Hell let Loose – Spieletest

Hell let Loose - Key Art
Hell let Loose - Key Art © Black Matter

Ego-Shooter, große Maps, Zweiter Weltkrieg, riesige Teams und viele Tode. Nichts von dem, was man zu Hell let Loose zunächst sagen kann, spricht für einen originellen Shooter und doch hat der Titel im vergangenen Jahr hier und da durchaus für Furore gesorgt. Woran der Mini-Erfolg des Studios „Black Matter“ festgemacht werden kann und ob dieser auch Hand und Fuß hat, erfahrt ihr hier in unserem Test.

Hell let Loose lässt euch den Zweiten Weltkrieg aus Sicht von US- und Wehrmachtsoldaten erleben. Auf einer von 11 riesigen Maps gilt es dann im Stile des 50 gegen 50 die feindlichen Stützpunkte zu erobern und die eigenen zu verteidigen & zu kontrollieren. Das Spiel ist hierbei durch und durch Hardcore – damit meine ich nicht nur, dass das Spielerlebnis selbst extrem ist, viel mehr bezeichnet man im Shooter-Genre einen Modus als „Hardcore“, wenn es keine Mini-Map gibt, friendly Fire aktiviert ist und man kein Trefferfeedback angezeigt bekommt. Eben diese Voreinstellung, gepaart mit dem sehr taktischen Ansatz des Spieles und der sehr großen Implementierung des Sprach-Chats sorgt für ein einzigartiges Erlebnis für jeden Spieler.

Hell let Loose
Hell let Loose © Black Matter

Gehen wir aber erstmal Schritt für Schritt vor. Nachdem wir den Hardcore-Aspekt nun näher betrachtet haben, stellt sich die Frage: Was macht Hell let Loose denn so taktisch? Die Antwort auf diese Frage setzt sich aus einigen wenigen simplen Punkten zusammen. Einerseits sind die Waffen, die zur Verfügung stehen, voreingestellt und nicht frei wählbar. Diese begrenzte Anzahl an Möglichkeiten sorgt ganz einfach dafür, dass schonmal keiner in irgendeiner Form einen Vorteil dadurch hat, dass er eine besondere Waffe spielt. Andererseits nimmt jeder Spieler eine Rolle ein, die in ganz bestimmten Situationen ausschlaggebend für den Spielverlauf sind. Ob du dich dafür entscheidest Offizier, Sanitäter, Scharfschütze oder was ganz anderes zu sein sollte an dieser Stelle nicht leichtfertig abgetan werden. Hat man sich nun sinnvoll in kleine Untergruppen verteilt und steht bereit, um einen gegnerischen Posten zu stürmen, wartet man dann nur noch auf das Signal des Gruppenführers. Dieser hat große Verantwortung, da die Aktionen meist mit ihm stehen und fallen. Schnell nochmal im Sprachchat alles besprochen, kann es schon ab ins Getümmel gehen.

Befindet man sich dann in besagtem Getümmel, fallen einige Dinge sofort auf. Zum einen kommt hier die Langatmigkeit zum Vorschein, die dieses Spiel stets begleitet, wenn man sich nicht gerade mitten im Geschehen befindet. Man kann in Hell let Loose durchaus auch mal Minuten lang durch die Gegend laufen und erlebt nichts außer kaputte Häuser und Vegetation. Aber auch das bisschen Leben, was man hat und die Tatsache, dass man sowohl vom Gegner als auch von den eigenen Leuten niedergeschossen werden kann, sorgen dann schnell für Frustration, die durch die teils ewig lange Respawn-Zeit nur noch weiter befeuert wird. Dieser Shooter zeichnet sich also relativ zügig dadurch aus, dass er eine schmale Gradwanderung zwischen gnadenloser Action und erdrückender Langeweile und damit ist eines sicher: Einzelspieler können sich das Geld an dieser Stelle getrost sparen.

Hell let Loose
Hell let Loose © Black Matter

Die Grafik war für mich eine kleine Überraschung, denn hier hält man in der Tat locker mit den ganz Großen mit. Nicht nur die Qualität innerhalb und außerhalb der eigentlichen Action ist großartig, auch der eigentliche Look ist völlig stimmig. Ohne zu monoton zu werden, sind alle Farben und Texturen liebevoll in die Weltkriegsthematik eingewoben und kriegen mit der Palette an möglichen Outfits der Spielcharakter quasi ihre Kirsche auf der Sahnetorte. Auch der Ton überzeugt auf ganzer Länge und steht der Grafik in nichts nach. Abgesehen vom Sprachchat der sehr clever in das Spiel eingearbeitet ist, befördern einen die brachialen Sounds von Explosionen oder basshaltigen Propellergeräusche von Flugzeugen sofort vom Wohnzimmer in den Krieg. Genau wie auch bereits bei der Grafik ist der Ton mit Sicherheit auf dem Niveau der ganz großen.

Pro:

+ Sehr taktisch

+ Spannende Runden

+ Schöne Grafik

+ Großartiger Sound

+ Insgesamt gute Balance

Kontra:

– Lange Ladezeiten

– Oft langweilige Passagen

– Nichts für Solo-Spieler

– Weltkriegs-Thematik sehr verbraucht

Spieletest
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 8/10
    Sound - 8/10
  • 6.5/10
    Steuerung - 6.5/10
  • 7/10
    Gameplay - 7/10
  • 7.5/10
    Multiplayer - 7.5/10
7.5/10

Zusammenfassung

Zwischen Action & Langeweile, zwischen Taktik & Frustration. Nichts für Solo-Spieler!


Fazit:

Ich denke für Kritiken aus diesem Genre ist es erst einmal immer wichtig zu erklären, dass ich ein langjähriger Ego-Shooter-Veteran bin. Ich komme daher nicht nur grundsätzlich schon mit hohen Erwartungen daher, denn da ich zusätzlich aus der Zeit komme als Activision noch gute Call of Duty’s machte, bin ich auch noch ziemlich verwöhnt. Wenn in einem Hell let Loose dann also die Steuerung ab und zu mal etwas hakt oder die Grafik leichte Fehler aufweist, dann fällt mir das direkt auf. Über die Shooter-Erfahrung hinaus ist es aber immer schlecht, wenn man riesige Luftlöcher im Gameplay erleben muss oder bis zu einer Minute Zeit hat, um den Ladebildschirm beim respawnen zu analysieren. Sieht man über diese Mankos hinweg, bleibt ein Spiel übrig welches Taktik auf eine Art und Weise bringt, wie es sie in einem Shooter zuvor noch nie gegeben hat. Dieser taktische Aspekt verschmilzt mit den bombastischen Sinneseindrücken auf Augen und Ohren und bildet damit (nach etwas Übung) ein sehr spaßiges Erlebnis, bei dem sich keine einzige Runde anfühlt wie eine vorherige. Die Tatsache, dass das Spiel allein nach maximal 2 Runden praktisch für die Tonne ist, ist für mich keineswegs etwas Schlechtes. Ich habe zwar vereinzelt diese Meinung immer mal wieder lesen können, ich persönlich finde aber, dass ein Spiel sich gerne seelenruhig hinstellen kann und sagen kann „Ich bin ein Team-Spiel“. Das ist hier nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal und das ist völlig okay – Hell let Loose ist nun mal kein Einzelspieler-Titel und wer sich Solo an das Ganze wagt, der ist im Endeffekt selbst schuld.


von Esteban Belon

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