Final Cut of the Dead – Kurios und Grandios – Blu-ray Filmkritik

FINAL CUT OF THE DEAD: Schauspieler Raphaël (Finnegan Oldfield)
FINAL CUT OF THE DEAD: Schauspieler Raphaël (Finnegan Oldfield) (© Lisa Ritaine)

Die Kritik:

Es ist erst wenige Jahre her, als ein paar japanischen Studenten mit kleinsten Mitteln ein großer Erfolg gelungen ist. One Cut of the Dead erweckte 2017 durch seine innovative Machart Aufmerksamkeit und konnte mit einem Budget von rund 27000$ über das 1000-fache seiner Kosten wieder einspielen. Dem französischen Oscar-Preisträger Michel Hazanavicius (The Artist) scheint die Zombie-Komödie besonders gefallen zu haben, mit Final Cut of the Dead (im Französischen: Coupez!) kommt jetzt sein Remake zum Publikumshit auf den Markt. Da Remakes sich oft die Aufgabe nehmen, eine neue Personengruppe anzusprechen, erfolgt diese Kritik ohne einen Vergleich zum Original.

FINAL CUT OF THE DEAD- BLU-RAY
FINAL CUT OF THE DEAD- BLU-RAY © Weltkino

Final Cut of the Dead verrät in seinem Trailer bereits, was das Ursprungswerk auslässt. Wer unvoreingenommen an den Film herangehen möchte, dem verspricht sich eine mehr als spaßige Zeit mit einer Zombie-Komödie, die viel mehr bietet, als es anfangs scheint. Falls einem diese Information bereits ausreicht, sollte man bis ans Fazit springen, ansonsten erfolgt nun eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Film.

Sowohl das Remake als auch das Original sind Filme über das Filmemachen. Eröffnet wird mit einer 30-minütigen Plansequenz ohne Schnitt, in welcher man eine Filmcrew verfolgt, bei der es in der Drehpause ihres Low-Budget Zombie-Film zu Kontakt mit Untoten kommt. Der erste Akt stellt sich dabei als Film im Film heraus und endet nach einer mehr als kuriosen halben Stunde. Die richtige Handlung setzt erst mit Rémi (Romain Duris) ein, einem echten, hauptberuflichen Regisseur, dem die Aufgabe auferlegt wird, einen B-Movie für einen japanischen Streamingdienst als Livestream zu übertragen. Der restliche Film widmet sich dem Casting, Drehproben und der Umsetzung des Zombie Slashers, den man als Zuschauer bereits gesehen hat. Was auf den ersten Blick sehr verschachtelt wirkt, ist in Wirklichkeit ein Seherlebnis, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Denn einen Großteil seiner Komik bezieht der Final Cut of the Dead durch Querverweise auf den Film im Film. Wo man anfangs noch hinterfragt, wieso es durchgehend zu  merkwürdigen Situationen kommt, werden diese Passagen und Gründe irgendwann aufgeklärt.

Ebenso gelungen ist das Schauspiel, da einzelne Darsteller bis zu drei verschiedene Figuren spielen. Um ein paar zu nennen: Romain Duris (Der Wilde Schlag meines Herzens, Die drei Musketiere – D’Artagnan) hat durch sein sehr körperliches Spiel ein tolles komödiantisches Timing und sticht nicht nur heraus, weil er die meiste Zeit im Bild zu sehen ist. Yoshiko Takehara darf ihre Rolle aus dem Original erneut verkörpern und erzeugt durch ihre Mimik eine Menge an liebenswürdigen Momenten. Generell liegt eine Leichtigkeit über dem gesamten Ensemble, dem man die Freude an den aufgelockerten Rollen ansieht.

FINAL CUT OF THE DEAD: Nadia (Bérénice Bejo) und Ava (Matilda Lutz)
FINAL CUT OF THE DEAD: Nadia (Bérénice Bejo) und Ava (Matilda Lutz) (© Lisa Ritaine)

Als Gesamtkonzept ist das stimmig und kohärent, trotzdem muss man eine halbe Stunde über sich ergehen lassen, die nahe der Schmerzgrenze liegt. Zwar fehlen dem Film mit einem Budget von 4 Millionen Euro nicht die finanziellen Mittel, da die Akteure innerhalb der Geschichte aber einen B-Movie erstellen, bekommt man auch als Zuschauer eben dieses “Kunstwerk” zu sehen. Allein aus diesem Grund sinkt das Interesse an der jeweils anderen Version, zudem wird die Geschichte, so durchdacht wie es ist, beim zweiten Mal schlechter funktionieren. Für Horror-Enthusiasten wird entgegen den Werbeversprechen aber wenig geboten, darin liegt aber auch nicht die Priorität. Als Komödie ohne tiefergehende Bedeutung funktioniert der zu lang geratene Genre-Mix definitiv und wird für keine Enttäuschung sorgen, wenn man sich darauf einlässt. Ob man sich dabei für den Überraschungserfolg aus Japan oder dem französischen Remake entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Mit Hazanavicius’ Version macht man aber definitiv keinen Fehlgriff.

Bild:

Selten bekommt man solch eine Bandbreite an Bildqualität, praktischen Effekten und Schnitt geboten. Die Macher sind sich der Umsetzung und der Intention hinter jeder Szene bewusst und setzen dabei auf verschiedene Techniken. Ob vollkommen übersättigt, Plansequenzen oder Spielereien mit der Kamera: Tabus scheint es in der Inszenierung nicht zu geben, weswegen es vermehrt zu Bildern kommt, die man ansonsten nicht zu Gesicht bekommt.

Ton:

Gleiches wie für das Bild gilt auch für den Ton, der sowohl in der französischen als auch in der deutschen Tonspur nichts zu wünschen übrig lässt. Die Musik unterstützt dabei das oftmals rasante Tempo, auch auf der auditiven Ebene wird sich spielerisch ausgetobt.

Extras:

Als Bonusmaterial ist ein rund 20-minütiges Behind the Scenes Video enthalten, das Einblicke in die Produktion gibt. Hauptsächlich kommt dabei Regisseur Michel Hazanavicius selbst zu Wort, der aus erster Hand über seinen Kontakt mit dem Original und die Entstehung des Remakes erzählt. Zudem wirkt das Bonusmaterial weniger als ein ausgedehnter Werbeclip, sondern bietet einen wirklichen Mehrwert nach der Sichtung des Films.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
6.5/10

Kurzfassung

Französisches Remake zur einfallsreichen Zombie-Komödie aus Japan.

Fazit:

Final Cut of the Dead macht umso mehr Spaß, je weniger man vorher weiß. Der abgedrehte Mix aus Low Budget Zombie-Horror und französischer Komödie weiß nach kurzen Startschwierigkeiten zu unterhalten. Die kleinen Ungereimtheiten und die Kurzlebigkeit kann man ihm aber gerne verzeihen, dafür ist die Nummer viel zu sympathisch.


von Thomas Stadler

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