The Innocents (Blu-ray-Filmkritik)

The Innocents - Ben (Sam Ashraf)
The Innocents - Ben (Sam Ashraf) © capelight pictures

Die Kritik:

The Innocents Bluray Cover
The Innocents Bluray Cover © capelight pictures

The Innocents“ wurde zur Premiere 2021 in Cannes aufgeführt. Auszeichnungen und Lob gab es für den norwegischen Beitrag auch auf weiteren Festivals bzw. den internationalen Kritiken. Der Film wird vielerorts dem Horrorgenre zugeteilt. Unangenehm und übernatürlich ist er auch – aber auf eine ganz eigene Weise. Gut und gerne hätte der Film auch in die Reihe „Kino Kontrovers“ gepasst wie etwa „Playground“ oder „We Need to Talk About Kevin“. Wir haben die Blu-ray zu The Innocents gesichtet, die am 29.07.2022 erschien.

Die kleine Ida (Rakel Lenora Fløttum) zieht gerade mit Eltern und der älteren, autistischen Schwester Anna (Alva Brynsmo Ramstad) in eine neue Stadt. Wir lernen das Mädchen gleich als fiese und hinterhältige Göre kennen. Dass sie eifersüchtig auf die behinderte Schwester ist, die mehr Aufmerksamkeit bekommt, wird schnell klar. Und wer beim zertreten eines Regenwurms schon Wut bzw. Ekel erfährt, sollte erst einmal abwarten, was Nachbarsjunge Ben (Sam Ashraf) so alles anstellt. Die gutmütige Aisha (Mina Yasmin Bremseth Asheim) vervollständigt die Gruppe Kinder im Grundschulalter an, was nur zeitweise harmonisch verläuft. Irgendwann bilden sich zwei Fronten, die sich gegenseitig bekämpfen – und das mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten, die sie gerade im Begriff sind kennenzulernen…

The Innocents - Ida (Rakel Lenora Fløttum)
The Innocents – Ida (Rakel Lenora Fløttum) © capelight pictures

Das wird aufbereitet in einem Drama – mal gefühlvoll, häufig aufwühlend und durchweg unbequem. Der Film über die aufkeimende Freundschaft von Außenseitern hätte sehr viel Platz für tröstliche Momente gehabt, so etwas wird aber schnell im Keim erstickt. Regisseur Eskil Vogt ist viel mehr an der dunklen Seite der Kinder interessiert. Aber können Kinder überhaupt böse sein? Das ist sicher die zentrale  Frage (neben vielen weiteren), die aufgeworfen wird. Nimmt man den Titel, könnte sich eine Antwort dahinter verstecken. Wenn Ben im Film aber furchtbare Sachen anstellt, und dabei nur mäßig interessiert das Leid anderer anguckt, ist man sich nicht mehr so sicher.

Die Geschwister in The Innocents
Die Geschwister in The Innocents © capelight pictures

Was die Kinder zu so etwas antreibt, soll der Zuschauer herausfinden. Nur am Rande werden Themen wie Vernachlässigung oder Mobbing angerissen. Interessant ist der stetige Blick durch die Augen der Kinder – die Erwachsene wie etwa die Eltern sind Nebenfiguren. Sie verstehen nichts, die Kids sind schweigsam. Der Aspekt der übernatürlichen Fähigkeiten ist da nur eine weitere (metaphorische) Hürde, sich den Eltern anzuvertrauen. Denn was würden die schon glauben?

Bild:

Die Kamera fährt durch den Wohnblock, der so normal aussieht wie eh und je. Das Drama und der Horror liegen im Verborgenen und doch förmlich vor den Augen der Erwachsenen – sogar im Treppenhaus. Das Bild der Blu-ray besitzt eine tolle Schärfe. Die Veröffentlichung in 4K gab es zu Rezensionszwecken leider nicht. Zu erwarten sind noch kräftigere Farben. Die wenigen Effekte und vor allem zwei Horrorszenen wurden absolut gekonnt kreiert.

Ton:

Der Soundtrack ist bedrohlich, ohne in den Vordergrund zu rücken. Die Synchronisation aus dem Norwegischen ist einwandfrei, ebenso wie die sonstige Tonqualität.

Extras:

Als Bonusmaterial gibt es auf der Blu-ray neben Trailern einen interessanten Audiokommentar von Regisseur Eskil Vogt und Kammeramann Sturla Brandth Grovlen, der auf Wunsch über den Film gelegt ist – jedoch nur auf Englisch ohne Untertitel.

The Innocents
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Zusammenfassung

Aufwühlendes und durchweg unbequemes Anspruchskino aus Norwegen.

Fazit:

„The Innocents“ wirft viele Fragen auf – über Kinder und ob Menschen von Haus aus böse sind, und wie die Erziehung oder Vernachlässigung auf sie wirken. Das sieht man Ida und noch mehr an Ben im Film. Ein anspruchsvolles, aufwühlendes Drama mit Fantasy- und Horrorelementen, bei dem es lohnenswert ist, sich darüber Gedanken zu machen.


von Nicolas Wenger

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