Eine Frau mit berauschenden Talenten – DVD Kritik

30 Bauchtaschen pro Stunde: Scotch (Rachid Guellaz) und seine Jungs rackern sich ganz schön ab. Bei einem Geschäftstreffen muss Patience (Isabelle Huppert) den Zwischenhändler aber noch ein bisschen motivieren. Schneller geht immer.
30 Bauchtaschen pro Stunde: Scotch (Rachid Guellaz) und seine Jungs rackern sich ganz schön ab. Bei einem Geschäftstreffen muss Patience (Isabelle Huppert) den Zwischenhändler aber noch ein bisschen motivieren. Schneller geht immer. © Neue Visionen Filmverleih

Die Kritik:

Eine Frau mit berauschenden Talenten - DVD Cove
Eine Frau mit berauschenden Talenten – DVD Cover © Neue Visionen Filmverleih

Der Kampf gegen den Handel von Drogen ist noch immer ein sehr großes Streitthema in vielen Ländern der Welt. In Frankreich ist dies keinerlei Ausnahme. Debatten um die Legalisierung von Cannabis begleiten das Land seit vielen Jahren. Die Exekutive verfolgt dabei die Dealer mit äußerster Genauigkeit und erhöhter Überwachung. Noch heute machen Drogenfunde oder Festnahmen von Drogenbaronen große Schlagzeilen. Es ist ein endloser Kampf.

In diesen Kampf, ohne Aussicht auf ein Ende, findet sich Patience Portefeux (Isabelle Huppert), die als Arabisch-Übersetzerin im Drogendezernat arbeitet. Stark unterbezahlt hört sie Telefonate der Drogenszene ab und übersetzt diese für die Sondereinheit unter der Führung von Philippe (Hippolyte Girardot), mit welchem sie auch eine Beziehung führt. Die massive Unterbezahlung macht Patience zu schaffen, denn das kostspielige Pflegeheim ihrer Mutter (Liliane Rovére) droht sie rauszuwerfen wegen unbezahlter Rechnung. Mit dem Rücken zur Wand sieht Patience nur eine Möglichkeit: Eine Drogenlieferung nach Paris zu sabotieren, das Cannabis ausfindig zu machen und selbst an dem Verkauf zu verdienen. Es bleibt nicht nur bei einer einmaligen Geschichte, denn Patience entdeckt ein Talent, von dem sie nicht wusste, dass sie dazu fähig ist und mischt den Drogenhandel ordentlich auf.

„Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (Original: La daronne) verweist in ihren Grundzügen einige Parallelen mit Breaking Bad. Dort wird der unterbezahlte Highschool-Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) mit Krebs diagnostiziert und startet Meth zu kochen, um für seine Familie auszusorgen. Dafür kreiert er seine Kunstfigur “Heisenberg”. Im weiteren Verlauf der Handlung geht es immer weniger darum genug Geld zu verdienen, sondern um eine Machtposition zu festigen, weil man in einer Branche hineingelangt ist, in welcher man sein Potenzial ausschöpfen kann.

Eine Frau mit berauschenden Talenten: Als Übersetzerin beim Pariser Drogendezernat kann Patience (Isabelle Huppert) die Aktivitäten der Untergrundszene ganz einfach von zu Hause aus abhören. Und ist damit als gewiefte Doppelspielerin garantiert immer einen Schritt voraus.
© Neue Visionen Filmverleih

Bei Patience ist es sehr ähnlich. Sie ist nicht nur sehr talentiert in ihrer neuen Tätigkeit, sie legt sich auch einen Künstlernamen zu mit “La daronne” (“Die Alte”). Als zierliche Frau begibt sie sich hierbei in die Männerdomäne des Drogenhandels und überrascht mit einer schlagfertigen Leistung von Isabelle Huppert.

Regisseur Jean-Paul Salomé, der schon mit Komödien wie “Rache ist weiblich” schon starke weibliche Figuren in den Vordergrund rückte, wagt er sich mit der großartig aufgelegten Isabelle Huppert an eine lockere Komödie heran, die keineswegs einen moralischen Fingerzeig zum Konsum von Cannabis sein möchte. Die Erzählung ist mit ruhigen Momenten gespickt. Die Beziehungen zwischen Patience und Philippe, Patience und ihrer Tochter Gabrielle (Rebecca Marder) oder mit Madame Fo (Nadja Nguyen) funktionieren mit kleinen Gesten statt mit großen Worten, womit man nicht anders kann, als mit Patience zu sympathisieren und ihrem unehrlichen Handeln die Daumen zu drücken. Isabelle Huppert beweist vor allen Dingen ihr komödiantisches Talent im Zusammenspiel mit den machohaften kleinen Dealern Scotch (Rachid Guellaz) und Chocapic (Mourad Boudaoud), die sich wunderbar als Comic-Reliefs in die Handlung integrieren.

Das Geschäft läuft: Patience (Isabelle Huppert) hat über Nacht die Szene im Griff. Der Stoff der neuen Großhändlerin ist der Hammer!
Das Geschäft läuft: Patience (Isabelle Huppert) hat über Nacht die Szene im Griff. Der Stoff der neuen Großhändlerin ist der Hammer! © Neue Visionen Filmverleih

Die beiden Männer, die sich sonst als sehr männlich aufspielen, werden in Dialogen mit der kleineren, aber dennoch sehr selbstbewussten “La daronne” niedergeredet und verlieren ihre Männlichkeit und werden schnell zu Handlangern der neuen Königin des Cannabis-Handels. Das mehrdeutige Machtspiel der Geschlechter überzeugt durch die Interaktionen zwischen Patience und der zwei von Männern dominierten Welten.

So gelungen diese Charaktermomente und Dialoge auch sind, schafft es die Handlung nicht durchgängig bissig und unterhaltsam zu sein. Gerade weil die Erzählung sich jeglicher kritischen Betrachtung in Bezug auf Drogenhandel, Gesellschaft und die Institution des Drogendezernats entzieht. Es ist alles sehr lieb, harmlos und es endet fast so schnell, wie es kam. Statt einer bissigen Komödie über gesellschaftliche Probleme in Frankreich, verweilt der Film nur als kommentarloser Beobachter und schaut letztendlich weg.

Bild:

Die Bildqualität ist insgesamt sehr gut für eine DVD. Farben und Nahaufnahmen wirken sehr sauber, einzig bei hektischen Kameraschwenks und Schnitten merkt man einen minimalen Qualitätsverlust an. Außerdem sind Schriftzüge der Untertitel nicht von bester Qualität und man muss sich an einigen Stellen konzentrieren, um diese klar lesen zu können.

Ton:

Die DVD bietet sowohl für Deutsch und Französisch in Dolby Digital 5.1. an, also gibt es hier keinerlei Probleme, alles ist sehr verständlich.

Extras:

Die Extras gestalten sich eher unspektakulär, aber informativ. Es gibt Interviews mit Jean-Paul Salomé und Isabelle Huppert zum Film, die ein paar zusätzliche Eindrücke zum Film liefern. Des Weiteren bekommt man Zusatzaufnahmen zum Casting des Films und die übliche Trailershow samt eigenen Kinotrailer.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
6.5/10

Kurzfassung

Unterhaltsame Komödie mit einer sehenswerten Isabelle Huppert.

Fazit:

“Eine Frau mit berauschenden Talenten” ist eine unterhaltsame Komödie über den Drogenhandel in Frankreich mit einer sehenswerten Leistung von Isabelle Huppert. Leider sind die Handlung und der Humor an vielen Stellen zu brav und hätte mehr Bissigkeit gutgetan.


von Kenan Hasic

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