Interview mit Katrin Koch vom NABU zu Latte Igel und der magische Wasserstein

LATTE IGEL UND DER MAGISCHE WASSERSTEIN Teaserbild
LATTE IGEL UND DER MAGISCHE WASSERSTEIN Teaserbild © Koch Films

Am 25. Dezember startet LATTE IGEL UND DER MAGISCHE WASSERSTEIN in den deutschen Kinos. Der Igel ist einer der beliebtesten Waldbewohner der Deutschen. Sein urtümliches und zugleich niedliches Aussehen verschafft ihm ganz sicher schnell einen Platz im Herzen jedes Menschen. Darüber hinaus gibt es aber noch einiges über den eigenbrödlerischen kleinen Kerl zu wissen. Wir haben Katrin Koch vom NABU Berlin interviewt und einige spannende Dinge über das reale Vorbild für das Igelmädchen Latte im Kinofilm erfahren.


Wie ist denn nun so ein Igel vom „Charakter“ her? Mutig wie Latte oder eher vorsichtig wie ihr Eichhörnchen-Freund Tjum?

Katrin Koch vom NABU
Katrin Koch vom NABU © NABU

„Fakt ist, dass es diese Tierart seit dem Paläozän gibt, als sich die kleinen Säugetiere nach dem Aussterben der Nichtvogel-Saurier weiterentwickeln konnten. Sie leben also seit unvorstellbaren 50 Millionen Jahren auf der Erde – als das Urpferdchen noch so groß wie ein Hund war! Die Igel sind also echte Überlebenskünstler. Wenn also eine Charaktereigenschaft sicher ist, dann Durchhaltevermögen. 😉

Im Film ist Latte eher Außenseiterin und unbeliebt bei den anderen Waldbewohnern. Ist das im wahren Igelleben auch so, dass sie als Einzelgänger gelten?

„Ja, Igel sind Einzelgänger. Sie tolerieren jedoch andere Igel in ihren Streifgebieten und es gibt dann auch keine Auseinandersetzungen zwischen Igeln. Zur Paarungszeit kommen natürlich die Männchen mit den Weibchen zusammen. Dann bekämpfen und vertreiben sich die männlichen Konkurrenten.“

Im Film LATTE IGEL UIND DER MAGISCHE WASSERSTEIN ist das Eichhörnchen Tjum der beste Freund von Latte. Wie vertragen sich Igel mit Eichhörnchen, Kaninchen und Co? Was sind die natürlichen Feinde und Freunde des Igels?

„Die genannten Tierarten begegnen sich wohl nur selten und haben eine völlig verschiedene Lebensweise. Eichhörnchen und Kaninchen sind tagaktiv, Igel – mit Ausnahme der Jungigel im Herbst – sind nachtaktiv. Natürliche (Fress-) Feinde sind Stein- und Baummarder, Iltis, Füchse, Dachse, Uhus und Steinadler. Auch von der Leine gelassene Hunde können Igeln gefährlich werden, wenn sie diese beißen. Igel sind also wirklich Einzelgänger.“

Die Geschichte um Latte spielt im Sommer, aber was macht ein Igel eigentlich im Winter?

„Igel sind echte Winterschläfer. Dazu legen sie Winterschlafnester unter Buschwerk oder Hecken an. Sie umgehen so die nahrungsarme Zeit. Ihre Körpertemperatur sinkt, Atem- und Pulsfrequenz sowie der Stoffwechsel verlangsamen sich. Etwa 4-5 Monate dauert diese Phase und findet circa ab November oder Dezember bis März statt.“

Der Film greift auch aktuelle Themen angesichts der Klimaerwärmung auf. Im Film leiden die Tiere unter dem Wassermangel auf ihrer Lichtung. Worunter haben Igel und andere wilde Tiere in unseren Wäldern zu leiden und gibt es auch hier Auswirkungen hinsichtlich des sich wandelnden Klimas?

„Igel gehören zu den Insektenfressern und haben ein breites, tierisches Nahrungsspektrum. Sie suchen ihre Nahrung auf und im Boden: in morschem Holz, in der Laubstreu, auf Wiesen und an Waldrändern, in Gärten, Parks etc. Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Schnecken, Asseln, Insekten, Tausendfüßlern, Spinnen, Vogeleiern, kleinen Wirbeltieren wie jungen Mäusen, Jungvögeln, Eidechsen, Schlangen und Fröschen.

Schwinden die Lebensräume der o.g. Futtertierarten, leiden in Folge natürlich auch Igel. Trockenzeiten könnten die Nahrungssuche erschweren, da sich viele Wirbellose dann in tiefere Bodenschichten zurückziehen.“

Wie können wir Menschen ihnen helfen?

„Indem wir Gärten und Grünflächen „Igelfreundlich“ machen. Zum Beispiel sogenannte Igelfenster in Zäune oder Mauern einbauen – ca 10 x10 cm bis etwa 13 x 13 cm – damit die Igel wandern können. Auch Zwischenstufen an Hindernissen, wie Treppen und Stufen, anbringen- kann helfen, damit die Igel diese überwinden können. Und auch mal anhalten, wenn ein Igel auf der Straße läuft und er nicht weiterkann, weil die Bordsteinkante zu hoch ist.“

Gibt es noch etwas, auf das Sie aufmerksam machen möchten wie wir mit unseren stacheligen Freunden aus dem Wald umgehen sollten?

„So wie man mit Freunden eben umgehen sollte: mit Achtung und Wertschätzung. Wildtiere sollte man nicht verniedlichen!“

Kurz vor dem Wintereinbruch werden immer wieder kleine Igel von Spaziergängern aufgelesen und in Tierheime oder zu Igel-Stationen gebracht, da sie vermeintlich zu dünn sind für den nahenden Winter. Wann ist ein Eingreifen des Menschen tatsächlich ratsam?

„Es muss jeder selbst entscheiden, ob er schwache, kranke Igel aus der Natur entnimmt. Wer Igelstationen oder Tierärzte kennt, kann sich dort beraten lassen bzw. verletzte Igel zur Behandlung bringen.

Manchmal handelt es sich aber um Überführsorge, wenn sich bereits im September besorgte Bürger und Bürgerinnen an uns wenden, wenn sie Jungigel beobachten. NEIN – diese Tiere sollen zu diesem Zeitpunkt nicht eingesammelt werden! Sie haben noch genügend Zeit, sich Fettreserven anzufressen. Je nach Wetterlage können Jungigel bis in den Dezember hinein noch auf Nahrungssuche unterwegs sein. Gerne kann man den Tieren etwas Zusatzfutter anbieten (Katzen- oder Igelfutter) und ihnen einen sicheren Unterschlupf oder ein Igelhäuschen bauen.“

von Torge Christiansen

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