Memoir of a Murderer – (limitiertes Mediabook inkl. Director’s Cut) – K(ein) Film zum Vergessen

Memoir of a Murderer - Mediabook von Außen
Memoir of a Murderer - Mediabook von Außen © Busch Media Group

Die Kritik:

Nachdem im Juni bereits ein Mediabook zum Film „Memoir of a Murderer“ erschienen ist, veröffentlicht die „Busch Media Group“ eine auf 1000 Stück limitierte Version mit neuem Cover. Ob sich ein Kauf lohnt, wie der Film abschneidet und was den enthaltenen Director´s Cut sehenswert macht, wird in dieser Kritik näher beleuchtet.

Memoir of a Murderer - Cover
Memoir of a Murderer – Cover © Busch Media Group

Kim Byeong-soo (Sol Kyung-gu) war in jungen Jahren ein Serienmörder, hat die Tätigkeit aber vor 17 Jahren abgelegt. Durch die Folgen eines damaligen Unfalls entwickelt sich bei dem Südkoreaner Demenz. Zusammen mit seiner Tochter Kim Eun-hee (Kim Seol-hyun) verbringt er ein einfaches Leben. Er versucht seinen gewohnten Tätigkeiten nachzugehen, jedoch wird dies durch den Verlauf seiner Krankheit immer schwieriger. Durch Sprachmemos hilft er sich im Alltag, um sein Kurzzeitgedächtnis aufzufrischen, wohingegen er mittels Tagebücher seine damaligen Taten dokumentiert. Eines Tages wird bekannt, dass in Byeong-soo´s Umgebung wieder Morde geschehen, in welchen hauptsächlich junge Frauen das Opfer sind. Den Mörder denkt er schnell entlarvt zu haben, nachdem sich der neue Freund seiner Tochter Tae-Ju (Kim Nam-gil) suspekt verhält. Tae-Ju ist als Polizist beruflich in der Mordserie involviert. Mit seinem Gedächtnisverlust ringend versucht Byeong-soo, den Mörder zu entlarven und seine Tochter zu beschützen.

Das ist alles, und eigentlich schon zu viel, was man zu der Handlung wissen muss. An „Memories of a Murderer“ macht das eigene Überlegen und Rätseln mit am meisten Spaß. Immer wieder begegnet man moralischen Konflikten, an denen man nagt. So wird bereits bei der Einführung von Byeong-soo bekannt, dass er nach der häuslichen Misshandlung seines Vaters nur jene getötet hat, die in seinen Augen das Leben Anderer zerstören. Ob dies seine Taten relativiert, bleibt jedem selbst zu entscheiden. Selten hat man bei einem Film so stark das Gefühl, nicht zu wissen, wohin sich die Reise hinbewegt. Getragen von großartigen Schauspielern ist „Memoir of a Murderer“ ein Thriller höchster Qualität. Sol Kyung-gu, der den an Demenz erkrankten Vater spielt, schafft es, obwohl man vor der Figur und ihren Taten Abscheu empfinden müsste, eine gewisse Sympathie zu erzeugen. Sein Gegenspieler, der Polizist Tae-Ju ist aber nicht weniger interessant. Er scheint immer einen Schritt voraus zu sein und zeigt dabei stets ein selbstgefälliges Lächeln. Ohne zu weit in die Materie zu gehen, entwickelt sich aus dem Konflikt der zwei Personen eine hochspannende Geschichte, die einen immer wieder in fiese Situationen wirft und keine Längen hat. Durch den Gedächtnisverlust weiß der Zuschauer scheinbar mehr als die Figuren, doch kann sich nie sicher sein, ob es sich nicht doch nur um die falsche Wahrnehmung des alten Mannes handelt. Die Rollen sind alle stark besetzt, deren Motivationen teils hinterfragbar. Nach dem Ende bleiben einem genug Punkte im Kopf, über die es wert ist nachzudenken. Und sobald ein Film das schafft, kann man nicht weniger machen, als ihn zu empfehlen.

Memoir of a Murderer - Mediabook von Innen
Memoir of a Murderer – Mediabook von Innen © Busch Media Group

Der Director´s Cut, in dem der Regisseur Won Shin-yeon seine Visionen vollständig umsetzten konnte, ist eine Wucht. Eine zehn Minuten längere Laufzeit, sowie mit rund 800 Schnitten verändert er die Geschichte fundamental. Dabei sei aber zu beachten, dass rund 15 Minuten aus der Kinoversion gekürzt wurden und 25 Minuten neu eingefügt worden sind. Der Director´s Cut wurde gänzlich überarbeitet, vielmals wurden wenige Sekunden an bereits vorhandenen Szenen gekürzt oder angefügt, sodass diese Version zu einem anderen Erlebnis wird. Byeong-soo fungiert hier ebenfalls als Ich-Erzähler, im Gegensatz zur Kinoversion erzählt er hier aber rückwirkend die Ereignisse. Die anfängliche Irritation, wie denn die Geschichte auf dieser Art und Weise erzählt werden sollte, legte sich im Finale, welches komplett von der eigentlichen Version abweicht. Das Ende des Director´s Cut wirkt, wie ein Tritt in die Magengrube, daneben empfindet man das eigentliche Ende schon fast als Happy End. Die Extraminuten werden hauptsächlich der Polizei und der Mordserie gewidmet. Szenen, die die Vater-Tochter-Beziehung zeigen, fallen eher in den Hintergrund oder werden ganz entfernt. Insgesamt ist der Director´s Cut eine düstere und brutalere Version, die einen zwar weniger über den Ausgang nachdenken lässt, dafür aber den Zuschauer mehrmals in die Irre führt und im positiven Sinne überrumpelt. Beide Versionen sind absolut vollwertig, sodass ich mich nicht entscheiden könnte, welche gelungener ist. Trotzdem würde ich empfehlen, die Kinoversion als Erstes zu sehen und den Director´s Cut bei einem Rewatch zu genießen.

Memoir of a Murderer - Booklet
Memoir of a Murderer – Booklet © Busch Media Group

Der Director´s Cut ist in physischer Form lediglich im Mediabook erhältlich, welches hier besprochen wird. Begrüßt wird man nach dem Auspacken von einem abnehmbaren Cover. Dadurch ist auf dem eigentlichen Cover das FSK Logo und Werbung nicht abgebildet, was sofort positiv auffällt. Das Mediabook kommt in einer Hochglanzoptik und ist etwas größer als eine DVD. Auf der Spine ist neben dem Titel des Filmes das Coverbild klein abgebildet. Bei der Rückseite hätte ich mir gewünscht, dass sie wie die Vorderseite lediglich mit einem Bild aus dem Film gestaltet wäre, das ist aber eine rein persönliche Präferenz. Für mich ist bei Mediabooks aber das Booklet am wichtigsten, welches hier auch sehr gelungen ist. Christian Daumann schreibt darin über verschiedenste Informationen zum Film. Beginnend wird einem die immer stärker werdende Popularität des koreanischen Kinos nähergebracht, gefolgt von einem kurzen Ausblick auf vergangene Thriller des Landes. Der Teil hat mir mit am besten gefallen, da ich zahlreiche mir unbekannte Werke auf die Watchlist setzen konnte. Außerdem erfährt man Dinge zu der Romanvorlage, dem Regisseur Won Shin-yeon, dem Drehbuchautor, den Darstellern und abschließend ein paar Zeilen zum Director´s Cut. Wie gewohnt findet man darin auch zahlreiche Bilder aus dem Film. Das Booklet ist schön gestaltet, enthält wertvolle Hintergrundinformationen und ist gut geschrieben. Zwei Blu-ray Discs sind enthalten, jeweils die Kinoversion sowie die der Director´s Cut. Schade ist, dass auf keinen der Discs bis auf ein paar Filmtipps keine Extras zu finden sind. Wer aber Interesse an dem alternativen Cut hat, das Booklet gerne lesen würde oder einfach nur eine hochwertige Version von „Memoir of a Murderer“ im Regal stehen haben möchte, der kommt an diesem Mediabook kaum vorbei. Es existiert ebenfalls ein Mediabook mit anderem Cover, das ist aber bereits größtenteils vergriffen. Schnell sein lohnt sich also!

Bild:

Meist kalte Farben prägen diesen Film und passen sich an die Grundstimmung an. Beide Blu-ray Discs sind ausreichend scharf, um dem Geschehen gerecht zu werden. Technisch ist der Film grundsolide, deshalb gibt es nichts zu bemängeln.

Ton:

Die Musik ist meist zurückhaltend, dreht aber zu wichtigen Momenten auf. Streichinstrumente stehen mit ihrer Eleganz im Kontrast zu den brutalen Szenen, erzeugen aber den ein oder anderen Gänsehautmoment. Beide Versionen sind sowohl auf Koreanisch als auch auf Deutsch in 5.1 Audio vorhanden. Die deutsche Synchronisation erfüllt ihren Zweck, ich empfehle aber die Originalsprache mit Untertiteln.

Extras:

Das Mediabook dürfte die beste physische Version des Films sein. Das Booklet ist sehr lehrreich und lesenswert. Der Director´s Cut ist das Hauptargument, da er eine wesentlich veränderte Version des Hauptfilmes ist. Beide Versionen stehen für sich allein, lediglich mehr Extras auf den Discs hätte ich mir erwartet. Für Fans uns Sammler aber eine klare Kaufempfehlung.

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 7.5/10
    Extras - 7.5/10
7.5/10

Kurzfassung

Südkoreanischer Thriller mit spannender Handlung.

Fazit:

„Memoir of a Murderer“ ist wie so oft ein gelungener Thriller aus Südkorea. Großartig geschriebene sowie gespielte Figuren, ein interessantes Drehbuch und moralische Dilemmas machen diesen Film, sowie seinen Director´s Cut zu einem ganz besonderen Erlebnis.


von Thomas Stadler

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