Freaky: spaßige Horrorkomödie – Filmkritik

Freaky: The Butcher (Vince Vaughn) und Millie (Kathryn Newton)
Freaky: The Butcher (Vince Vaughn) und Millie (Kathryn Newton) © Universal Pictures

Die Kritik:

Nachdem Regisseur Christopher Landon mit den beiden unterschätzten „Happy Death Day“-Filmen das regelmäßig filmisch aufgegriffene Zeitschleifenthema mit viel Inszenierfreude ins Horrorgewand gepackt hat, nimmt er sich nun das ähnlich häufig frequentierte Körpertausch-Genre vor. Waren besagte Horrorkomödien noch eher jugendfreie Angelegenheiten, geht es bei „Freaky“ schon richtig derbe zur Sache. Köpfe werden mit Klobrillen, Tennisschlägern und Flaschen malträtiert, während ein Kreissägen-Mord fast schon an „Mortal Kombat“ erinnert. Doch auch wenn Landons neuer Film eine ordentliche Schippe blutiger und kreativ inszenierter Gewalt drauf setzt, bleibt auch dieser Serienkiller-tauscht-mit-Teenager-den-Körper-Streifen ein augenzwinkernder und wissender Spaß, der viel Freude bereitet.

Freaky - Filmposter
Freaky – Filmposter © Universal Pictures

Millie Kessler (Kathryn Newton) ist eine hübsche High School-Schülerin, die aber eher einen Mauerblümchenstatus inne hat und von ihren Mitschülern gerne mal gemobbt wird. Als ihr verschlafenes Nest von einem Serienmörder (Vince Vaughn) heimgesucht wird, stellt sich ihr Leben jedoch gründlich auf den Kopf: Nachdem der „Blissfield Butcher“ getaufte Killer bereits vier Teens ermordet hat, scheint Millie sein nächstes Opfer zu werden. Doch der Michael Myers-Verschnitt hat nicht damit gerechnet, dass sein frisch gestohlener antiker Dolch dafür sorgt, dass er den Tausch seines Körpers mit dem seines Opfers verursacht. Nachdem Millie die brutale Attacke gerade so überlebt hat, findet sie sich also plötzlich im abgeranzten, mit menschlichen Artefakten dekorierten Gruselkabinett des Butchers und vor allem in dessen bulligem Körper wieder. Im Gegenzug wacht der Killer im rosafarbenen Mädchenzimmer auf. Chaos bricht aus…

Schon in der wirkungsvollen Eröffnungssequenz macht Landon unmissverständlich klar, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Das wilde Gemetzel von vier stereotypen Teens scheint fast schon eine Antwort auf all jene Fans zu sein, die „Happy Death Day“ für zu zahm erachteten. Der selbstreferentielle Ton, der das Genre mit viel Freude dekonstruiert, gefällt. Landon offenbart seine Vorbilder stolz, denn nicht nur der augenzwinkernde Tonfall seines Films erinnert an „Scream“, das Ankommen der Eltern am Ende des Prologs ist quasi eins zu eins von Wes Cravens Slasher-Meisterwerk übernommen. Den durchaus vorhandenen Ernst von Cravens Klassiker sucht man hier aber vergebens.

Freaky: The Butcher (Kathryn Newton) ist im falschen Körper
Freaky: The Butcher (Kathryn Newton) ist im falschen Körper © Universal Pictures

So geht es in „Freaky“ also wie auch in „Happy Death Day“ und seiner Fortsetzung nämlich primär äußerst spaßig zu. Seine Körpertausch-Horrorkomödie erweist sich als kurzweiliger und äußerst unterhaltsamer Ritt, der auf angenehm leichtfüßige Art mitreißt. Wirklich Angst kriegt man hier zwar nicht, auch wenn manche Sequenz äußerst gekonnt mittels geschickt platzierter Kamera und dem Spiel mit der Erwartungshaltung des Zuschauers Spannung aufbaut. Vor allem gelingt es Landon aber erneut, äußerst sympathische, zugängliche und menschlich gezeichnete Figuren aufzubauen. Hier gefällt allen voran Kathryn Newton („Der Sex-Pakt“, „Big Little Lies“), die man als liebenswürdige Millie ins Herz schließt und dann ebenso wirkungsvoll zum unterkühlten Psycho-Vamp wird. „Freaky“ hat anders als die meisten Genrevertreter wirklich Herz und meistert auch zwischenmenschliche Momente.

Vince Vaughn sorgt allerdings für die mit besten Momente des Films, denn seine Spielfreude als liebliches und unschuldiges Teen im Killerpelz überträgt sich ungemein. Mit Millies zunächst erwartungsgemäß ungläubigen besten Freunden Nyla (Celeste O’Connor) sowie Josh (Misha Osherovich) bildet er ein unwiderstehliches und oft urkomisches Gespann, das gemeinsam versucht, den Körpertausch-Fluch rückgängig zu machen – dafür bleiben nämlich nur 24 Stunden Zeit, dann ist der Switch nicht mehr rückgängig zu machen.

Freaky: Millie (Kathryn Newton) ist auf der Hut
Freaky: Millie (Kathryn Newton) ist auf der Hut © Universal Pictures

Wenn man diesem amüsanten Film etwas ankreiden möchte, dann wohl seinen gelegentlich etwas leichtfertigen Umgang mit innerer Logik. Aus dem Körpertausch-Szenario ergibt zwar sich durchaus sehr viel effektive Situationskomik, die der Film wunderbar auskostet. Dennoch erscheint das Verhalten der Figuren nicht immer ganz schlüssig: So ist es eben insbesondere der Killer selbst, der in Millies Körper viel kalkulierter vorgeht, als man vielleicht erwarten würde. Gelegenheiten zum kaltblütigen Morden werden jedenfalls längst nicht alle genutzt, sonst wäre der Film allerdings auch schnell vorbei. So kommt hier eben auch nur wenig Spannung und dafür eher Vorhersehbarkeit auf, denn ein Gefühl für Gefahr entsteht nur sehr bedingt. Zu den wenig nachvollziehbaren Taten des Killers gehört auch seine Entscheidung (und vor allem sein Können) aus Mauerblümchen Millie ein perfekt gestyltes Babe zu machen, was angesichts seiner eigenen ungepflegten Brutalo-Erscheinung zumindest überrascht.

Dennoch, solche irritierenden Momente überspielt Landon auch wieder so gekonnt, dass genannte Schwächen nur wenig ins Gewicht fallen. „Freaky“ macht einfach Spaß und funktioniert im Großen und Ganzen sehr gut, sodass man hier breit grinsend mitgeht.

Filmkritik
7/10

Kurzfassung

„Freaky“ macht einfach Spaß.

Fazit:

Nach „Happy Death Day“ und seiner Fortsetzung legt Regisseur Christopher Landon eine weitaus blutigere, aber eine nicht minder spaßige Horrorkomödie vor. Die Körpertausch-Prämisse mag zwar nicht neu sein, aber in diesem allseits gut aufgelegten Kontext sorgt sie für sehr kurzweilige und überaus gelungene Unterhaltung.


von Florian Hoffmann

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