The Informer – Blu-ray Kritik

Ana de Armas in The Informer
Ana de Armas in The Informer © Wild Bunch Germany

Die Kritik:

The Informer Blu-ray Cover
The Informer Blu-ray Cover © Wild Bunch Germany

Filme mit besonders hochkarätigen Ensembles sind nicht zwingend immer hervorragend. Man erinnere sich nur an Ridley Scotts „The Counselor“ mit Schauspielern wie Javier Bardem, Michael Fassbender und Brad Pitt und „Rock of Ages“ mit Tom Cruise, Bryan Cranston und Alec Baldwin. Diese Filme besaßen fantastische Schauspieler, konnten aber aufgrund eines schlechten Drehbuchs nicht die Massen begeistern. Doch wenn man eine Besetzung, die aus Ana de Armas, Rosamund Pike, Clive Owen und Joel Kinnaman besteht, für seinen Film gewinnen kann, dann kann das Ergebnis nur gut ausfallen, oder? Nicht unbedingt. „The Informer“ ist ein sehr solider Film, der seine Stärken hat, aber kann sein Potenzial zu selten vollends ausschöpfen. Dennoch kann man sich den Thriller ruhig mal anschauen, allein wegen der starken Schauspieler.

Mit „Escobar: Paradise Lost“ kreierte der italeinische Regisseur und Drehbuchautor Andrea Di Stefano ein überzeugendes Thriller-Drama. Zudem bewies er schon damals mit der Besetzung von Benicio del Toro und Josh Hutcherson ein gewisses Händchen für richtiges Casting. Nun widmete er sich mit „The Informer“ einem weiteren Thriller-Film, der auf dem schwedischen Roman „Three Seconds“ von Börge Hellström und Anders Roslund basiert. Während handwerklich alles einwandfrei ist und Di Stefano sein Bestes gibt, um etwas Spannung zu erzeugen, so gelingt ihm das letztendlich nicht zu jedem Zeitpunkt. Die Geschichte besitzt so gut wie keine überraschenden Wendungen, was dazu führt, dass der Film an einigen Punkten ziemlich langatmig ist. Der große Schwachpunkt des Films ist das Drehbuch, an dem Di Stefano ebenfalls mitgeschrieben hat. Jeglicher Tiefgang ist nicht vorhanden, und auch der Part, der sich im Knast abspielt, wird viel zu schnell abgearbeitet.

Joel Kinnaman in The Informer
Joel Kinnaman in The Informer © Wild Bunch Germany

Pete Koslow musste aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit in den Knast, doch er hat diese Zeit überlebt und ist endlich draußen. Promp bekommt er von der FBI die Aufgabe, die polnische Mafia zu infiltrieren, die einen erfolgreichen Drogenhandel in New York betreibt. Dafür muss er allerdings an den Ort zurückkehren, dem er für immer entkommen wollte: Dem Gefängnis Bale Hill Prison. Als Informant hinter Gittern wird seine Mission zu allem Übel außerdem zu einem Wettlauf gegen die Zeit, denn nach einem schiefgelaufenen Drogendeal läuft er Gefahr, als Maulwurf identifiziert zu werden. Das schauspielerische Highlight des Films ist überraschenderweise nicht Clive Owen oder Rosamund Pike (die dennoch wirklich gute Leistungen abliefern), sondern Joel Kinnaman, den einige bestimmt noch aus „Suicide Squad“ kennen. Trotz seiner klischeebehafteten Figur schafft es der schwedisch-amerikanische Schauspieler, aus seinem Charakter so viel wie möglich rauszuholen und verleiht ihm Profil. Man kauft ihm den Gangster, den Familienvater und das emotional teils überforderte Opfer des zwischen die Fronten Geratenen, der aber stets versucht das Richtige zu tun, in jeder Minute ab. Der Rest der Besetzung ist ebenfalls gut, schafft es aber nicht, hervorzustechen. Das liegt nicht an ihren Leistungen, sondern am Drehbuch, welches ihnen nicht genug Momente bietet, um zu glänzen. Ana De Armas, Rosamund Pike und Clive Owen wirken fast durchgehend unterfordert, wobei die Kubanerin, die mit „Knives Out“ ihren endgültigen Durchbruch erreicht hat, noch die undankbarste Rolle verkörpern durfte.

Rosamund Pike in The Informer
Rosamund Pike in The Informer © Wild Bunch Germany

Ein Mann, der undercover geht und sich bei Kriminellen einschleust, um deren Gang zu Fall zu bringen, das hat es im Action- bzw. Thrillerbereich oft genug gegeben, etwa beim Kultfilm „Gefährliche Brandung“ oder auch „The Fast and the Furious“. Daher ist der Plot von „The Informer“ nicht so originell und der Film bedient auch einige Klischees des Subgenres. Was diesen Film von anderen unterscheidet ist die Tatsache, dass Koslow gleich drei Parteien gegenüberstehen, die ihm alle gefährlich werden können: Die Polizei, das FBI und die Gangster. Im Gefängnis kommen noch zusätzliche Gegner. Das macht den Reiz von „The Informer“ aus, denn Di Stefano schafft es, die Grenzen zu verwischen, sodass man teilweise nicht mehr weiß, wer hier auf der guten und bösen Seite steht. Das Tempo ist relativ hoch, trotz des Mangels an Actionszenen. Zudem weiß die dichte Atmosphäre zu überzeugen. Dennoch hat man das Gefühl, dass hier einiges an Potenzial liegen gelassen wurde. Die Spannung verlässt den Film an einigen Stellen und Langatmigkeit macht sich breit. Der innere Konflikt, den Koslow bekämpfen muss, wird nicht zufriedenstellend auf die Leinwand gebracht.

Bild:

Das Bild ist insgesamt zufriedenstellend. Es wirkt sehr dynamisch, die Schärfe ist gut (merkt man besonders in den Close-Ups) und auch die Hauttöne wirken sehr natürlich. Hier und wieder ist etwas Rauschen bemerkbar, das ist nicht weiter schlimm.

Ton:

Es gibt nicht viele Actionszenen, daher kann der Ton nicht immer zeigen, was er kann, dennoch wirkt er sehr räumlich und alle Dialoge sind gut verständlich.

Extras:

Neben dem deutschen Trailer gibt es noch eine Trailershow. Hier ist der Umfang enttäuschend, denn man hätte ruhig die Besetzung interviewen können.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
6.5/10

Kurzfassung

Für einen Genre-Vertreter eindeutig gelungen. Die Besetzung ist gut.

Fazit:

Für einen Genre-Vertreter ist „The Informer“ eindeutig gelungen und Di Stefano kreiert einen weiteren überzeugenden Film, der trotz seiner Schwächen für Unterhaltung sorgt. Die Besetzung ist gut und Joel Kinnaman beweist mit diesem Film, dass er das Zeug zum Leading Man allemal besitzt.


von Denizcan Sürücü

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