Mord im Orient Express – Filmkritik: Starbesetztes Remake

Mord im Orient Express: Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh als Hercule Poirot
Mord im Orient Express: Regisseur und Hauptdarsteller Kenneth Branagh als Hercule Poirot © 2017 Twentieth Century Fox

Die Kritik:

Mord im Orient Express - Plakat
Mord im Orient Express – Plakat © 2017 Twentieth Century Fox

Mord im Orient Express basiert (genauso wie die erste Verfilmung von 1974, die es jetzt im Blu-ray-Format gibt) auf der Romanvorlage von Agatha Christie. Das Buch der Krimi-Autorin erschien bereits 1934. Nun startet die Neuauflage von und mit Kenneth Branagh am 9. November 2017 im Kino.

Die Handlung hat sich im Remake kaum geändert, wohl aber der Cast. Neben Branagh wirken u.a. noch Penelope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer und Daisy Ridley mit. Insgesamt treten 13 Personen (samt Bahndirektor und Schaffner) die Reise im Abteil des Orient-Express‘ an, um nach Europa zu gelangen. Doch die Fahrt im Luxus-Dampfer fällt nicht sonderlich beschaulich aus. Ein Mord versetzt die gehobene Gesellschaft in Angst. Zudem werden sie mitten auf dem Weg von einer kleinen Lawine erfasst und der Zug entgleist teilweise. Ein schnelles Entkommen scheint also unmöglich. Der belgische Detektiv nimmt sich der Sache an. Es wäre nicht der erste Fall, den er mit feiner Beobachtungsgabe enthüllt. Doch an den verschwiegenen Fahrgästen beißt er sich die Zähne aus. Während viele Gäste ein Motiv hätten, weist der Tathergang noch viele Rätsel auf.

Mord im Orient Express: Olivia Colman (links, Hildegard Schmidt), und Judi Dench (Prinzessin Dragomiroff)
Olivia Colman spielt die Zofe von Prinzessin Dragomiroff (Judi Dench) © 2017 Twentieth Century Fox

Bevor es in den Zug geht, bekommen wir zunächst noch eine Aufklärungsszene des letzten Falls von Hercule Poirot mit, der in Jerusalem stattgefunden hat. Die kommt jedoch noch ziemlich unspektakulär daher und man sehnt sich der eigentlichen Story entgegen. Fast ohne weitere Ausschweifungen ist es dann auch soweit. Die vielen verschiedenen – und zum Original nur leicht abgewandelten – Protagonisten werden im Vorbeigehen erklärt, was gut gelingt. Aus dem beachtlichen Cast kommen nicht alle gleich gut weg. Kenneth Branagh sorgt (mit ungewohntem Akzent) als schrulliger perfektionistischer Detektive für die humoristischen Momente, übertreibt es aber zuweilen ein wenig. Sein Können blitzt leider nur an einigen Momenten auf, nämlich wenn er seine Alberei ablegt. Positiv herausstechen tut da z.B. Judi Dench als adelige Prinzessin mit einem stets überheblich-genervten Blick. Johnny Depp gefällt als aalglatter Gangster Ratchett. Ebenso Josh Gad, der Ratchetts persönlichen Assistenten mimt. Und auch Michelle Pfeiffer spielt die Witwe Mrs. Hubbard sehr überzeugend. Andere bleiben dagegen arg blass (Penélope Cruz als Missionarin, Leslie Odom Jr. als Doktor oder Daisy Ridley als Kindermädchen) bzw. bekommen zu wenig Aufmerksamkeit.

Mord im Orient Express: Michelle Pfeiffer als Caroline Hubbard
Michelle Pfeiffer als Caroline Hubbard © 2017 Twentieth Century Fox

Insgesamt stimmt die Atmosphäre im Zug und man fühlt sich gut aufgehoben. In vielen Momenten ist die Liebe zum Detail erkennbar, was Kostüme und Ausstattung angeht. Auch die Zugaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven bzw. von außerhalb sehen toll aus. Dramaturgisch dominiert eine ruhige Erzählweise der Krimi-Adaption. Gerade im Vergleich zu den Verfilmungen des Ermittler-Kollegen Sherlock Holmes mit Robert Downey Jr. geht Mord im Orient Express schön bedächtig vor. Untermalt wird dies durch gute Dialoge, wie z.B. der zwischen Depp und Branagh, als dieser dem Gangster seine Abneigung zelebriert. Selbiges trifft auf einige Verhörgespräche zu. Dennoch muss sich der Streifen seine kühle Inszenierung vorwerfen lassen. Mitfiebern und -rätseln macht (selbst wenn die Geschichte nicht bekannt ist) nur selten Spaß. Denn von der heutzutage nicht mehr ganz frischen Idee eines Mordfalls und mehreren, zusammengepferchten Verdächtigen wird nur wenig Spannung geschöpft.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Angenehm altmodische Verfilmung des Krimi-Romans von Agatha Christie.

Fazit:

Mord im Orient Express ist anno 2017 eine aufwändige Inszenierung, die ruhig zwischen Krimi, Drama und Komödie hin und her pendelt. Aus dem spektakulären Cast schöpft jedoch nicht jeder sein volles Potenzial aus oder bekommt im 114-minütigen Streifen schlicht zu wenig Aufmerksamkeit.


von Nicolas Wenger

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

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