Anatomie 1 + 2 – Kritik zum Mediabook

Szenenbild aus Anatomie 1
Szenenbild aus Anatomie 1 © justbridge entertainment

Die Kritik:

Anatomie 1 + 2 (Mediabook) offen
Anatomie 1 + 2 (Mediabook) offen © justbridge entertainment

Anatomie 1 & 2 sind deutsche Produktionen aus dem Jahr 2000 und 2003. Der erste Teil erhielt recht ansehnliche Kritiken, der zweite war dann weniger beliebt, was vielleicht auch das Ende der kurzen Reihe erklärt. Am 27. August 2021 erschienen beide Filme zusammen auf Blu-ray in einem Mediabook. Wir haben eines zu Rezenzionszwecken erhalten und möchten es hier besprechen.

Teil 1

Die eifrige Medizinstudentin Paula (Franka Potente) schafft den Sprung in einen Elitekurs im Heidelberger Institut, um die Anatomie des Menschen zu studieren. Doch nicht lange und Paula schöpft Verdacht. Ein junger Mann (Arndt Schwering-Sohnrey), dem sie tags zuvor noch das Leben gerettet hat, liegt nun auf dem Seziertisch, an dem die Studenten studieren sollen. Bloß Zufall? Immerhin war er sterbenskrank. Paula beginnt zu forschen und stößt in alten Büchern auf einen Geheimbund der Anti-Hippokraten, die versuchen Gott zu spielen und über Leichen gehen. Doch niemand glaubt ihr, vielleicht hat sie sich doch nur in etwas verrant…

Mit Franka Potente und Benno Fürmann oder auch Anna Loos wurde eine ganze Riege an vielversprechenden Jung-Darstellern gewonnen. Deutschland und Slasher – das sollte keine Widersprüche mehr bedeuten, während die USA u.a. mit Scream den Grundpfeiler eines neuen Hypes gegründet hat.

Erfreulicherweise will Anatomie nie ein richtiger, blutig-billiger Metzel-Abklatsch sein. Das Niveau ist hoch, was man bei den Schauspielern auch erhoffen durfte – technisch ebenso! Die Kritiken fielen wie gesagt sehr ordentlich aus, was auch an der guten Spannung und dem Drehbuch liegt. In der Hinsicht ist der Film gut gealtert. Vielleicht weiß man als Zuschauer zu früh zu viel. Die lange Aufklärung aus den Augen Paulas fühlt sich deshalb etwas zäh an, wobei in groben Zügen schon weiß wie der Hase läuft. In Teilen ist der Streifen auch vorhersehbar, aber er hat genügend ungewöhnliche Momente und ein gutes Finale, um auch heute noch gut zu unterhalten. Welcher deutsche (Horror-) Thriller könnte das nach über 20 Jahren noch von sich behaupten?

Teil 2

Szenenbild aus Anatomie 2
Szenenbild aus Anatomie 2 © justbridge entertainment

Anatomie 2 kam bei den Kritikern deutlich schlechter weg. Zum Inhalt hat der Acionthriller wieder einen begabten Jungmediziner – diesmal den männlichen Protagonisten  Jo Hauser (Barnaby Metschurat). Vor allem sein Bruder Will (Hanno Koffler), der im Rollstuhl sitzt, treibt ihn an. Durch seine Überzeugung, die Medizin schnell verbessern zu können, um seinen Bruder mit seiner Muskelkrankheit zu helfen, gerät er in zwielichtige Kreise. Deren Ziel: Forschungsergebnisse um jeden Preis! Wieder sind es die Anti-Hippokraten!

Abermals wurden namhafte Schauspieler angeworben: Heike Makatsch oder Herbert Knaup sind hier zu nennen und die Darsteller machen ihre Sache gut. Die Rollen sind dagegen häufig überzogen und die frei erfundene Story wenig glaubhaft. Gerade, weil selbst knapp zwei Jahrzehnte später die im Film so lax eingesetzten künstliche Muskeln nicht existieren. Nimmt man von der Glaubwürdigkeit aber etwas Abstand, bekommt einen absolut ordentlichen Thriller geboten. Aus dem Budget wurde ordentlich was draus gemacht. Den gut funktionierenden Horror aus Teil 1 erreicht man so nicht, die Actionszenen sind aber gut anzuschauen. Die Sympathieträger (wie etwa die philippinische Großfamilie) funktionieren neben den vielen Bösewichten auch recht gut. Das Ende kommt erwartungsgemäß.

Bild:

Ein wirklich umwerfendes Bild bringt die Blu-ray Premiere nicht zu Tage. Wo Anatomie 1 in Sachen Sehgewohnheiten sehr gut gealtert ist, so gegenteiliges ist für die Bildqualität zu sagen. Auch die Full HD-Premiere kann das arg körnige Bild nicht auf heutige Standards heben. Teil 2 ist dahingehend – nur 3 Jahre später veröffentlich – deutlich besser in der Bildqualität.

Ton:

Der Ton hat die rund 20 Jahre besser verkraftet. Das DTS 5.1 Tonformat hat kaum nennenswerte Schwächen. Actionszenen und selbst der rockige Soundtrack tragen den Ton sehr gut ins Wohnzimmer.

Extras:

Das Mdiabook enthält die beiden Filme je auf einer Blu-ray. Für das Bonusmaterial gibt es keine extra Disc. Dieses findet sich jeweils vor allem zum ersten Film und umfasst entfallene Szenen, Making-ofs, Special Make-up und einen Storyboard/Szene-Vergleich. Das ist recht umfangreich. Highlight dieser Fassung im Mediabook ist natürlich das exklusive 20-Seitiges Booklet mit weiteren interessanten Infos.

Blu-ray Kritik
  • 7/10
    Filme - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
7/10

Kurzfassung

Mutiges neues Genre-Kino, das auch rund 20 Jahre später noch gut unterhält.

Fazit:

So etwas wie Anatomie 1 hatte das deutsche Kino noch nicht gesehen und der Mut wurde belohnt. Junge Darsteller, Horror und eine Spur Witz kamen gut an und knüpften etwa an den US-Erfolg von Scream an. Anatomie 2 versuchte den Erfolg zu wiederholen – diesmal mit mehr Action, was auch noch gut gelang.


von Nicolas Wenger

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*