Kritik zu As Tears Go By (Wong Kar Wai) (Special Edition)

Die Kritik:

Wong Kar-wai gehört zweifellos zu den besten Filmemachern aller Zeiten. In Deutschland konnte man seine Werke aber entweder gar nicht oder nur als seltene DVD begutachten. Nachdem letztes Jahr schon „In the Mood for Love“ und „Happy Together“, zwei seiner bekanntesten Filme, als 4K-UHD Blu-ray veröffentlicht wurden, folgt nun sein Spielfilmdebüt „As Tears Go By“. Dieser greift viele Themen und Motive auf, die auch in seinen späteren Werken zu finden sind, weswegen gerade Fans des Meisterregisseurs auf den Geschmack kommen sollten.

Wie in vielen Werken von Wong Kar-wai befinden wir uns in der Unterwelt Hongkongs, in der Ah Wah (Andy Lau) als Schutzgelderpresser arbeitet. Zudem kümmert er sich um seinen Freund Fly (Jacky Cheung), welcher häufig in Schwierigkeiten steckt, da er Ärger mit anderen Gangs sucht und vielen Gangstern Geld schuldet. Außerdem bedrückt Wah die Liebe zu seiner Cousine Ah Ngor (Maggie Cheung), die er nicht in diese kriminelle Welt hineinziehen möchte…

Um Wong Kar-wai zu beschreiben, kommt man an dem Wort „Gefühl“ nicht vorbei. Viele seiner großen Klassiker, „Chungking Express“ und „In the Mood for Love“, leben davon, wie intensiv wir uns emotional auf den Film einlassen und „As Tears Go By“ schlägt in die gleiche Kerbe. In diesem Film stehen direkt zwei Beziehungen im Vordergrund, nämlich die von Wah und Fly und die von Wah und Ah Ngor. Es treffen für Wah somit zwei Welten aufeinander, weswegen „As Tears Go By“ Gangsterfilm und Romanze zugleich ist. Glücklicherweise werden beide Genres perfekt ineinander verwoben. Dass dies so gut funktioniert, liegt insbesondere am Schauspiel.

Nicht nur hinter der Kamera steht eine wahre Legende, vor der Kamera sieht man auch die Anfänge von einigen bekannten Darstellern des Hongkong-Kinos. Andy Lau („Infernal Affairs“) überzeugt als charismatischer Wah, doch Maggie Cheung („In the Mood for Love“) stiehlt einem wirklich das Herz. Ihr ruhiges Schauspiel gibt dem Film die wichtigen idyllischen Passagen, welche zwischen der vielen Brutalität bitter nötig sind. Des Weiteren spielt Jacky Cheung („Ashes of Time“) mit, der sich wahrlich nicht verstecken muss.

Visuell hat „As Tears Go By“ ebenso einiges zu bieten, denn unter anderem findet der bekannte Stroboskop-Effekt Verwendung, dessen Anwendung in „Chungking Express“ perfektioniert wurde. Außerdem tränken die für Hongkong typischen Neonfarben den Film in hypnotischen Bildern. Musikalisch trifft, wie häufig bei Wong Kar-wai, östliche und westliche Musik aufeinander, was in „As Tears Go By“ in einer berührenden kantonesischen Version von dem „Top Gun“-Klassiker „Take My Breath Away“ mündet. Wie man Stimmung richtig aufbaut, hat Wong Kar-wai schon in seinem Spielfilmdebüt verstanden. Enden tut dies in einem herzzerreißenden Finale.

Bild:

An dieser Stelle kann nur auf die Blu-ray Fassung des Filmes eingegangen werden, da die 4K-UHD nicht mitgesendet wurde. Zwar rauscht das Bild an vielen Stellen extrem, aber da dies in gewisser Weise zur Stilistik gehört, stört es kaum. Viele Szene leben gerade von diesem dreckigen Bild, das Hongkong ungeschönt zeigt. In Verbindung mit vielen Neonfarben prägt sich das Bild des Filmes im Kopf ein, was typisch für Wong Kar-wai ist.

Ton:

„As Tears Go By“ kann man auf Deutsch und Kantonesisch ansehen. Durch die Authentizität bereichert gerade die kantonesische Fassung den Film. Auch die Musik nimmt eine wichtige Rolle ein. Insgesamt treten keinerlei Beschwerden auf.

Extras:

Als Bonusmaterial sind zwei Originaltrailer, einmal auf Kantonesisch und einmal auf Mandarin, eine Bildergalerie und zwei alternative Filmenden auf der Blu-ray enthalten. Gerade die alternativen Enden sind selbstverständlich interessant, aber insgesamt ist dies in Anbetracht einer Special Edition dennoch zu wenig.

Fazit:

Auf den ersten Blickt wirkt „As Tears Go By“ an manchen Stellen noch etwas Roh und Ungeschliffen, doch dies macht das Spielfilmdebüt von Wong Kar-wai gleichzeitig so interessant. Wenn man sich auf die Figuren und die Melancholie einlassen kann, sieht man ein genial-inszeniertes Erstlingswerk, welches Lust auf mehr macht.