Following – Kritik zu Nolans Debütfilm im Mediabook

Bill (Jeremy Theobald) verfolgt fremde Menschen
Bill (Jeremy Theobald) verfolgt fremde Menschen © Pandastorm Pictures GmbH

Die Kritik:

Following - Mediabook Cover
Following – Mediabook Cover © Pandastorm Pictures GmbH

Following ist ein niedrigbudgetierter Schwarzweißfilm (ca. 6.000 Dollar) aus dem Jahr 1998 und das Regiedebüt des britischen Star-Filmemachers Christopher Nolan. Pandastorm bringt das Thriller-Drama am 03.05. als limitiertes Mediabook (Blu-ray + DVD) neu raus. Wir haben ein Exemplar zur Rezension erhalten und bewerten auch Bild, Ton und Extras.

Inhalt: Der Film folgt dem jungen, arbeitslosen Schriftsteller Bill (Jeremy Theobald), der aus Neugierde und zur Inspiration für seine Arbeit beginnt, wildfremde Menschen in London zu verfolgen. Dabei gerät er in die Fänge des charismatischen Einbrechers Cobb (John Nolan), der Bill in seine kriminellen Machenschaften hineinzieht. Bill merkt viel zu spät, dass er nur eine Schachfigur in einem fiesen Plan ist…

Der Undergroundfilm wurde von Nolan mit Freunden und Bekannten besetzt und die Drehorte sind teils Wohnungen der Akteure, denn das Geld fehlte. Zwar gelang ihm mit „Following“ noch kein Durchbruch, durch einen etwas größeren Erfolg auf Festivals konnte er so immerhin sein viel bekannteres Nachfolgewerk „Memento“ finanzieren.

Following - Bill (Jeremy Theobald) hat einen Plan. Ob der gut ausgeht
Following – Bill (Jeremy Theobald) hat einen Plan. Ob der gut ausgeht? © Pandastorm Pictures GmbH

Schon dieser Erstling zeigt deutlich Nolans Handschrift. Ein zentrales Thema ist auch hier die Zeit. Drei Ebenen verspinnen sich miteinander. Zu unterscheiden sind diese immerhin durch das Aussehen unserer Hauptfigur. Bis sich das komplexe Mosaik vor den Augen des Zuschauers entfaltet, muss man sich bis ganz zum Schluss gedulden. Im Vergleich zu späteren Werken fehlt die teure Action, klar. Dieses Neo-Noir-Experiment bietet dem Zuschauer aber auch sonst wenig Anhaltspunkte und man muss aufmerksam der nicht-linearen Erzählstruktur folgen wollen. Die Charaktere sind oberflächlich und Bills Motive schwierig zu greifen, was dafür einige Metaphern offenbart und letztlich mehr psychologische Charakterstudie, denn echtem Thrill bietet.

Bild:

Neben Regie und Drehbuch war Christopher Nolan auch für die Kamera verantwortlich. Ob das Schwarzweißformat aus Budgetgründen oder künstlerischen Aspekten gewählt wurde, ist zwar nicht klar. Man kann sich diesen minimalistischen Noir-Streifen allerdings auch nicht mit Farbe vorstellen. Damit würde der Film zu nahbar werden, und so erzählen Schatten und Licht ihre eigene Geschichte. Der grobkörnige Look macht die objektive Bewertung des Bildes natürlich schwieriger, Schärfen und Ausleuchtung sind jedoch gelungen bei dem 26 Jahre alten Film, der erstmals in HD auf Blu-ray erscheint.

Ton:

Der Film wurde neu digitalisiert inkl. überarbeiteten deutschen Ton. Hierbei gibt es auch nichts auszusetzen. Die Dialoge schwanken zwischen banal und tiefgründig. Die Synchronisation ist sehr gut gelungen. Insgesamt aber natürlich kein Film, der sich über die Tonspur definiert.

Extras:

Im Booklet-Teil des durchnummerierten, hübschen Mediabooks analysiert Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger das Thriller-Drama. Er erkennt „Following“ als Schlüssel für Christopher Nolans weitere Werke und konzentriert sich sehr filmwissenschaftlich auf die psychologischen Aspekte der Zeit. Absolut lesenswert, wenn auch kein einfacher Stoff (wie der Film). Auch das digitale Bonusmaterial kann auftrumpfen. Während der Film nur 70 Minuten läuft, sind die Extras fast dreimal so lang. Zum einen gibt es den interessanten Audiokommentar mit Regisseur Christopher Nolan, sein Kurzfilm „Doodlebug“ (1997), Interviews mit Christopher Nolan und Emma Thomas sowie das Featurette „Following in their Footsteps: Lucy Russel und Jeremy Theobald besuchen die Drehorte“ und noch eine alternative chronologische Schnittfassung. Volle Punktzahl für diese vollgepackte Veröffentlichung!

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
7/10

Zusammenfassung

Nolans Debütfilm mit einigen Elementen seiner späteren Meisterwerke.

Fazit:

„Following“ bietet eher Arthouse-Feeling, denn Nolans späteren Bombast, was bei dem Budget auch kein Wunder ist. Bleibt die Frage, ob das clever konstruierte Ende und das Zusammenfügen der vielen losen Fäden für einen guten Film reichen. Nolan-Fans dürften sich jedenfalls über diese hervorragende Veröffentlichung im limitierten Mediabook freuen.


von Nicolas Wenger

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