Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (4k UHD & Blu-ray) Kritik

Desmond Doss (Andrew Garfield)
Hacksaw Ridge - Desmond Doss (Andrew Garfield) © Universum Film

Die Kritik:

Man mag ja von Mel Gibson (‚Braveheart‘) viel Negatives hören und auch schon viel Schlechtes in den öffentlichen Medien gesehen haben: Seien es nun peinliche Alkohol-Ausraster in der Öffentlichkeit, der Vorwurf häuslicher Gewalt oder der Sorgerechtsstreit mit seiner Ex-Freundin Oksana Grigorieva – Gibson ist jemand der polarisiert. Das der gebürtige US-Amerikaner, der nebenbei nicht nur neunmaliger Vater sondern auch ein hervorragender Schauspieler, Regisseur und sogar Produzent ist, wird bei solchen Eskapaden schnell vergessen.

Hacksaw Ridge - Die Entscheidung - Blu-ray Cover
Hacksaw Ridge – Die Entscheidung – Blu-ray Cover © Universum Film

Nun aber meldet sich Mel Gibson, der zuletzt mit seinem ‚Apocalypto‘, der rund das Dreifache seiner Produktionskosten wieder einspielen konnte, wieder zurück und zwar mit einem Kriegsfilm, der auf wahren Begebenheiten beruht. Wir haben uns Hacksaw Ridge – Die Entscheidung angesehen und berichten in unserer 4k UHD-Kritik, ob es sich lohnt, die Scheibe in den Player zu legen.

Zweiter Weltkrieg im Frühjahr 1945: Während des Kampfes um die japanische Insel Okinawa sticht ein einzelner Mann aus der Masse der US-Soldaten heraus. Desmond Doss (Andrew Garfield), der aufgrund seines Glaubens und menschlicher Werte den Dienst an der Waffe verweigert, riskiert alles, um selbst an der Front mit dabei sein zu können und dort das Leben seiner verwundeten Kameraden zu retten. Die eigenwillige Einstellung, welche später als Heldentat belohnt werden soll, beschert Desmond Doss allerdings zunächst großes Misstrauen und Verachtung in den eigenen Reihen. Dennoch setzt er sich unerschrocken für seine Prinzipien ein und rettet in der entscheidenden Schlacht am Felsplateau vom Maeda – genannt Hacksaw Ridge, unzähligen Männern aus seiner Einheit das Leben …

Für das Leben seiner Kameraden kämpft Desmond Doss (Andrew Garfield) bis zur vollkommenen Erschöpfung
Für das Leben seiner Kameraden kämpft Desmond Doss (Andrew Garfield) bis zur vollkommenen Erschöpfung © Universum Film

Die fünfte Regiearbeit von Mel Gibson basiert wie bereits erwähnt auf einer wahren Begebenheit, welche sich am 29. April 1945 in der Schlacht um Okinawa zugetragen hat. An diesem Tag, rettete Desmond Thomas Doss, der aufgrund des Gebots „Du sollst nicht töten“ keine Waffen im Krieg verwendete und deswegen als Sanitäter eingesetzt wurde, unter feindlichem japanischen Feuer insgesamt 75 verwundete Soldaten. Ursprünglich wollte ihn sein Vorgesetzter für die Rettung von über 100 Personen ehren lassen, Doss hingegen gab jedoch schließlich an, lediglich 50 Kameraden gezählt zu haben – weshalb man sich schließlich auf 75 einigte. Für diesen wagemutigen und beispiellosen Einsatz – die Rettungen erfolgten über eine hohe Felswand, an der Desmond Doss die Verwundeten einer nach dem anderen abseilte – und noch weitere herausragende Taten wurde er schließlich am 12. Oktober 1945 in das Weiße Haus eingeladen, wo ihm zusammen mit vierzehn anderen Soldaten von Präsident Harry S. Truman die Medal of Honor verliehen wurde. Eine weitere Besonderheit war, das Doss zu diesem Zeitpunkt der erste Soldat überhaupt war, der ohne auch nur eine einzige Kugel im Krieg abgefeuert zu haben, mit der höchsten Auszeichnung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten ausgezeichnet wurde.

Der befehlshabende Offizier Captain Glover (Sam Worthington)
Der befehlshabende Offizier Captain Glover (Sam Worthington) © Universum Film

Die filmische Umsetzung des Stoffes ließ sich das produzierende Studio insgesamt 45 Millionen US-Dollar kosten, wobei der Film an den Kinokassen mit einem weltweiten Box-Office von 175 Millionen knapp das Vierfache wieder einspielten konnte und somit als Erfolg gezählt werden kann. ‚Hacksaw Ridge – Die Entscheidung‘ erzählt zwar eine brisante und aufregende Geschichte, startet jedoch ganz gemächlich und zwar im Kindesalter von Desmond Doss (Darcy Bryce), der zusammen mit seinem Bruder Harold (Nathaniel Buzolic), Mutter Bertha (Rachel Griffiths) und Familienoberhaupt Tom (Hugo Weaving) im US-Bundesstaat Virginia aufwächst. Da der Vater im ersten Weltkrieg Krieg gedient hat und daraus viele schlechte Erinnerungen mitgenommen hat, ist er dem Alkohol verfallen und macht oftmals betrunken seinen Liebsten nicht gerade das Leben einfach. So kommt es, das sich einige Jahre später beide Brüder bei der Armee einschreiben, um dort zu dienen. Harold als normaler Soldat und Desmond als Sanitäter, der allerdings keine Waffe in die Hand nehmen will – niemals. Aus diesem Grund gestaltet sich dessen Grundausbildung in Fort Jackson unter der Leitung von Sergeant Howell (Vince Vaughn) etwas komplizierter als gedacht und auch die eigentlich netten Kameraden, zu denen unter anderem Wal „Häuptling“ Kirzinsky (Nico Cortez), Lucky Ford (Milo Gibson), Andy „Ghoul“ Walker (Goran D. Kleut), der selbstverliebte Milt „Hollywood“ Zane (Luke Pegler) sowie der selbsternannte Anführer Randall Fuller (Richard Pyros) zählen, der von allen nur „Lehrer“ genannt wird, nehmen Private Doss erst einmal hart ran.

Teresa Palmer ist Dorothy Schutte
Teresa Palmer ist Dorothy Schutte © Universum Film

Generell ist die Grundausbildung aber sehr spaßig und witzig umgesetzt worden, was zum einen an der kunterbunten Truppe junger Privates liegt, zum anderen aber hauptsächlich Sam Worthington (Captain Jack Glover) und vor allem Vince Vaughn zu verdanken ist, der hier den knallharten Drill-Sergeant gibt. Wenn dieser seine Jungs mit gemeinen Sprüchen und noch fieseren Sprüchen zusammenschreit, bleibt garantiert kein Auge trocken – schon gar nicht, wenn er den splitternackten „Hollywood“ zum Manöver antreten lässt. Aber es gibt auch ernstere Momente, vor allem diejenigen, in denen Desmond Doss seine Werte zu verteidigen gedenkt und sogar vor das Militärgericht geht – auch wenn das natürlich für seine große Liebe und Verlobte Dorothy Schutte (Teresa Palmer) alles andere als einfach ist. Wenn dann nach einer guten Stunde, in welcher es eigentlich nur um private Angelegenheiten und die Grundausbildung geht, der Weg der Einheit auf das Schlachtfeld führt ,wird es allerdings hässlich – richtig hässlich. Regisseur Mel Gibson zeigt ab diesem Moment die schonungslose und grausame Seite des Krieges und lässt diese seine Zuschauer richtig spüren. Da gibt es Kopfschüsse, Körper werden im Kugelhagel durchlöchert und werden bei Explosionen durch die Luft geschleudert und sehr oft sieht man auch, wie ein Soldat seinen Arm, ein Bein oder gleich den ganzen Unterkörper weggerissen bekommt. Ja, ‚Hacksaw Ridge – Die Entscheidung‘ ist hart, wirklich knallhart und ist deshalb auch nichts für zarte Gemüter. Aber dennoch kommt man nicht umher, seine Augen trotz der ganzen Brutalität nicht abzuwenden. Die Inszenierung des Kampfes um die japanische Insel Okinawa ist nämlich derart realistisch umgesetzt worden, dass man fast nicht mehr aus dem Staunen herauskommt. Wirklich eine erstklassige Arbeit, die Regisseur Mel Gibson, sämtliche Darsteller und auch das Effekte-Team hier geleistet haben.

Bild:

In der Schlacht um Okinawa setzt sich Desmond Doss (Andrew Garfield) unermüdlich für das Leben seiner Kameraden ein
In der Schlacht um Okinawa setzt sich Desmond Doss (Andrew Garfield) unermüdlich für das Leben seiner Kameraden ein © Universum Film

Die Bildqualität von ‚Hacksaw Ridge – Die Entscheidung‘, welche auf Blu-ray und 4k UHD im Ansichtsverhältnis von 2,40:1 (16:9) vorliegt, präsentiert sich auf einem sehr hohen Niveau und erzielt beinahe Höchstwerte. Die Bildschärfe ist beachtlich und lässt selbst feinste Details mühelos erkennen. Selbiges gilt für den Detailgrad, der ebenfalls enorm ist, wie beispielsweise die ruhige Kletterszene im Wald mit Dorothy und Desmond eindrucksvoll unter Beweis stellt. Ob es nun Grashalme oder die sich im Wind wiegenden Bäume sind, alles zeichnet sich nahezu perfekt ab. Aber selbst in den schnelleren Szenen auf dem Schlachtfeld ist der Detailgrad beachtlich – seien es nun Projektile welche sich in die Körper der Soldaten bohren oder die Szenen mit den Flammenwerfern, bei denen man bei ganz genauem Hinsehen sogar die Schutzkleidung der Stuntleute erkennen kann, die Bildqualität kann sich sehen lassen. Noch etwas besser macht es die 4k UHD-Fassung des Films, welche zwar nur auf einem 2k Digital Intermediate basiert, aber dank des eingesetzten HDR sowie dem erweiterten Farbraum, sichtbar lebensechtere Farben präsentiert. Überwiegend betrifft das jedoch nur die Abschnitte während der ersten Filmhälfte, in denen man die ländliche Idylle Virginias und deren Wäldern zu sehen bekommt. Auf dem Schlachtfeld werden die Farben zwar immer noch sehr natürlich dargestellt, hier dominieren aber überwiegend Brauntöne das Geschehen, was auch sehr gut zum filmischen Look der Produktion passt. Zwar wäre mit einem echten 4k-Master sicherlich eine nochmals bessere Bildqualität möglich gewesen, insgesamt betrachtet kann man mit dem Ergebnis aber sehr zufrieden sein.

Ton:

Desmond Doss (Andrew Garfield) im selbstlosen Rettungseinsatz
Desmond Doss (Andrew Garfield) im selbstlosen Rettungseinsatz © Universum Film

Der deutsche sowie englische Ton liegt jeweils als verlustfreier DTS-HD Master Audio 5.1-Mix vor und bietet eine sehr aktive und überaus räumliche Abmischung. Während sich die erste Hälfte des Films vornehmlich zurück hält und überwiegend die Dialoge oder die Filmmusik von Rupert Gregson-Williams (‚Legend of Tarzan‘) – dem Bruder von Harry Gregson-Williams, dominieren lässt, entfaltet sich ab der zweiten Filmhälfte, während der Schlacht um die japanische Insel Okinawa, das volle Soundpotenzial von Hacksaw Ridge. Da rattern die Maschinengewehre und Projektile zischen durch den Raum, dass man regelrecht das Gefühl hat, man wäre mittendrin im Kampfgeschehen. Wenn dann auch noch der Flammenwerfer der amerikanischen Soldaten zum Einsatz kommt, Granaten explodieren oder Sprengsätze ganze Bunker in Schutt und Asche legen, wackelt es gehörig im heimischen Wohnzimmer und der Subwoofer kann zur Höchstform auflaufen. Die Dialogverständlichkeit ist zudem dank des ausgewogenen Balancing zu jeder Zeit gegeben, so dass hier die Höchstwertung vergeben werden kann. Wer allerdings ein Originaltonhörer ist und auch noch eine Atmos-fähige Anlage sein Eigen nennt, sollte ein Import der US-Scheibe in Erwägung ziehen, denn diese bietet sogar eine Abmischung im neuen Atmos-Tonformat, welches der deutschen Scheibe leider vorenthalten bleibt.

Extras:

  • Vortrailer:
    Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (2:30 min.)
    Overdrive (2:21 min.)
  • Interviews mit Cast & Crew:
    Behind the scenes: Regisseur Mel Gibson
    Behind the scenes: Regisseur Mel Gibson © Universum Film

    Andrew Garfield (9:42 min.)
    Sam Worthington (3:25 min.)
    Vince Vaughn (3:58 min.)
    Hugo Weaving (3:08 min.)
    Teresa Palmer (4:32 min.)
    Mel Gibson – Regisseur (8:21 min.)
    Mic Rodgers – Second Unit Regie (3:00 min.)
    Chris Godfrey – Special Effects Supervisor (3:28 min.)
    Bill Mechanic – Produzent (5:47 min.)

  • The Soul of War: Making Hacksaw Ridge (69:42 min.)
  • Deleted Scenes (4:42 min.)
  • Trailer zum Film:
    Trailer 1 (2:21 min.)
    Trailer 2 (1:30 min.)
    Trailer 3 (0:36 min.)
  • Trailershow:
    Snowden (2:07 min.)
    Lion (2:24 min.)
    Shut in (1:15 min.)
    The Girl with all the Gifts (2:19 min.)
    Collide (1:44 min.)
    Overdrive (2:21 min.)
    Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (2:30 min.)

Bei Einlegen der Disc startet das Ausstattungspaket mit zwei Vortrailern zu ‚Valerian‘ sowie ‚Overdrive‘, danach landet man im schön gestalteten Hauptmenü und hat Zugriff auf die weiteren Specials. Diese beginnen zunächst mit insgesamt neun aufschlussreichen Interviews mit Cast & Crew, welche sich wahlweise separat oder auch am Stück abspielen lassen und eine Laufzeit von rund 45 Minuten bieten. Das Herzstück der Extras ist jedoch zweifelsohne das knapp 70-minütige Making of namens „The Soul of War“, das nicht nur alle Aspekte rund um die Produktion näher beleuchtet und bei denen sich nicht nur die Darsteller selbst sondern auch Mitglieder der echten Doss-Familie zu Wort melden. Weiter geht es mit knapp fünf Minuten an entfernten Szenen, während drei deutsche Trailer zum Film das Bonusmaterial zu Mel Gibsons fünfter Regiearbeit abschließen. Abgerundet werden die Extras zudem noch von einer deutschen Trailershow zu sieben weiteren Titeln. Alle Extras liegen dabei in HD-Qualität vor und bieten auch deutsche Untertitel, mit Ausnahme der gesamten Trailer, denn diese liegen in deutscher Sprache vor. Auf ein Wendecover ohne störendes FSK-Logo hat man bei Universum Film leider verzichtet.

Ultra Blu-ray Wertung
  • 9.5/10
    Film - 9.5/10
  • 9.5/10
    Bild - 9.5/10
  • 10/10
    Ton - 10.0/10
  • 6.5/10
    Extra - 6.5/10
9/10

Kurzfassung

Eine ergreifende Story, großartige Darsteller und eine sehr realistische, äußerst schonungslose Darstellung des Krieges – das alles bietet Hacksaw Ridge, der überaus sehenswert ist. Zudem ist die technische Umsetzung auf Blu-ray und 4k UHD gelungen und bietet auch viele informative Specials.

Fazit:

Hacksaw Ridge – Die Entscheidung‘, der auf einer wahren Begebenheit basiert, ist überaus sehenswert und zählt meiner Auffassung nach, zu den besten Kriegsfilmen die ich jemals gesehen habe. Nicht nur das die Geschichte um Private Desmond Doss einem regelrecht nahe geht, auch dessen unantastbare Ideale und sein eisernen Wille sind beachtlich. Mel Gibson gelingt es in seiner fünften Regiearbeit, eine perfekte Brücke zwischen Einleitung, Kampfausbildung und Kriegsschauplatz zu schlagen und liefert einen Film, der beeindruckende Bilder liefert, welche in der zweiten Filmhälftet mit schonungsloser Härte das reale Gesicht der Krieges zeigt. Ein großartiger Film, den man definitiv gesehen haben sollte und der in keiner gut sortierten Filmsammlung fehlen darf!


von Roland Nicolai

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