Bad Moms – Ein Spaß für junge Mütter

Bad Moms - Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn
Bad Moms - Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn © WVG Medien / Tobis

Die Kritik:

Mit einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 180 Millionen Dollar ist „Bad Moms“ einer der Überraschungserfolge des Kinojahres 2016. Ganz offensichtlich hat die Komödie der „Hangover“-Autoren Jon Lucas und Scott Moore einen Nerv getroffen, der genau am Puls der Zeit liegt. „Bad Moms“ versteht sich als Hommage an moderne Mütter, die sich durch einen stressigen Alltag navigieren müssen, bei dem Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bringen sind, während man es allen Recht machen will. Doch auch wenn der Film sicher einige Wahrheiten verpackt, die vielen Müttern aus der Seele sprechen, hätte es ihm gut getan, wenn er seine positiven Botschaften nicht in ein derartig mittelmäßiges, stereotypengeplagtes und holzhammerartiges Gewand stecken würde.

Bad Moms - Blu-ray Cover
Bad Moms – Blu-ray Cover © WVG Medien / Tobis

Amy (Mila Kunis) ist eine 32-jährige Mutter von zwei Kindern, die alles versucht, ihr stressiges Arbeitsleben als Vertriebsleiter eines Start-up-Unternehmens mit dem Versorgen ihrer Sprösslinge in Einklang zu bringen. Doch angesichts von allgegenwärtigem Perfektionsdruck und wenig Unterstützung ihres egomanen und faulen Mannes Mike (David Walton) kommt Amy kaum noch hinterher und fühlt sich hoffnungslos überlastet. Ihr Leben gerät endgültig aus den Fugen, als sie Mike beim Masturbieren vor einem Camgirl erwischt und aus dem von der tyrannischen Obermutter Gwendolyn (Christina Applegate) geführten Elternrat austritt, da sie mit ihren übereifrigen Methoden nicht mehr akzeptieren will. Nach einem öffentlichen Wutausbruch bei einer Elternratssitzung trifft sie auf die sehr freiherzige Singlemutter Carla (Kathryn Hahn) und die vierfache Mutter und Hausfrau Kiki (Kristen Bell), die beide nicht minder vom Mutterleben überfordert sind. Gemeinsam begeben sich die drei Frauen auf einen partyreichen Selbstfindungs- und Befreiungstrip, bei dem es endlich mal um ihre eigenen Bedürfnisse geht.

„Bad Moms“ will eine Art feministisches Manifest sein, das gegen allgegenwärtigen Perfektionsdruck und Helikopter-Mütter rebelliert, womit man sicher auf viele offenen Ohren trifft, die von gleichen Problemen geplagt sind. Lucas und Moore verpacken das Ganze in eine erwartungsgemäß vulgär-respektlose Orgie des tiefergelegten Humors, der zugleich aber auch schmerzhaft offensichtlich auf den breitestmöglichen Massengeschmack zielt. Unterstrichen wird dieses kaum versteckte Bestreben nach Mittelmaß durch ein nahezu aggressives Einsetzen der größten Charterfolge des Jahres, was auch sinnbildlich für den gesamten holzschnittartigen Charakter des Films steht. Kunis, Hahn und Bell sind sehr talentierte Darstellerinnen und haben sichtlich Spaß an ihren Rollen, doch auch wenn ihre Bedürfnisse über viel Identifikationspotential verfügen, sind ihre Figuren überaus klischeehaft und stereotyp gezeichnet. Sie (insbesondere die anarchische Hahn) geben „Bad Moms“ Leben und Dimension außerhalb ihrer Stereotypen, das seine Macher dem Film nicht einflößen können.

Bad Moms - Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hah
Bad Moms – Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn © WVG Medien / Tobis

Überhaupt bemühen sich Moore und Lucas überhaupt nicht um den Hauch von Subtilität bei der Darstellung ihrer eindimensionalen Charaktere und ebenso vorhersehbarer wie billig konstruierter Story. Die karikaturartigen Figuren agieren grundsätzlich nach den Vorgaben der Geschichte, so ist Amys Mann Mike natürlich praktischerweise ein (absichtlich) grotesk überzeichnetes, völlig nutzloses, hirnloses und grobschlächtiges Arschloch, das scheinbar in einem anderen Universum lebt als seine Frau. Wie die Beiden zusammenleben können, erscheint angesichts der gigantischen Kluft zwischen ihnen von Beginn an rätselhaft. Auch die anderen Männer im Film kriegen nichts von den Bedürfnissen ihrer Frauen mit, siehe Kikis blinder und tyrannischer Gatte Kent (Lyle Brocato) oder Amys unglaublich klischeebehafteter und inkompetenter Hipster-Chef Dale (Clark Duke). Gerade im Darstellen von Amys Arbeitsumfeld scheitert der Film an enormer Realitätsverzerrung und besteht darauf, müde Witze über ihr scheinbar hohes Alter von 32 Jahren zu machen, womit so wie wohl ein Relikt vergangener Zeit darstellt.

Das Problem, das „Bad Moms“ in der stereotypen Darstellung von jungen Tweens hat, die in diesem Universum wohl ausschließlich unsensible und weltfremde Hipster sind, zieht sich durch den gesamten Film. Hier geht es letztlich nur um das Transportieren von Ideen und plumpem Spaß auf kleinstem gemeinsamen Nenner, nicht aber um das Portraitieren echter Menschen aus Fleisch und Blut. Und sicher, nicht jeder Film muss geistreich sein oder über dreidimensionale Figurenzeichnung verfügen, auch gehen vulgäre und sinnentleerte Komödien vollkommen in Ordnung, doch „Bad Moms“ wirkt fast schon auf offensive Weise konventionell, unpersönlich und uninspiriert. Man ruht sich letztlich auf seiner positiven Botschaft und dem Charme seiner talentierten Akteure aus. Überall wird zwar ein wiedererkennbarer Kern von Wahrhaftigkeit verpackt, auch bei Gwendolyn, deren manischer Kontrollwahn und aalglatte Oberfläche aus einem Gefühl von Unsicherheit und eigener Bedeutungslosigkeit entsteht. Sie ist erzwungenermaßen der grell dargestellte Antagonist des Films und damit das krasse Gegenteil der zunehmend befreiten Amy und ihrer Freundinnen.

Bad Moms - Mila Kunis und Christina Appelgate
Bad Moms – Mila Kunis und Christina Appelgate © WVG Medien / Tobis

Humor ist immer subjektiv und viele Zuschauer können sich bestimmt bei entsprechender Erwartungshaltung an „Bad Moms“ erfreuen. Komödien müssen ganz sicher nicht immer intelligent sein, doch man sollte ihnen schon ansehen können, dass ihre Macher ein wenig inspiriert waren und sich nicht auf den billigsten Gags (und endlosen Zeitlupensequenzen) ausruhen, die ihnen einfallen können. Gerade Filme wie „Bridesmaids“ haben vorgemacht, dass es durchaus möglich ist, enorm albern und vulgär zu sein, aber dennoch dreidimensionale und smarte Frauenfiguren zu zeichnen, die über reine Stereotypen hinausgehen. Ganz sicher werden sich dennoch auch viele Frauen und insbesondere Mütter von „Bad Moms“ verstanden fühlen, denn viele ihrer Probleme im Alltag erkennt der Film und stellt sie überspitzt da. Dennoch hätte gerade die Zielgruppe einen besseren Film verdient.

Bild:

„Bad Moms“ punktet nicht unbedingt mit seiner standardisierten Digital-Ästhetik. Das Bild ist insgesamt auffällig hell und strahlt eine gewisse Hochglanz-Kühle aus, die sich jedoch lediglich in soliden Schärfewerten niederschlägt. Der optische Eindruck des Films ist eher weich, Kontraste und Schwarzwerte sind anständig. Farblich wirkt der Film weitestgehend natürlich. Bildfehler bleiben aus, nur sehr geringfügiges Rauschen ist in manchen dunklen Bereichen erkennbar.

Ton:

In akustischer Hinsicht überrascht die Blu-ray mit einer dynamischen Tongestaltung, die vor allem bei den zahlreichen Musiksequenzen zur Geltung kommt. Hier geht es nicht nur kräftig zur Sache, auch in Sachen Raumklang überzeugt die Tonspur. Ansonsten ertönen Stimmen in bester Klarheit und Verständlichkeit.

Bad Moms - Mila Kunis
Bad Moms – Mila Kunis © WVG Medien / Tobis

Extras:

Das Bonusmaterial der Blu-ray überzeugt schon mal auf quantitativer Seite. Bein den deutschen Extras wiederholt sich alles sehr schnell und ist unnötig in diverse kurze EPK-Featurettes eingeteilt. Das knapp über zehnminütige solide Standard-Making of ist völlig ausreichend, der Rest ist redundant. Bei den Original Extras bietet die 15-minütige B-Roll einen guten unkommentierten Blick hinter die Kulissen, dazu gesellen sich die obligatorischen entfernten Szenen und ein gut gelauntes Gag Reel. Die Interviews mit den Darstellerinnen stellen sich als ungeschnittene Statements der Mütter heraus, die man am Ende des Films sehen kann.
Mini Making of (03:57 Min.)
Making of (10:46 Min.)
Featurettes
– Kampf der Mütter (03:11 Min.)
– Verschiedene Mom-Typen (01:26 Min.)
– Was ist eine gute Mutter? (03:04 Min.)
Bildergalerie (00:37 Min.)
Deutscher Teaser (01:19 Min.)
Deutscher Trailer (02:31 Min.)
Deleted Scenes (16:32 Min.)
B-Roll (15:05 Min.)
Gag Reel (02:53 Min.)
Interviews
– Christina Applegate (03:50 Min.)
– Annie Mumolo (02:45 Min.)
– Jada Pinkett Smith (04:25 Min.)
– Kathryn Hahn (04:25 Min.)
– Mila Kunis (04:34 Min.)
– Kristen Bell (03:41 Min.)
Red Carpet (01:32 Min.)
Original Trailer (02:27 Min.)
Trailershow (Den Sternen so nah, Alle Farben des Lebens, What We Did On Our Holiday, Die Gärtnerin von Versailles, Fremd Fischen, Lieber verliebt, Plötzlich Papa)

 

Blu-ray Wertung
  • 4/10
    Film - 4/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 5.5/10
    Extras - 5.5/10
6/10

Kurzfassung

Gerade die Zielgruppe junger Mütter könnte in „Bad Moms“ dank viel Identifikationspotential eine nette Abwechslung finden, auch wenn der Film in einigen Belangen sehr dürftig ausfällt.

Fazit:

Jon Lucas und Scott Moore wollen mit „Bad Moms“ eine Hommage an Frauen und insbesondere Mütter erschaffen, jedoch scheitert die humoristisch sehr tiefgelegte Komödie an seiner uninspirierten Regie und stereotypen Figuren, die auch nicht von den gut aufgelegten und sympathischen Darstellerinnen gerettet werden können.


von Florian Hoffmann

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*