Gut gegen Nordwind – Blu-ray Kritik

Nora Tschirner in Gut gegen Nordwind
Nora Tschirner in Gut gegen Nordwind © Komplizen Film GmbH / Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH / Erftal Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG

Die Kritik:

Gut gegen Nordwind - Blu-ray Cover
Gut gegen Nordwind – Blu-ray Cover © Sony Pictures Entertainment

Durch einen Buchstabendreher in einer E-Mail gerät Emma Rothner (Nora Tschirner) an Leo Leike (Alexander Fehling). Die beiden verstehen sich erst überhaupt nicht, wollen dann doch aber einen komplett anonymen Mail-Kontakt aufbauen. Emma ist zwar verheiratet und Leo steckt noch so halb in einer Beziehung, aber tatsächlich entsteht eine Freundschaft. Im Laufe der Zeit entdecken sie aber, dass sich daraus mehr entwickelt.

„Gut gegen Nordwind“ ist eine deutsche Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Glattauer. Die Ausgangslage klingt zwar extrem flach, daraus entwickelt sich trotzdem eine glaubwürdige Geschichte. Der Film nimmt sich vor allem die nötige Zeit, um die Handlung realistisch weiterzuerzählen. Freundschaften können nicht innerhalb von ein paar Nachrichten sich entwickeln, sondern es braucht schon eine gewisse Dauer.

In der ersten Hälfte des Films geht es neben dem Aufbau der Freundschaft vor allem um Leos Leben. Er steckt noch extreme Hoffnung in seine Beziehung, wobei seine (Ex-)Freundin schon einen anderen Mann an ihrer Seite hat. Bei einem Familientreffen spricht er erstmalig viel über das Thema Liebe und vor allem bei einem Gespräch mit seiner Mutter kann er seine Gedanken das erste Mal richtig ordnen. Nach einiger Zeit widerfährt ihm allerdings ein heftiger Schicksalsschlag, weshalb er den Kontakt zu Emma vorerst einstellt. In der ersten Hälfte des Films ist Emma nicht zu sehen, wird aber trotzdem bis zu dieser Stelle zu einer virtuellen Wegbegleiterin. Von da an ändert sich das Verhältnis allerdings. Sie planen ein gemeinsames Treffen, um über Leos Verlust zu reden.

Alexander Fehling in Gut gegen Nordwind
Alexander Fehling in Gut gegen Nordwind © Komplizen Film GmbH / Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH / Erftal Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG

Ab dem Zeitpunkt entwickelt sich der Film leider in eine komplett andere Richtung. Die Entscheidungen der Charaktere waren vorher noch leicht nachvollziehbar, aber ab der zweiten Hälfte tritt Emma deutlicher in den Vordergrund. Ihre Hintergrundgeschichte wird offenbart und diese ist sehr widersprüchlich. Sie schreibt Leo ein paar Fakten, die allerdings nicht mit dem Gesehenen übereinstimmen. In ganz vielen Szenen verhält sie sich komplett anders, sodass ihr Charakter sehr intransparent wird. Leider zieht sich diese Entwicklung bis zum Ende durch, sodass das Ende sehr unbefriedigend ist. Das eigentliche Finale, welches von beiden Figuren sehr durchdacht ist, scheitert komplett unbegründet. Stattdessen gibt es ein Ende, das überhaupt nicht zu der Handlungsentwicklung passt und leider komplett fehlplatziert wirkt. Dazu kommen dann noch einige Längen. Der Film hätte man locker um eine halbe Stunde kürzen können.

Nichtsdestotrotz hat der Film einige wunderschöne Momente. Diese sind zwar vor allem in der ersten Hälfte vorhanden, haben dennoch ihren Charme. Im Film gibt es mehrere Momente, wo sich die Figuren beinahe begegnen. Diese sind meistens sehr schön inszeniert und lassen eine großartige Spannung entstehen. Sie beschließen sogar sich einmal in einem Café zu treffen und den anderen zu erraten. An diesen Momenten zeigt sich dann, dass die grundlegenden Ideen sehr interessant sind, die Geschichte dann aber zum Ende hin einfallsloser wird.

Ulrich Thomsen in Gut gegen Nordwind
Ulrich Thomsen in Gut gegen Nordwind © Komplizen Film GmbH / Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion GmbH / Erftal Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG

Die Regisseurin Vanessa Jopp („Engel&Joe“) schrieb unter anderem mit dem Romanautor am Drehbuch. Dementsprechend sind einige merkwürdige Handlungsentwicklungen der Vorlage zu verschulden. Der Cast leistet immerhin durchweg großartige Arbeit. Alexander Fehling („Inglourious Basterds“/„Der Hauptmann“) und Nora Tschirner („Keinohrhasen“/„SMS für dich“) sind beides tolle Schauspieler und haben eine schöne Synergie zusammen. Vor allem in den emotionalen Momenten zeigt sich das Können der beiden. Es ist besonders faszinierend, wie zwei Personen so gut harmonieren, obwohl sie sich nicht sehen.

Bild:

Das Bild bietet zwar keine visuellen Höhepunkte, ist trotzdem zu keinem Zeitpunkt fehlerhaft. Die Farben werden alle korrekt dargestellt und in den dunklen Szenen kommt es zu keinem Rauschen. Vor allem die Szenen, bei denen sich die Figuren unwissend in der Nähe befinden, werden vom Kameramann Christof Wahl („Fack Ju Göhte“) sehr interessant inszeniert.

Ton:

Der Ton bietet, wie das Bild, keine wirklichen Highlights, ist dennoch grundlegend solide. Der Film verzichtet zum Großteil auf Musik, ist gibt dennoch einige Lieder, die zwischen den Charakteren eine Verbindung entstehen lässt.

Extras:

Auf der Blu-ray sind nur Trailer vorhanden.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
6.5/10

Kurzfassung

Sehr schöner Film mit einigen großartigen Momenten.

Fazit:

„Gut gegen Nordwind“ hat zwar eine sehr simple Ausgangslage entwickelt sich trotzdem zu einem sehr schönen Film. Vor allem in der ersten Hälfte gibt es einige großartige Momente, die im späteren Verlauf leider nicht mehr oft vorkommen. Generell bricht die zweite Hälfte die vorherige Struktur, sodass die Geschichte zu einem eher unbefriedigenden Ende kommt.


von René Fischell

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