A Taxi Driver – Jang Hoons Geniestreich

A Taxi Driver: Thomas Kretschmann und Song Kang-Ho
A Taxi Driver: Thomas Kretschmann und Song Kang-Ho © Koch Films

Die Kritik:

Im Jahre 1979 wurde der damalige Präsident Südkoreas, Park Chung-hee, im Zuge eines gescheiterten Putsches ermordet. Nur kurze Zeit später kam es zu einem weiteren Militärputsch, welcher gerade in der Region Gwangju für Aufstände seitens der Bevölkerung sorgte. Vorrangig Student:innen gingen auf die Barrikaden und demonstrierten im Namen der Demokratie. Regierung und Militär reagierten gewaltsam, sperrten Zugänge zu Gwangju und wiesen die Presse an, nicht über die Aufstände zu berichten. Jang Hoon erzählt in „A Taxi Driver“ die Geschichte des deutschen Journalisten Jürgen Hinzpeter (im Film genannt: Peter) und des südkoreanischen Taxifahrers Kim Sa-bok (im Film genannt: Kim Man-seob)

A Taxi Driver: Blu-ray
A Taxi Driver: Blu-ray © Koch Films

Anmerkung: Im folgenden wird es in erster Linie um die Ereignisse, wie sie im Film wiedergegeben werden, gehen. Die Filmemacher:innen haben einige Änderungen zu den tatsächlichen Geschehnissen vorgenommen.

Kim Man-seob (Song Kang-ho) ist alleinerziehender Vater und knapp bei Kasse. Mit seinem Job als privater Taxifahrer kann er sich und seine Tochter stets mit Mühe und Not über Wasser halten, ist seinem Vermieter aber dennoch einiges an Geld schuldig. Als er bei einem Essen mit diesem von einem Journalisten (Thomas Kretschmann) erfährt, der willig ist 100.000 Won für eine Fahrt nach Gwangju und zurück zu zahlen, wird Mr. Kim hellhörig und packt die Gelegenheit beim Schopf.

Über die Gefahren des Ganzen war sich Mr. Kim jedoch nicht im Klaren, schließlich hat er jemand anderes Auftrag gestohlen und die spärlichen Dialoge mit Peter in gebrochenem Englisch machen die Reise nicht gerade angenehmer. Von der ersten Sekunde an sind sich die beiden Protagonisten einander unsympathisch und so kommt es stets zu mal kleineren und mal größeren Streitereien. Im ersten Drittel des Films herrscht nahezu durchgehend eine tendenziell eher lockere Stimmung, die durch einige amüsante Szenen und Momente geschaffen wird. Keine großen Gefahren sind in Sicht für Mr. Kim, bis klar wird, dass eine Einfahrt nach Gwangju ohne Erlaubnis des Militärs nicht möglich ist. Über Umwege findet sich ein Weg und erstmals wird so wirklich klar, wie ernst die Lage ist.

A Taxi Driver: Szenenbild
A Taxi Driver: Szenenbild © Koch Films

Deutlich beklemmender zeigt sich „A Taxi Driver“ von nun an und gerade dieser Bruch in der Stimmung ist wohl die größte Stärke von Jang Hoons Film. Gerade schmunzelt man noch, da fallen einem schon die verbarrikadierten und teilweise auch demolierten Häuserfronten ins Auge. Bis schwer verletzte Menschen das Bild prägen, dauert es nicht mehr lange. Von der anfänglich lockeren Stimmung ist nun nahezu nichts mehr zu spüren und Peters Auftrag – Berichterstattung über die schrecklichen Ereignisse in Gwangju – rückt in den Fokus der Erzählung. Immer wieder ist er bedacht, das Geschehen bestmöglich einzufangen und ist daher auch bereit, sämtliche Gefahren auf sich zu nehmen. Ein Loblied auf ehrlichen, wichtigen Journalismus und die Demokratie.

Was dem Ganzen eine würzige Note verleiht, sind die verschiedenen Ansichten der beiden Protagonisten. Während Peter alles für die Freiheit zu tun bereit ist, ist sich Mr. Kim gar nicht der Einschränkungen bewusst. Für ihn ist klar, dass es anderen Menschen noch viel schlechter geht und man sich deshalb über die Lage in Südkorea nicht beschweren sollte. Zeit für Zeit wird ihm seine naive Denkweise jedoch bewusst, was ihn gerade mit dem Hintergrund seiner Tochter und Geldnot zu einer Figur werden lässt, die man mit aufrichtigem Interesse verfolgt. Dass Song Kang-ho („Parasite„) hier mal wieder eine absolute Glanzleistung abruft, dürfte heute niemanden mehr ernsthaft überraschen. Jede Szene wird von ihm dominiert und auch Thomas Kretschmann („Der Pianist“) wird von seiner Aura in den Schatten gestellt, obgleich dieser ebenfalls eine wirklich tolle Performance abliefert. Die übrigen Darsteller:innen wissen auch zu überzeugen, doch Song und Kretschmann sind definitiv die Perlen dieses Films.

A Taxi Driver: Taxis
A Taxi Driver: Taxis © Koch Films

Mal mit gehörig Distanz und dann mal wieder aus nächster Nähe, werden die Geschehnisse von Kameramann Go Rak-sun eingefangen. Jederzeit merkt man ihm das Gespür für die richtigen Einstellungen an und durch den Schnitt und die stets passende musikalische Untermalung, ergibt sich ein wunderbar rundes audiovisuelles Gesamtbild.

Bild:

Das Bild der Blu-ray ist stets sehr gut und weist keine Mängel auf. Die Kameraführung ist sehr gut.

Ton:

Der Ton ist stets klar und auch die musikalische Untermalung ist passend gewählt.

Extras:

Lediglich einige Trailer liegen bei.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
8/10

Kurzfassung

Ein Lobgesang auf Demokratie und Journalismus.

Fazit:

„A Taxi Driver“ wird seine Zuschauer:innen noch eine Weile über den Film hinaus beschäftigen, denn seine Thematik ist leider noch immer weit davon entfernt, uninteressant oder nicht mehr aktuell zu sein. Getragen von der hervorragenden Inszenierung und grandiosen schauspielerischen Darbietungen, weiß Jang Hoons Geniestreich von einem Film stets seine Zuschauerschaft an die Bildschirme zu fesseln. Mit viel Herz und aufrichtigem Respekt wird eine wahre Heldengeschichte erzählt, von denen es gerne noch viel mehr geben dürfte.


von Tim Gertz

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