Revenge of the Warrior – Der Actionstreifen mit Tony Jaa in der Retro-Kritik

Revenge of the Warrior: Tony Jaa
Revenge of the Warrior: Tony Jaa © Meteor Film

Die Kritik:

Revenge of the Warrior: Blu-ray
Revenge of the Warrior: Blu-ray © Meteor Film

Eigentlich liebe ich das ost-asiatische Actionkino! Klar, die Geschichten und die Figuren schwanken oft eher zwischen stark uninspiriert und erschreckend unterentwickelt. Doch die Action selbst sticht durch überlegte, oftmals äußerst brutale Choreographien, wunderbar lange, lebendige Kameraeinstellungen, einen Hauptdarsteller, der den aller größten Teil der Stunts selbst erledigt und noch so vieles mehr. Natürlich gibt es auch hier Abstufungen. Zwischen den minutiös ausgearbeiteten Kämpfen der „The Raid“-Filme, die auf das asiatische Actionkino gerade einen ähnlichen Einfluss haben wie die „John Wick“-Trilogie auf den Westen, bis zu, offensichtlich auf dem Fahrwasser dieser Meilensteine mitschwimmenden Filme, wie „The Night Comes for Us“ gibt es auf jeglicher Ebene des Filmemachens erhebliche Unterschiede, Genrefans sei jedoch beides empfohlen. Schließlich gibt es im Actionkino ohnehin die ungeschriebene Regel, dass man die Dialogszenen und die Handlung toleriere, um zur Action zu kommen. Natürlich bewiesen unzählige Klassiker, dass dies nicht immer so sein muss, doch traf diese „Tradition“ auf alte Jackie Chan Klassiker wie „Ein Halleluja für zwei Schlitzohren“ ebenso zu wie auf moderne Scott Adkins Werke. So ist dieses Level des Storytellings eben das absolute Minimum, das ein Actionfilm zu erfüllen hat. Umso erschreckender, dass ausgerechnet der vielgepriesene „Revenge of the Warrior“ oder im englischen „The Protector“ dieses Level nicht annähernd erreicht.

Nicht einmal der unoriginelle Titel bereitet darauf vor, was den Zuschauer hier erwartet. Denn hier steht einem eine auf Zelluloid gebannte Arbeitsverweigerung in Sachen Storytelling und Character-building bevor. Hier passieren Dinge einfach. Und das ohne den Hauch eines Grundes. Die leeren Hülsen, die sich hier Figuren schimpfen, agieren ohne Motivation in einer Story, die sich zu keiner Sekunde bemüht eine solche zu sein. Während im Actionkino die Handlung oftmals lediglich eine Möglichkeit ist von einem Kampf zum anderen zu kommen, gibt es hier zwischen den Martial Arts-Prügeleien nicht einmal so etwas wie eine wirkliche Handlung. Ganze Nebenplots führen zu nichts, man verliert viel zu viel Zeit mit dümmlicher Exposition, bescheuerten Dialogen und den klischeehaftesten und unterentwickeltsten „Figuren“, die ich seit langem zu Gesicht bekam. Es hilft wie so oft auch nicht, dass der männliche Star des Films, hier ist es Tony Jaa, zwar offensichtlich großes Können in Bezug auf die Action beweist, von Schauspiel aber deutlich weniger Ahnung hat. Eine unausgegorene, überzogene, bisweilen lächerliche Performance ist die Folge.

Revenge of the Warrior: Bongkoj Khongmalai
Revenge of the Warrior: Bongkoj Khongmalai © Meteor Film

Eigentlich sollte ein Film mit einer solch dämlichen Prämisse (ein junger Mann reist nach Australien und prügelt sich dort mit der Mafia um seinen Elefanten zurück zu bekommen), diese nutzen um seinen Film, witzig, bunt und spaßig zu gestalten. Stattdessen fallen die wenigen Versuche Humor zu etablieren vollkommen durch, während man sich mit vorgetäuschter Tiefgründigkeit in vollkommen unnatürlichen Dialogen nicht annähernd über die Laufzeit von guten 90 min schleppt. Die oft langweilige Optik erledigt da leider den Rest.

 

Revenge of the Warrior: Kampfszene
Revenge of the Warrior: Kampfszene © Meteor Film

All das kann der eingefleischte Genrefan, jedoch zumindest zum Teil übersehen, wenn die Action überzeugt. Offensichtlich sticht diese hier als Hoffungsschimmer am Horizont heraus. Während Jaa und Co. sichtlich schwer arbeiteten, um die zahlreichen Kämpfe zum Leben zu bringen, muss ich leider hier erneut Kritik anbringen. Ich habe zwar großen Respekt vor dieser Leistung, doch mangelt es auch hier an zahlreichen Ecken. Dass dem Rachefeldzug des Protagonisten jeglicher emotionaler Unterbau fehlt, dürfte inzwischen angekommen sein. Dass dieser immer wieder Lauthals „Wo ist mein Elefant?“ schreit, unterstreicht die Lächerlichkeit nur noch.

Revenge of the Warrior: Training mit Elefant
Revenge of the Warrior: Training mit Elefant © Meteor Film

Generell fügt sich die Action zu selten sinnvoll in die Handlung ein. Doch auch sonst lässt man jeglichen Spannungsaufbau vermissen. Gute Action erzählt eigentlich fast immer selbst eine Geschichte, entwickelt sich weiter und steigert sich. So werden wir Zuschauer mitgerissen. Blöd nur, dass das Action-Storytelling zu selten über „einer läuft auf ihn zu, er verprügelt ihn, der nächste läuft auf ihn zu, er verprügelt ihn, der nächste…“ hinausgeht. So monoton wie sich das liest, ist es leider auch im Film. So tut man dem Ganzen im Schnitt auch keinen Gefallen. Man lässt die Action nicht ineinanderfließen, vielmehr teilt man diese in voneinander scheinbar unabhängige Momente. Als Folge entstehen oftmals tolle einzelne Sekunden, die aber in keiner Szene ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Lediglich die legendäre Plansequenz kann hier trotz nerviger Musik, die scheinbar direkt aus dem TV-Archiv stammt (ein Problem, das der ganze Film hat), wirklich überzeugen. Ich empfehle Genrefans, diese auf YouTube nachzuholen, um den restlichen Film aber einen weiten Bogen zu machen.

Filmwertung
3/10

Kurzfassung

Aneinanderreihung von nervigen Szenen und auch die Action kann nicht überzeugen.

Fazit:

Letztlich entsteht ein Film, der seine Bezeichnung als ein solcher kaum verdient hat. Eine leidliche Aneinanderreihung von nervigen Szenen wäre eine treffendere Bezeichnung. Hier wird sich scheinbar nicht einmal bemüht die Action in einen sinnvollen Rahmen zu stecken und das auf einem Level, das mir so noch nie begegnet ist. Leider kann nicht einmal die Action abgesehen von einigen Momenten vollends überzeugen. Zu schade auch, da zumindest auf diesem Gebiet durchaus fähige Leute anwesend gewesen wären.


von Sebastian Stegbauer

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