Earthquake: Blu-ray Kritik zum armenischen Katastrophendrama

Earthquake - Viele Kinder wurden zu WaisenEarthquake - Viele Kinder wurden zu Waisen
Earthquake - Viele Kinder wurden nachdem Erdbeben zu Waisen © KSM

Die Kritik:

Earthquake Bluray Cover
Earthquake Blu-ray Cover © KSM

„Earthquake“ wurde von Armenien ins Oscar-Rennen des besten fremdsprachigen Films gebracht, doch anschließend disqualifiziert. Der Grund soll ein zu großer russischer Einfluss am Film gewesen sein. Nun erschien das Katastrophendrama von 2016 bei uns am 06.12.2018 auf Blu-ray. Wir haben ihn uns angesehen und besprechen, ob der Film rein qualitativ eine Oscar-Nominierung verdient gehabt hätte.

Der Inhalt beruht auf wahren Begebenheiten und zeigt das verheerende Erdbeben in Armenien 1988. In dessen Folge starben damals 25.000 Menschen. Noch viel mehr wurden obdachlos. Trotz des Kalten Krieges kam es zu zahlreichen humanitären Hilfsmaßnahmen westlicher Länder gegenüber der Unionsrepublik der Sowjetunion – was angesichts der damaligen Konflikte einzigartig war. Genug Stoff also für dieses 104-minütige Drama zumal noch fiktive Geschichten eingegliedert wurden.

Earthquake - Konstantin Lavronenko spielt die Hauptrolle
Konstantin Lavronenko spielt die Hauptrolle © KSM

Auf letztere konzentriert sich „Earthquake“ zunächst, wobei der aus dem Gefängnis entlassende Konstantin (Konstantin Lavronenko) im Mittelpunkt steht. Als er zurückkehrt, ist die Naturkatastrophe bereits im vollen Gange. Während er sich als freiwilliger Helfer beteiligt, sucht er gleichzeitig nach seiner Familie…

Der Streifen startet episodenartig und betrachtet zunächst viele weitere Personen. Die interessanten Beziehungen (die nicht nur gut sind) bleiben auch den gesamten Film über spannend. Vor allem die Nebengeschichten werden gut erzählt und hätten ruhig noch mehr Beachtung erhalten dürfen.

Neben diesen fiktiven Storys verpasst es „Earthquake“ aber weitestgehend auf übergreifende Themen. Staatschef Gorbatschow etwa ersuchte nach dem Erdbeben Unterstützung anderer Nationen wie der USA und das zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg – und die Hilfe kam. Wenn am Ende des Films also jede Schuld und der ganze Hass der Protagonisten gegeneinander verflogen ist, hätte man ähnliches auf einer anderen Ebene einläuten können. Doch jegliche Versöhnung und Vergebung folgt dann nur zwischen den vielen Gutmenschen im Spielfilm.

Earthquake - Szenenbild
Glückliche Wiedersehen gibt es auch © KSM

Dahingehend gerät die Produktion ein wenig zu sentimental, obwohl die Schicksale relativ offen gehalten werden. Hier muss gesagt werden, dass Regisseur Sarik Andreasyans („Survival Game“, „Guardians“) Kompromisslosigkeit sogar positiv überrascht. Dennoch werden einige Geschehen zu dramatisch ausgekostet. Sehr unpassend ist dann außerdem noch die wenig authentische Räubergeschichte.

Bild:

Qualitativ gibt es hier an der Blu-ray nichts auszusetzen. Das Erdbeben währt zwar nur kurz, aber dieses sowie die folgende Zerstörung steht größeren Produktionen in nichts nach.

Ton:

Am Ton missfällt die zeitweise zu gefühlsbetonte Musik. Hier wäre weniger tatsächlich effektiver gewesen. Die Synchronisation (vor allem die von Konstantins Sohn) passt nicht immer 100%ig. Dennoch ist hier alles verständlich und die Lautstärke auf einem angenehm gleichbleibenden Level.

Extras:

Nicht extra als Bonusmaterial ausgewiesen, sind die Fotos im Abspann. Dort werden Schauspieler und Szenen mit Originalfotos verglichen. Das ist äußerst stimmig und gibt dem ganzen eine authentische Note. Darüber hinaus zeigt sich als Extra eine Bildergalerie mit Ausschnitten vom Film und scheinbar gelöschten Szenen.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7/10

Kurzfassung

Aus einem kleinen Budget (es sollen nur wenige Millionen Euro angefallen sein) wurde in diesem Katastrophendrama viel draus gemacht. Insgesamt jedoch mehr Drama als Katastrophe.

Fazit:

In „Earthquake“ werden Wirklichkeit und Fiktion ordentlich in Einklang gebracht und schafft einige prägende Momente. Die ganzen positiven Gefühle wie Nächstenliebe und Versöhnung geraten jedoch komplett ohne politischen Fingerzeig der brisanten Zeit. Dies wird den dramatischen Einzelschicksalen sehr weit hinten an gestellt. Vielleicht ein weiterer Punkt (neben dem zu großen russischen Einfluss), warum dem armenischen Film eine Oscar-Nominierung verwehrt blieb. Oder es waren dann doch noch die erzählerischen Schwächen, wie sie das Drama ebenso offenbart.


von Nicolas Wenger

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