Kritik zur Netflix-Serie „Dracula“ (2020)

Dracula vor dem Nonnenkloser
Dracula vor dem Nonnenkloser © Polyband/WVG

Die Kritik:

Dracula Cover Blu-ray
Dracula Cover Blu-ray © Polyband/WVG


Mit „Dracula“ haben BBC/Netflix eine Mini-Serie über den titelgebenden Ur-Vampir gedreht. Die Koproduktion enthält drei Folgen mit je 90 Minuten Laufzeit. Man könnte also auch von einem Dreiteiler als einer Serie sprechen. Wie auch immer – die Reihe wurde hochgelobt und kam am 26.03.2021 auch in Top-Qualität auf Blu-ray raus.

Ganz besonders wurde die von Claes Bang gespielte Hauptfigur gelobt, die den Film trägt – von „lasziv“ bis „gewitzt“ oder „frech-frisiert“. Tatsächlich gab es wohl noch keinen Vampir, der gleichzeitig so böse, cool und wortgewandt war. Dabei nimmt sich die Serie nicht zu ernst. Spannend wird es trotzdem, und wie! Wer hätte gedacht, dass man noch so viele neue Aspekte aus der in den letzten beiden Jahrzehnten so strapazierten Figur zaubern könnte? Die Macher der Sherlock Holmes-Serie haben das zweifelsohne geschafft.

Draculas Schloss in der Serie
Draculas Schloss © Polyband/WVG

Die drei Episoden unterscheiden sich doch ziemlich. In Folge 1 wird man in ungewohnter Weise in die Reihe geschmissen. Wer, wo ist und die Zeitstränge verlangen ein wenig Durchblick beim Zuschauer. Mit fortlaufender Dauer, klugen Einfällen und Überraschungen reisen die ersten 90 Minuten fortwährend mit. Das Finale ist schlichtweg genial. Mit der Nonne „Agathe“, dessen Nachnamen wir hier nicht verraten wollen, gibt es die zweite grandiose Hauptfigur in der Serie und eine ebenbürtige Gegnerin für Dracula. Die Wortgefechte sind alle erste Sahne! Die zweite Folge hat einen ganz anderen Handlungsverlauf mit mehr Figuren – zusammengepfercht auf einem Schiff. Hier warnt bereits Dracula (der diese Geschichte in der Rückblende erzählt), dass man sich hier mit keinem Charakter zu sehr anfreunden soll, haha! Folge 3 schafft es wieder, den Zuschauer zu überraschen. Denn nun befinden wir uns in der Gegenwart, was zunächst nicht einmal Dracula versteht. Hier scheitert die Mini-Serie aber an den Figuren, die zu abgestumpft wirken. Em- oder Sympathie kommt hier kaum auf. Auch die Handlung kommt nicht an die ersten beiden 90 Minuten ran. Das mildert ein wenig den Gesamteindruck der ansonsten so coolen Serie.

Bild:

Die Blu-ray-Veröffentlichung dürfte in der Bildqualität jedem Stream überlegen sein. Die vielen dunklen Szenen sind toll eingefangen, wie überhaupt das 19. Jahrhundert. Die Effekte stimmen, nur selten sieht man das im Vergleich zu etwaigen Blockbustern kleinere Budget an.

Ton:

Wie bereits erwähnt sind die klugen Wortgefechte ein großes Plus der Vampir-Serie. Dracula hat fast genauso häufig Blut wie einen Wortwitz auf den Lippen. Wirklich köstlich! Ebenso toll umgesetzt sind die Akzente.

Extras:

Das exklusive Bonusmaterial kann punkten. Die sympathischen Akteure (allen voran Claes Bang) machen auch in den Interviews Laune. Zusätzlich gibt es verblüffende Einblicke z.B. in das aufwändige Setting der Serie „Dracula“.

  • 9/10
    Serie - 9/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
9/10

Kurzfassung

Wer hätte gedacht, dass man noch viele neue Aspekte aus der so strapazierten Fantasy-Figur zaubern könnte?

Fazit:

„Dracula“ anno 2020 macht einfach Spaß und ist richtig packend. Ein böser, cooler und augenzwinkernder Vampir ohne angestaubte Gothik-Anleihen, was will man mehr? Nur die letzte Folge will etwas zu viel.


von Nicolas Wenger

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