Keine Zeit zu sterben: Filmkritik zum letzten Bond mit Craig

Keine Zeit zu sterben: Daniel Craig und Ana de Armas
Keine Zeit zu sterben: Daniel Craig und Ana de Armas © Universal Pictures

Die Kritik:

Kurzzeitig hatte man das Gefühl, „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ erscheint gar nicht mehr. Nach zahlreichen Verschiebungen ist es nun aber soweit, der letzte Film mit Daniel Craig als James Bond wird endlich veröffentlicht. Doch nicht nur die Veröffentlichung war kompliziert, schon die Produktion galt als problematisch. Eigentlich wollte Craig gar nicht mehr nach „Spectre“ zurückkehren, Cary Joji Fukunaga („True Detective“) ersetzte Danny Boyle („Trainspotting“) als Regisseur und das Drehbuch wurde mehrfach überarbeitet. Im fertigen Film spürt man dieses Chaos zu Teilen, trotzdem schafft es der letzte Bond mit Daniel Craig gut zu unterhalten.

Keine Zeit zu sterben - Filmplakat
Keine Zeit zu sterben – Filmplakat @ Universal Pictures

„Keine Zeit zu sterben“ setzt mehrere Jahre nach „Spectre“ an. James Bond (Daniel Craig) möchte eigentlich mit seiner großen Liebe Madeleine Swann (Léa Seydoux) die Welt bereisen und ein normales Leben führen, aber als sein alter CIA-Kumpel Felix Leiter (Jeffrey Wright) Hilfe benötigt, wird er von seinem alten Leben eingeholt. Er muss ein letztes Mal als Doppel-Null-Agent zurückkehren, um den mysteriösen Safin (Rami Malek) und Spectre endgültig zu besiegen. Diese Reise führt Bond jedoch tief in die Vergangenheit von Madeleine, wodurch er sich fragen muss, ob er ihr vertrauen kann oder nicht.

Dieser Bond beendet nicht nur eine Ära, sondern fängt ebenfalls mit einer neuen an, denn „Keine Zeit zu sterben“ wird von emanzipierten Frauenfiguren dominiert, die richtig Spaß machen. Einen großen Anteil daran hat Phoebe Waller-Bridge, die das Drehbuch mit überarbeitet hat. Ihre Comedy-Serie „Fleabag“ war ein riesiger Erfolg und in diesem Projekt war sie nicht nur für die passenden und zeitlich sehr gut abgestimmten Witze verantwortlich, sondern kreierte vor allem die neuen Frauenfiguren mit, welche hervorragende Momente besitzen. Lashana Lynch („Captain Marvel“) als Nomi übernimmt die 007 von James Bond nach seinem Ruhestand und überzeugt in einigen Actionsequenzen. Noch mehr Zeit für Tiefe und Charakterentwicklung hätte ihr dennoch gut getan, wodurch sie als Figur eher blass bleibt. Ana de Armas („Knives Out“) hingegen stiehlt in ihrem Kurzauftritt jede Szene, weshalb es im Nachhinein sogar enttäuscht, wie schnell sie wieder aus dem Film verschwindet. Für Nebenfiguren ist kaum Zeit, da Léa Seydoux („The Grand Budapest Hotel“) und Daniel Craig („Knives Out“) diese komplett für sich beanspruchen, aber die Kombination funktioniert, wie schon in „Spectre“, nicht immer.

Daniel Craig ist James Bond in Keine Zeit zu sterben
Daniel Craig ist James Bond in Keine Zeit zu sterben © 2020 Universal Pictures International Germany GmbH

Es wurde schon am Ende von „Spectre“ angekündigt, dass die Liebe zwischen Madeleine und James eine große Rolle in „Keine Zeit zu sterben“ einnehmen wird. Wie schon im Vorgänger haben die beiden dennoch keine große Chemie inne und die Emotionalität, die in diesem Bond eine wichtigste Rolle spielt, bleibt auf der Strecke. Auf das Schauspiel kann man diese Schwäche nicht zurückführen, Daniel Craig gibt noch einmal alles und Léa Seydoux hat ebenso einige Momente gegen Ende des Filmes, die beeindrucken. Den Darstellern darf man nicht viel vorwerfen. Es ist das Drehbuch, welches an der Oberfläche kratzt und das trotz einer Laufzeit von 163 Minuten.

Alte Bekannte wie Ben Wishaw („The Lobster“), Ralph Fiennes („Schindlers Liste“) oder Naomie Harris („Moonlight) überzeugen mehr durch Erinnerungen an vorherige Filme und die neuen Darsteller bekommen kaum Möglichkeit, um sich zu entfalten. Darunter fällt auch der neue Antagonist, der von Rami Malek („Bohemian Rhapsody“) verkörpert wird. Seine Intention ist leider kaum spürbar, ihm wird einfach viel zu wenig Screen Time gegeben. Negatives Highlight ist Dali Benssalahs Primo, welcher zu den uninteressantesten Handlangern des Bond-Franchises gehört. Lediglich der kurze Auftritt von Christoph Waltz („Inglourious Basterds“) in bester „Hannibal Lecter“-Manier gelingt und brennt sich ins Gedächtnis.

Keine Zeit Zu Sterben: Ana de Armas spielt Paloma
Keine Zeit Zu Sterben: Ana de Armas spielt Paloma © Universal Pictures

Zumindest die Action und die Kameraarbeit lassen kaum Kritik zu. Einige Verfolgungsjagden wirken über die 163 Minuten zwar etwas repetitiv, trotzdem existieren unzählige spektakuläre Momente. Gerade die Sequenz auf Kuba begeistert mit großem Charme und wilden Choreografien. Highlight ist eine lange Plansequenz gegen Ende, welche nah an den Figuren bleibt, wodurch jegliche Schläge übersichtlich und spürbar sind. Die letzten 20 Minuten sind daraufhin das passende Finale für Daniel Craigs Bond und ein mehr als zufriedener Abschluss der Pentalogie.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Ein letzter Martini mit fadem Beigeschmack.

Fazit:

„James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ ist ein solider Abschluss für die Ära von Daniel Craig. Die Handlung stolpert durch unzählige Orte, der Bösewicht kommt nie richtig in Fahrt, Ana de Armas erhält nur einen meisterhaften Kurzauftritt und das Geerdete an Craigs Bond ist schon seit „Spectre“ verloren gegangen. All diese Fehler vergisst man jedoch in den letzten 20 Minuten, die jedem Fan des britischen Geheimagenten die Augen feucht werden lassen.


von Lukas Weinandy

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