Strange World Interview mit Roy Conli

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Der amerikanische Filmproduzent und Synchronsprecher Roy Conli zeichnet für mittlerweile 16 Disney Filme als Produzent verantwortlich. Für „Baymax – Riesiges Robowabohu“ erhielt er 2015 zusammen mit Don Hall und Chris Williams den Oscar für den besten animierten Spielfilm.
Zum Kinostart von „Strange World“ verriet Conli im Interview in Berlin spannende Details über die Entstehung.


Es freut mich, Sie wiederzutreffen. Seit „Baymax“ ist einige Zeit vergangen. Nun sprechen wir uns zu einer neuen, magischen Welt. Bereits 2018 hat die Produktion von „Strange World“ begonnen.

RC: Ja, es ist eine sehr lange Produktionsphase gewesen. Wir sind damals alle zusammengekommen und dann kam die Pandemie und wir mussten versuchen, alles irgendwie zusammenzuhalten. Ebenso war es auch bei „Encanto“ und „Raya und der letzte Drache“ der Fall. Wir haben alle von unseren Wohnzimmern, Schlafzimmern oder von wo auch immer gearbeitet. Dank der heutigen Kommunikationssysteme lief aber alles makellos. Wir hatten (trotz allem) eine schöne Zeit.

Wir alle haben in den letzten vier Jahren in einer sehr seltsamen Welt gelebt. Was bedeutet es Ihnen „Strange World“ mit all den Kreaturen und Orten, die niemals zuvor jemand gesehen hat, nun dem Publikum zu präsentieren?

RC: Es ist aufregend und spannend, weil der Film eine Ansammlung von großer Vorstellungskraft ist. Gleichzeitig macht der Film so viel Spaß, weil er so lustig ist. Und die Geschichte hat so viel Herz. Jetzt ist die Zeit, den Film der Welt wie eine Art Geschenk zu geben.

Der Film spielt an drei verschiedenen Orten: die Stadt Avalonia, die Farm der Clade-Familie und die Strange World. Erzählen Sie mir, wie Sie für jede Welt einen spezifischen Ton und eine markante Farbpalette gefunden haben.

RC: Wir wollten sicherzustellen, dass jede Location ihre eigene Art von Zeilensprache hat. Avalonia ist sehr vertikal, man erkennt gerade Linien. Die Farm ist geformt wie eine Art Sechseck-Muster. In der Strange World gibt es hingegen fließende Übergänge. Auch mit dem Farbschema wollten wir bewusst Unterschiede setzen. In Avalonia ist alles hell und lebendig. Für die Farm haben wir grüne Farbtöne gewählt. Nicht nur, weil es ein Teil der Landschaft ist, sondern weil dort auch die Energiequelle Pando beherbergt wird. Die Strange World verändert sich, je weiter man sie betritt. Aber sie präsentiert immer ein Gefühl von organischer Struktur, allerdings ohne Grün- und Brauntöne, weil wir nicht wollten, dass sie die Top-Welt widerspiegelt.

blengaone-Redakteurin Sandy Kolbuch und Produzent Roy Conli © Privat Kolbuch

Sie haben bei der Präsentation am Morgen gesagt, dass es ein Film darüber ist, wie man die Welt rettet. Glauben Sie, dass es jetzt das richtige Jahr ist, um diesen Film dem Publikum zu zeigen? Bei all den Pandemieproblemen…

RC: Warum nicht? (lacht) Ich denke, es ist immer die richtige Zeit, um Leute zusammenzubringen und zu sagen, lasst uns alles besser machen. Das ist eine gute Botschaft.

Ich war schon immer ein großer Fan der Sidekicks und habe mich jetzt direkt in Platsch verliebt. Und der dreibeinige Hund ist ein Geniestreich. Wer hat entschieden, dass er nur drei Beine haben soll?

RC: Diese Idee kommt von Alicia, unserer Head of Story. Als wir angefangen haben mit der Story, ist jeder davon ausgegangen, dass ein Hund drin vorkommen wird. Wir hatten 12 Personen, die an der Geschichte gefeilt haben, und jeder von ihnen hat damit begonnen, Hunde zu designen. Man hat genau gesehen, der eine hat einen Dackel, der andere einen deutschen Schäferhund. Eines Tages haben wir uns gefragt, was wäre, wenn wir einen „Tripod“ hätten. Dies ist der amerikanische Begriff für ein dreibeiniges Stativ. Alle sind darauf angesprungen. Und dann kam unser Charakterdesigner Jin Kim und schuf unseren Hund.

Wie kann man sich die Recherche nach Kreaturen und Pflanzen vorstellen, die überhaupt nicht existieren?

RC: Wir beschäftigen dafür die kreativsten Leuten in der Branche. Manchmal kommen wir in einem Raum zusammen und teilen unsere Ideen, manchmal gehen Leute auf Reisen und kommen mit neuen Ideen und Inspirationen wieder. Es gibt einen wunderbaren Visual Development Artist namens Kevin Nelson, mit dem ich bei fast jedem Film, den ich je gemacht habe, zusammengearbeitet habe. Eines Tages kam er mit einem Sandwich in der Hand in den Raum und sagte, wir sollten etwas kreieren, was so aussieht. Und so entstand der Transport-Asaurus.

Ethan Clade, seine Mutter Meridian und ihr Hund. © 2022 Disney. All Rights Reserved.

Der Film vereint so viele Handlungsstränge: Familie, Vater-Sohn-Beziehung, Umgang mit der Natur, Entdeckung unbekannter Welten… Wer hat entschieden, welche Themen aufgenommen werden und welche nicht?

RC: Wir hatten einen iterativen Prozess. Anhand des Storyboards wurde festgelegt, welche Themen aufgegriffen werden. Insgesamt hat sich das gesamte Team sechsmal getroffen und die Storyline des Films überprüft. Jedes Mal wurden die Ideen neu besprochen und die jeweils besten Ideen haben gewonnen. Es liegt in der Verantwortung des Regisseurs, die besten Ideen herauszufiltern und sie miteinander zu verbinden.

Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Botschaft dieses Films für das Publikum?

RC: Ich denke, die wichtigste Botschaft ist: Hab´ viel Spaß, genieße es und lache. Es ist Entertainment. Und die Frage, was wir unseren Kindern hinterlassen, schwingt ebenfalls mit.

Herzlichen Dank für das informative Gespräch.

RC: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.

von Sandy Kolbuch

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