The Kindness of Strangers – Kleine Wunder unter Fremden – Filmkritik

The Kindness of Strangers: Clara (Zoe Kazan) und Marc (Tahar Rahim)
The Kindness of Strangers: Clara (Zoe Kazan) und Marc (Tahar Rahim) © Alamode Film

Die Kritik:

The Kindness of Strangers - Filmplakat
The Kindness of Strangers – Filmplakat © Alamodefilm

Pünktlich kurz vor Weihnachten startet ein kleiner, gemütlicher Ensemblefilm in den deutschen Kinos. „The Kindness of Strangers – Kleine Wunder unter Fremden“ heißt dieser und behandelt in seinen 112 Minuten die Leben verschiedenster Charaktere, deren Lebenswege sich immer wieder irgendwie kreuzen und zu verrückten, romantischen oder einfach netten Begegnungen führt. Im leicht verschneiten New York muss sich auf freundliche Gesten von Fremden verlassen werden.

Der Film behandelt im Kern die Geschichte von Clara (Zoe Kazan, „The Big Sick“). Die Mutter zweiter Jungen flüchtet mitten in der Nacht mit ihren Kindern vor dem gewalttätigen Ehemann und Polizisten in die große Stadt. Obdachlos und ohne finanzielle Mittel versucht sie Essen und Unterkünfte für sich und ihre Söhne zu beschaffen. Außerdem spielt die engagierte Krankenschwester Alice (Andrea Riseborough, „Birdman“) eine zentrale Rolle. Diese organisiert nebenbei eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die sich selbst nicht vergeben können und eine Suppenküche für Obdachlose. Zum Ensemble kommen noch einige mehr oder weniger spannende Figuren hinzu: Ein Tollpatsch, der absolut nichts in seinem Leben auf die Reihe bekommt – gespielt vom Verlierergesicht schlechthin, Caleb Landry Jones, welcher bereits in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „Get Out“ glänzen konnte. Weiterhin spielt Bill Nighy („Hot Fuzz“) einen mal mehr, mal weniger russischen Restaurantbesitzer, welcher einfach zum schießen komisch ist.

The Kindness of Strangers: Marc (Tahar Rahim) und Timofey (Bill Nighy)
The Kindness of Strangers: Marc (Tahar Rahim) und Timofey (Bill Nighy) © Alamode Film

Der elfte Spielfilm der dänischen Regisseurin Lone Scherfig („The Riot Club“) macht beim Schauen sehr viel Spaß, auch wenn die lustigen Figuren leider etwas zu kurz kommen. Leider sind die Hauptfiguren oft zu wehleidig oder schaffen es nicht die erhoffte Sympathie im Zuschauer zu wecken. Die Mutter ist eine sehr nervige Figur, welche von ihren Kinder immer und immer wieder den Rücken gestärkt bekommt. Dabei sind diese aber so glatt und fehlerlos inszeniert, dass sie in der Unwichtigkeit verschwinden. Die negativen Figuren sind in diesem Film lediglich ein Antrieb und kommen zu kurz. Das ist normalerweise auch nichts Schlechtes, nur sind es die negativ konnotierten Charaktere, welche spannender sind als die ‚Guten‘. Dabei wird immer schlecht über sie gesprochen, obwohl sie auf der Leinwand zunächst nicht allzu böse erscheinen. Nur allzu schnell vermutet man deswegen den großen Twist, welcher dann aber nicht eintritt. Bei einer solchen Art von Film, dessen Meister ohne jeden Zweifel das Meisterwerk „Tatsächlich…Liebe“ ist, ist es kaum verwunderlich, dass alles etwas stark konstruiert wirkt. Dies ist aber überhaupt nicht schlimm, da man sich eher freut, wenn kleine Details später wieder aufgegriffen werden oder zumindest im Hintergrund an anderer Stelle neu erscheinen.

The Kindness Of Strangers: Alice (Andrea Riseborough) und Jeff (Caleb Landry Jones) @AlamodeFilm

Auf der technischen Seite erfindet dieser Film ebenfalls das Rad nicht neu. Kameramann Sebastian Blenkov, welcher bereits vorher schon mit Scherfig zusammenarbeitete, liefert eine Auftragsarbeit nach Maßstab ab und schert sich keineswegs um die großen Einstellungen.

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Wer Filme mag, die mit Happy End und einer riesigen Portion Zuckerguss daherkommen, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.

Fazit:

„The Kindness of Strangers“ ist ein klassischer Ensemblefilm, der im Fahrwasser der vorweihnachtlichen Zeit mitschwimmt. Die herzerwärmenden Momente werden dabei aber leider ein wenig ausgebremst, die Handlung ist ein bisschen zu sehr nach Schema F konstruiert, die lustigen Passagen sind einen Deut sehr vernachlässigt worden und die Liebesgeschichte entwickelt sich sehr unnatürlich und fad. Nichtsdestotrotz ist der Film unterhaltsam und liebenswert. Wer also kleinere, weniger aufwändige Filme mag, die mit Happy End und einer riesigen Portion Zuckerguss daherkommen, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. Das große Kino ist er dennoch nicht.


von Jan Welsch

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

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