100 Gewehre: Action-Western mit viel Spektakel

100 Gewehre: Aus dem Sheriff Lydecker (Jim Brown) und dem flüchtigen Bankräuber Joe (Burt Reynolds) werden Verbündete
100 Gewehre: Aus dem Sheriff Lydecker (Jim Brown) und dem flüchtigen Bankräuber Joe (Burt Reynolds) werden Verbündete © Black Hill Pictures

Die Kritik:

100 Gewehre - Blu-ray Cover
Blu-ray Cover © Black Hill Pictures

Zur Zeit des Mexikanischen Bürgerkriegs verfolgt der Hilfssheriff Lydecker (Jim Brown) den flüchtigen Bankräuber Joe Herrera (Burt Reynolds). Als er ihn endlich stellt, erfährt er, dass dieser die gestohlenen 6.000 Dollar in 100 Gewehre für die Yaqui-Indianer investiert hat, die sich gegen den skrupellosen General Verdugo (Fernando Lamas) und seine Armee verteidigen müssen. Da Verdugo den schwarzen Sheriff und den Indio-Banditen als Bedrohung für seinen Feldzug sieht, nimmt er sie kurzerhand gefangen. Doch gemeinsam mit der Widerstandskämpferin Sarita (Raquel Welch), die die Yaqui anführt, können sie entkommen. Lydecker steht nun vor der Gewissensentscheidung, für welches Recht er eintritt.

Es sind ganz klar die Schauwerte, auf die „100 Gewehre“ sich ähnlich den James-Bond-Filmen der späten Sechziger vor allem konzentriert. Es gibt Pferde, die über Autos springen, aufwendige Schlachten mit Hunderten Statisten, eine entgleisende Lokomotive und Raquel Welch in knappen oder nassen Outfits. Die Kamera fängt all diese teils wirklich spektakulären Momente sehr sorgfältig ein und ist immer darauf ausgelegt, dass die Zuschauer/innen auch ja jeden Stunt in seiner Gänze wahrnehmen. Das sieht alles zweifellos toll aus und macht ordentlich Spaß (wenn einem auch die Pferde ein wenig leidtun, die auf diesem Rummelplatz wohl am meisten leiden mussten).

100 Gewehre: Sheriff Lydecker und Bankräuber Joe
Sheriff Lydecker und Bankräuber Joe © Black Hill Pictures

Bei all dem Spektakel bleibt leider die Spannung ein wenig auf der Strecke und die durchaus vorhandenen Ansätze eines sozialhistorischen Kommentars werden von Stereotypen wie den sich wie Wilde aufführenden Indianern konterkariert. Das ist sehr schade, denn das Drehbuch nach der Romanvorlage „The Californio“ von Robert MacLeod bietet eigentlich eine interessante Abenteuergeschichte, die dank einer gewissen Charakterentwicklung sogar jede der drei Hauptfiguren am Ende ihrer Reise in ihr persönliches Schicksal führt. Doch letztendlich gelingt es Regisseur Tom Gries leider nicht ganz, all diese vorhandenen Elemente überzeugend umzusetzen und mit dem optischen Pomp zu verknüpfen. Stattdessen schleift die Erzählung streckenweise ein wenig, wenn sie nach dem Abspann auch äußerst positiv im Gedächtnis bleibt.

100 Gewehre: Zugentführung auf mexikanisch
Zugentführung auf mexikanisch © Black Hill Pictures

Trotzdem geben der hünenhafte Brown, der charmant-verschlagene Reynolds und die spröde Welch ein glänzendes Helden-Trio ab, zwischen denen es ähnlich einem Buddy-Movie ganz hübsche Wortgefechte und Bonding-Momente gibt. Hin und wieder kann man nicht anders als vermuten, dass sich hier auch Gore Verbinski Inspiration für solche Blockbuster wie „Lone Ranger“ oder „Fluch der Karibik“ geholt hat – nicht zuletzt wenn Lydecker und Herrera mit der Kette, die sie aneinanderfesselt, ihre Gegner zu Fall bringen. Und wenn alle drei (in verschiedenen Konstellationen) zu Jerry Goldsmiths heroischem Thema durch die Prärie reiten, kommt auch durchaus eine ähnliche Blockbuster-Stimmung auf. Das unterstreicht letztendlich nur den Anspruch des Westerns, zu unterhalten – und den kann er erfüllen.

Bild:

100 Gewehre: Lydecker und Rebellin Sarita
Lydecker und Rebellin Sarita © Black Hill Pictures

Der knapp 50 Jahre alte Film wurde hervorragend auf Blu-ray übertragen und kommt wunderbar scharf daher, selbst in den schnellen Actionsequenzen. Auch an Farbtiefe und Schwarzwert gibt es nichts auszusetzen.

Ton:

Das DTS-HD Master Audio sorgt für wuchtigen Sound ohne Kompressionsverluste und die verschiedenen Klangebenen sind auch bei den soundlastigen Massenszenen jederzeit ausgeglichen. Die deutsche Fassung klingt eine Spur blecherner als die Originalversion.

Extras:

Außer zwei Trailern gibt es Interviews mit Regisseur Bertrand Tavernier (ca. 20 Minuten) und Filmhistoriker Patrick Brion (ca. 6 Minuten). Beide liegen lediglich in französischer Sprache und ohne jegliche Untertitel vor, was für Nichtfranzosen mehr als ärgerlich ist.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 3/10
    Extras - 3.0/10
7/10

Kurzfassung

Üppiges Western-Spektakel mit einigen unnötigen Erzähllängen.

Fazit:

Action-Western mit coolen Helden, der sich vor allem ums Spektakel dreht. Die soliden Story-Ansätze werden nicht konsequent genug verfolgt, weshalb die Erzählung hin und wieder schwächelt, aber ein unterhaltsames Genre-Vergnügen ist „100 Gewehre“ auf jeden Fall.


von Matthias Pasler

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