Serienkritik zu Kenneth Branaghs Wallander (Staffel 1)

Die Kritik:

Die britischen Wallander-Verfilmungen mit Kenneth Branagh sind beliebt und mehrfach preisgekrönt. Eine richtige, deutsche Heimkino-Veröffentlichung blieb der Reihe erstaunlich lange verwehrt – bis zum 27. November 2020. An dem Tag startete die DVD mit den ersten drei Folgen. Insgesamt sollen alle vier Staffeln der Branagh-Verfilmungen bis zum 21.05.2020 auf DVD erscheinen. Die erste wollen in diesem Rahmen hier besprechen.

Enthalten sind die Filme „Die falsche Fährte“, „Die Brandmauer“ und „Mitsommermord“ aus der Buchreihe von Henning Mankell. Die Chronologie hier und dort ist eine etwas andere, fällt in der Serie aber natürlich überhaupt nicht auf. Dort wurde eine eigene sinnvolle Reihenfolge gewählt, die den Ermittler immer etwas weiter in die persönliche Tiefe zu reißen scheinen.

In „Die falsche Fährte“ bekommt Kommissar Wallander mit, wie sich vor seinen Augen ein Mädchen anzündet und verbrennt. Es gibt weder Hinweise auf ihre Identität, noch scheint jemand sie zu vermissen. Wallander ist nachhaltig geschockt und ermittelt fieberhaft, während eine neue Mordserie ihn und sein Team auf Trapp halten. Spannend und erschütternd!

„Die Brandmauer“ ist lange Zeit recht undurchsichtig. Ein Taxifahrer wird von der 17-jährigen Sonja Hokberg erschlagen. Ihr Motiv ist nicht eindeutig und dann gelingt ihr auch noch die Flucht. Zugleich kommt auch hier ein neuer Fall ohne echte Verbindung – ein IT-Spezialist stirbt an einer Herzattacke, die Leiche wird aus der Pathologie gestohlen. Der Weg zur Lösung des Falls führt über die attraktive Ella Lindfeldt, die nicht ganz zufällig ins Wallanders tritt. Der zweite Teil ist etwas zu undurchsichtig und wirkt zu vollgestopft, darunter leidet mitunter die Spannung.

Beim „Mittsommermord“ feiert eine Gruppe junger Erwachsener den schwedischen Feiertag im Wald. Dabei verschwinden sie und einige Monate später werden ihre Leichen gefunden. Wallander macht sich große Vorwürfe, weil er den Fall über die vermissten jungen Leute nicht ernst genug genommen hat. Eine heiße Spur führt zu Isa, die aus Krankheitsgründen nicht an dem Mittsommer-Ritual ihrer Freunde teilnehmen konnte. Wallander fühlt sich für Isa verantwortlich und folgt ihr, weil er einen Anschlag auf sie für möglich hält. Die finale Folge ist ganz besonders toll gespielt, durchgängig packend und macht Wallander ordentlich zu schaffen.

Teil 1 „Die falsche Fährte“ und eben die letzte Folge „Mitsommermord“ prüfen die emotionale Fallhöhe des Kommissar Kurt Wallander bereits in der ersten Staffel stark. Das Verweben des Kriminalfalls mit dem Privatleben Wallanders gelingt schon zu Beginn in dieser Serie so gut wie sonst kaum anderswo. Getragen wird das von der famosen Darstellung Kenneth Branaghs. Dass der Marvel- und Blockbuster-erprobte Schauspieler und Regisseur diese vergleichsweise unspektakulären Schweden-Krimis adaptierte, lassen auf eine besondere Motivation hindeuten – und diese spürt man in jeder Sekunde der Reihe und jeder Faser Branaghs. Dieser beschreibt Wallander übrigens als „einen Existentialisten, der hinterfragt, worum es im Leben geht und warum er tut, was er jeden Tag tut, und für den Gewalttaten nie normal werden.“

Bild:

Gedreht wurde natürlich an Originalschauplätzen in Schweden und die Bilder sehen toll aus. Eine Blu-ray-Veröffentlichung hätte das natürlich ebenso verdient gehabt. Qualitativ sind so ein paar mehr Filmkörner in dunkleren Szenen zu entdecken, diese stören den Gesamteindruck allerdings nicht.

Ton:

Die Titelmelodie im Vorspann und gegen Ende bringt die schöne Melancholie in der Serie gut zur Geltung. Auch der restliche Soundtrack ist sehr gelungen, genauso wie die Synchronisation ins Deutsche.

Extras:

Bonusmaterial ist keines vorhanden.

Fazit:

Endlich kommen die Wallander-Verfilmungen von und mit Kenneth Branagh hierzulande auf DVD raus. Die erste Staffel ist immerhin schon gut 10 Jahre alt, was wiederum zeigt, wie beliebt die Reihe nach wie vor ist. In den ersten drei Folgen tauchen wir bereits tief in das Seelenleben des schwedischen Kommissars ein und bekommen packende Kriminalfälle präsentiert.