenya (Maryana Spyvak) und Sohn Alyosha (Matvey Novikov) in der Küche © Alpenrepublik

Die richtige Story wird erst nach einer knappen Stunde angefangen, wenn der 12-jährige verschwindet. Wie die Eltern verlieren wir im Film den Jungen aus den Augen und kriegen nur noch Zhenyas und Boris‘ Leben vorgetragen. Auch im Anschluss behandelt der Film lange die Eltern als unsympathische Protagonisten, denen man sehr nahe kommt . Gleichzeitig schafft es der Film, dass man auch Verständnis für die ausgefeilten Charaktere aufbringt. Erst im letzten Drittel wandelt sich das Drama ein wenig zum Thriller.

Der in Moskau spielende Film verbindet naturalistische Aufnahmen mit der ritualisierten Alltagswelt der Stadt. Regisseur Andrey Zvyagintsev zeigt, was ihm in unserer modernen Zeit missfällt und gestaltet eine beispiellose Tragödie mit einem apokalyptischen Hauch, so realistisch wie eindringlich. Hervorzuheben ist außerdem das famose Hauptdarsteller-Duo.

Bild:

Die langen Kamerafahrten und Einstellungen zeigen sowohl die Natur als auch die Wohnungen sehr detailliert, um lässt eine besondere Bildsprache mit gelegentlichen Symbolen und Metaphern zu. Die Bildqualität der DVD ist in Ordnung und irgendwie ganz stimmig zum Spielfilm. Eine Blu-ray-Veröffentlichung wäre dennoch wünschenswert gewesen.

Ton:

Untermalt werden diese Bilder mit stimmiger Musik, ohne Übertreibungen. Die deutsche Synchronisation der russischen Sprache ist meistens sehr gelungen und präsentiert die ruhigen Dialoge für Herz und Hirn.

Extras:

Bonusmaterial fehlt auf der DVD leider komplett.

  • 9/10
    Film - 9/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
8.5/10

Kurzfassung

Ausgefeilte Charaktere, tolle Darsteller und ein Blick für größere, kritische Themen: Regisseur Zvyagintsev versteht sein Handwerk.

Fazit:

Loveless erzählt seine Geschichte klischeelos und realistisch in einer beispiellosen Tragödie mit einem apokalyptischen Hauch. Eine Gesellschaftsparabel um Alltag, Familie, Liebe und noch viel mehr in 127 Minuten.

Der russische Film gehört zu dem Besten, was das russische Kino zu bieten hat. Lest hier weitere hervorragende Filme aus Russland.


von Nicolas Wenger

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