Kritik zu Days of Being Wild (Wong Kar Wai) (Special Edition)

Days of Being Wild - Szenenbild
Days of Being Wild - Szenenbild © Koch Films

Die Kritik:

Neben dem Spielfilmdebüt „As Tears Go By“ wird diese Woche auch Wong Kar-wais zweiter Spielfilm „Days of Being Wild“ als 4K-UHD Blu-ray veröffentlicht. Wong Kar-wai ist bekannt für die Melancholie und Einsamkeit in seinen Werken und auch in „Days of Being Wild“ sind diese Motive omnipräsent. Trotz der Ambitionen kommt der zweite Langfilm des Meisterregisseurs aus Hongkong nicht an sein Spielfilmdebüt „As Tears Go By“ heran.

Days of Being Wild (Wong Kar Wai) (Digital, Special Edition, 4K-UHD+Blu-ray+DVD)
Days of Being Wild (Wong Kar Wai) (Digital, Special Edition, 4K-UHD+Blu-ray+DVD) © Koch Films

In „Days of Being Wild“ folgen wir Yuddy (Leslie Cheung), welcher im Hongkong der 60er lebt. Das Leben von Yuddy wird auf den Kopf gestellt, als Rebecca (Rebecca Pan) ihm verrät, dass sie gar nicht seine leibliche Mutter ist. Seitdem ist er nicht mehr interessiert an festen Beziehungen, weshalb er seine Freundin Su Li-zhen (Maggie Cheung) nicht heiraten will. Zudem hat er auch kein sonderliches Interesse an seiner neuen Bekanntschaft Leung Fung-ying (Carina Lau), die sich in erster Linie für sein Geld begeistert. Erst wenn er weiß, wer seine Mutter ist, wird er sich bereit fühlen, eine Bindung einzugehen, doch Rebecca will ihm die Identität seiner biologischen Mutter nicht offenbaren…

Auch „Days of Being Wild“ ist durchtränkt von einer melancholischen Grundstimmung und die Bilder von Christopher Doyle („Chungking Express“) gleichen einer Poesie. Der andauernde Regen, die dunkle Inszenierung und das tropische Setting geben dem zweiten Langfilm Wong Kar-wais eine sehenswerte Ästhetik, in welchem seine Protagonisten agieren. Jedoch sind diese Protagonisten mit das Problem des Dramas.

Es ist für Wong Kar-wai nicht untypisch, keine klare Handlung zu erzählen und Szenen beinahe fragmentarisch ablaufen zu lassen. Dies wird hier aber auf die Spitze getrieben, indem nur wenige Figuren überhaupt charakterisiert werden. Vieles wird von Wong Kar-wai nur angedeutet. Dafür ist es umso erstaunlicher, wie gefühlvoll manche Szenen sein können, obwohl die Figuren den Zuschauer kaum berühren. Eine gewisse Eintönigkeit setzt sich gewissermaßen im Laufe des Filmes dennoch fest, weshalb „Days of Being Wild“ sicherlich noch besser wäre, wenn er eine längere Laufzeit hätte. Dass so manche Szene trotzdem perfekt funktioniert, liegt nicht nur an der Inszenierung, sondern ebenso an den hervorragenden Hauptdarstellern.

Days of Being Wild - Szenenbild
Days of Being Wild – Szenenbild © Koch Films

Wenn Wong Kar-wai ruft, wollen die besten Darsteller mit ihm arbeiten und dies ist in „Days of Being Wild“ nicht anders. Wer sich im Hongkong-Kino auskennt, wird einige legendäre Darsteller wiedererkennen. Leslie Cheung („Happy Together“) als Protagonist strahlt in seinem Handeln eine unfassbare Kälte aus, wodurch man ihn als Zuschauer nur schwierig einschätzen kann. Seine Rolle bietet dabei zudem den spannendsten inneren Konflikt. Um ihn herum versammelt sich das Trio aus Wong Kar-wais Debütfilm „As Tears Go By“, denn Andy Lau („Infernal Affairs“), Jacky Cheung („Ashes of Time“) und Maggie Cheung („In the Mood for Love“) sind wieder mit dabei. Gerade Maggie Cheung begeistert mal wieder und verkörpert ein unvergleichliches Können. Beteiligt sind ebenfalls Carina Lau („2046“) und Schauspiel-Legende Tony Leung Chiu-wai („Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“), welcher leider nur selten zu sehen ist.

Bild:

Da uns nur die Blu-ray Fassung des Filmes gesendet wurde, können wir auf das Bild der 4K-UHD nicht eingehen. Jedoch ist das Bild der Blu-ray wirklich gut, auch wenn es zu einem starken Bildrauschen kommt. Die gesamte Ästhetik, eingefangen von dem grandiosen Kameramann Christopher Doyle, beeindruckt völlig, denn durch den Filmkorn erhält „Days of Being Wild“ einen rohen einprägsamen Stil.

Ton:

„Days of Being Wild“ kann man auf Deutsch oder Kantonesisch sehen. Da aber ganz viel Authentizität in der Synchronisation verloren geht, kann man die deutsche Synchronisation leider nur bedingt empfehlen. Beide Sprachen sind als Mono oder 5.1 enthalten.

Extras:

Die Blu-ray Fassung des Filmes bietet einiges an Extras, darunter eine alternative Fassung des Filmes, einen Beitrag von Christopher Doyle, dem Kameramann des Filmes, ein kurzes Interview mit der bezaubernden Maggie Cheung, den Originaltrailer und eine Bildergalerie. Vor allem die alternative Fassung ist für Fans lohnenswert.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
7/10

Kurzfassung

Ein ambitionierter Film, der gefühlvoll und kalt zugleich ist.

Fazit:

„Days of Being Wild“ ist nicht der zugänglichste Film von Wong Kar-wai, was gerade an den schwierig einzuschätzenden Figuren liegt. So fällt es schwer, sich auf die tragische Geschichte einzulassen, wodurch viele Szenen den emotionalen Spagat nicht ganz meistern. Dennoch begeistert der zweite Langfilm von Wong Kar-wai gerade auf audiovisueller Ebene und durch die hervorragenden Darsteller. Wahrscheinlich muss man „Days of Being Wild“ mehrmals gesehen haben, um ein endgültiges Urteil abgeben zu können.


von Lukas Weinandy

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