Kritik zur Blu-ray von The Northman

The Northman - Alexander Skarsgård und Wikinger
The Northman - Alexander Skarsgård und Wikinger © Universal Pictures

Die Kritik:

Robert Eggers ist ein Name, der außerhalb der Filmblase nicht allzu bekannt sein dürfte. Er ist kein Quentin Tarantino oder gar Steven Spielberg, aber nunmehr sollte sich das bitte endlich ändern. Mit „The Northman“ gelingt Regisseur Robert Eggers der Beweis seiner Fähigkeiten. In 137 Minuten erzählt er die Rachegeschichte von Amleth, einem Hamlet-Charakter der nordischen Völker, der sich als Lebensaufgabe gesetzt hat, seinen den Brudermord an seinem Vater zu rächen und seine Mutter aus den Händen des Mörders zu befreien.

The Northman - Blu-ray
The Northman – Blu-ray © Universal Pictures

Dabei erwartet einen nicht – wie von den Trailern so bombastisch angekündigt – ein großes Wikingerepos. Es ist vielmehr eine kleine Geschichte, die wenn sie zum Pathos greifen könnte immer wieder verharmlost. Der mordende Bruder ist kein König mehr, sondern Schafhirte. Die epische Endschlacht auf einem der beeindruckendsten Plätze der Welt dauert nicht allzu lange und gar sein legendäres Schwert wird in einem Misthaufen versteckt. „The Northman“ will kein Epos sein, ist kein Epos, aber ist dennoch genial. Man könnte schnell damit kommen, dass eine Landschaft wie die Islands natürlich von Haus aus geniale Bilder liefert, aber Eggers und sein vertrauter Kameramann Jarin Blaschke schaffen es diesen Film so bildgewaltig, so roh und so brillant in Szene zu setzen, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als die Kinnlade mehrere Zentimeter nach unten zu korrigieren.

Auch die eigentlich recht austauschbare Geschichte ist nicht zu unterschätzen. Dem geneigten Dramaturg mag aufgefallen sein, dass es sich – bis auf verschiedene Winkelschläge – um Shakespeares Hamlet handelt und sich „The Northman“ damit in Werke wie „Der König der Löwen“ oder der Hitserie „The Royals“ einreiht. Das Kopieren solcher Geschichten muss aber nicht immer misslingen, wie dieses Beispiel zeigt. Alleine das Setting regelt an dieser Stelle alles. Neben der Serie „Vikings“ hat der Cineast noch nicht all zu viel Erfahrung im Winkinger-Genre. Es ist eine Zeit, die nicht oft verfilmt wurde, die es aber wert wäre öfters gesehen zu werden. Nicht wie bei „Wickie“ mit Hörnern an den Helmen, sondern brutal, roh und grau wie es dieser Film hier tut.

The Northman - Alexander Skarsgård
The Northman – Alexander Skarsgård © Universal Pictures

Man sollte auch die Darstellenden nochmal lobend erwähnen, denn Eggers schafft es hier einige Talente an einem Tisch zu versammeln. Angeführt von Hauptdarsteller Alexander Skarsgård, der eine wahnsinnige Körperwandlung für diesen Film auf sich genommen hat. Hinzu kommt Ethan Hawke, Anya Taylor-Joy und Willem Dafoe, die jeden Film mit ihrer Anwesenheit besser machen. Es ist großartig auch diesen Nebendarstellern zuzusehen wie sich (wenn auch manchmal nur sehr kurz) ihren Zauber versprühen dürfen. Einzig Nicole Kidman als Mutter war eine reine Fehlbesetzung. Ihrem Gesicht ist mittlerweile leider dank zahlreicher „Verbesserungen“ nicht mehr als die Bewegung der Lippen geblieben. Ich will an dieser Stelle nicht ihr Aussehen kritisieren, sondern ihr Spiel und wenn keine Mimik mehr vorhanden ist, gibt es kein Schauspiel mehr. Man hätte ebensogut eine Statue besetzen können.

Kommen wir auf den Mann der Stunde zurück: Robert Eggers. Sein Vorgängerfilm „Der Leuchtturm“ war damals bereits in aller Munde und auch „The Witch“ brachte ihn erstmals ins Rampenlicht. Trotzdem ist „The Northman“ sein Durchbruch. Er schafft es die Kunst des Filmemachens und Unterhaltung zusammenzubringen, sodass „The Northman“ ein Film für jeden ist. Er zeigt, wie schön und roh Film sein kann und erzählt dabei eine Geschichte, die immer mehr ausufert, aber trotzdem die ganze Zeit über auf dem Boden bleibt. Robert Eggers ist hier sein bisher bester Film gelungen, mit einem großartigen Ensemble und der nötigen Tiefe. Die Bilder Islands tun ihr übriges uns in eine fast unberührte, filmisch neue Welt zu reißen, die uns sicherlich lange nicht mehr loslassen wird. Einer der besten Filme des Jahres und sicherlich ein Kandidat bei der nächsten Oscar-Verleihung! Alles andere wäre Humbug.

The Northman - Alexander Skarsgård als Amleth und Anya Taylor-Joy als Olga
The Northman – Alexander Skarsgård als Amleth und Anya Taylor-Joy als Olga © Universal Pictures

Bild:

Die 1080p-Auflösung der Blu-ray ist ausreichend um die genialen Bilder auf den Fernseher zu bringen. Gerade bei solchen Filmen sie jedoch die 4k-Version zu empfehlen.

Ton:

Der Film ist in verschiedenen Sprachen verfügbar. Darunter der englische Originalton, sowie die deutsche Synchronisation, welche sehr gut gelungen ist.

Extras:

Mit einer Vielzahl an Making-Ofs und Behind The Scenes muss sich diese Blu-ray nicht verstecken. Genauso müssen Extras sein!

Bli-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
9/10

Kurzfassung

Bildgewaltiger Film, der bewusst kein Epos sein möchte.

Fazit:

„The Northman“ ist ein bildgewaltiger Film, der bewusst kein Epos sein möchte. Eine spannende Geschichte in den Weiten Islands verspricht Unterhaltung pur.


von Jan Welsch

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