Call of Duty: Vanguard (Beta) – Spieletest

Call of Duty: Vanguard - Soldat in Kampfausrüstung
Call of Duty: Vanguard - Soldat in Kampfausrüstung © Activision

Am 5. November erscheint das der neue Ableger der Call of Duty-Reihe mit dem Namen „Call of Duty Vanguard“ und stellt damit den mittlerweile achtzehnten Teil der Spielereihe. Hört man sich nur ein kleinen wenig in der COD-Szene um, so stellt man fest: Selten haben sich die Menschen mit so geringer Freude und Erwartungen auf ein neues Call of Duty eingestellt. Jetzt stellt sich direkt die Frage, ob diese Vorverurteilung tatsächlich Berechtigung hat und wo genau sie herkommt.

Da die Beta lediglich den Multiplayer präsentiert und ich ohnehin dermaßen erschüttert über dieses Spiel bin, dass ich mich kaum mit diesem Spiel beschäftigen möchte, halte ich mich bei dieser Kritik relativ kurz. Und ja, mir ist bewusst, dass das eine Beta ist und sich für das richtige Spiel noch viel ändern kann, aber sind wir mal ganz ehrlich… die Linie die Sledgehammer, Treyarch & Co. schon seit mittlerweile Jahren fahren wird sich nicht plötzlich nach einer Beta völlig wandeln.

Fangen wir aber erstmal von vorne an – und mit von Vorne meine ich tatsächlich ganz von vorne, denn schon das Hauptmenü fällt negativ ins Auge. Wo früher der ganze Bildschirm mit den großen und wichtigen Auswahlmöglichkeiten für das Spiel (Waffenklassen, Spezialisten usw.) ausgefüllt war, so hat man auch hier wieder viel Platz für nichts geschaffen. Alle Menüpunkte sind klein an die Ränder, am besten noch an die Ecken, verteilt und lassen riesige Flächen offen, die völlig Sinnlos sind. Über das Menü lässt sich im Großen und Ganzen natürlich hinweg schauen, also starten wir unsere erste Runde und uns begegnet sofort wieder ein Punkt, den die Fans der Reihe schon in der Vergangenheit so stark kritisiert hatten, dass die Macher für die darauffolgenden Teile sogar tatsächlich darauf verzichteten: Das „Reinfliegen“ in die Map. In Spielen, die mit solch gewaltigen Kartengrößen wie Battlefield daherkommen, macht die Art zu spawnen durchaus Sinn, da es einen Überblick über die riesige Map-Situation verschafft und man sich mit seinen Mitspielern etwas organisieren kann. In einem Spiel wie Call of Duty stört diese Funktion massiv, unterbricht den schnellen Spielfluss und vergeudet Sekunden die Spielentscheidend sein könnte. Nicht zum letzten Mal wird man hier mit der Frage zurückgelassen, wieso etwas an einem Spiel verändert wird, wissentlich, dass es vorher besser funktionierte und man in diesem Falle sogar schon einmal gehandelt hatte und die Funktion rausnahm, nur um jetzt noch einmal denselben Fehler zu begehen.

Call of Duty: Vanguard - russische Soldatin
Call of Duty: Vanguard – russische Soldatin © Activision

Die Antwort auf diese Frage erschließt sich einem, wie auch in den vergangenen Call of Duty-Teilen, wenn man sich die Verkaufszahlen anschaut. Der aktuelle Teil der Reihe „Call of Duty Cold War“ verbuchte einen großartigen Erfolg und stellte einen neuen Verkaufsrekord auf für das ganze Franchise auf. Das System dahinter ist einfach: Man zieht das Spiel so anfängerfreundlich wie nur möglich auf und sorgt dafür, dass diese ganzen neuen Spieler auch an dem Spiel dranbleiben, möglichst viele In-Game-Käufe tätigen und für den nächsten Ableger schon ihr Geld parat haben. Dies ist die Erklärung dafür, wieso man beim spawnen nun doch wieder in die Map reinfliegt, damit Tempo aus dem Spiel nimmt und einen idiotensicheren Überblick über die aktuelle Spielsituation bietet. Es ist auch die Erklärung dafür, dass auf der Mini-Map nicht mehr angezeigt wird, wenn ein Gegner schießt (um den Neulingen ja nicht zu viel Konfrontation zuzumuten), wieso man seine „Killstreaks“ (Belohnungen für Kills) mittlerweile auch unabhängig davon erhält, ob man zwischendurch stirbt und wieso man irgendwann in der Runde plötzlich einen viel zu starken kleinen Panzer erhält, für den man tatsächlich überhaupt nichts machen oder können muss, außer an der Runde teilzunehmen. Und auch das heiß diskutierte „Skillbased Matchmaking“ (man kommt nur mit Spielern in eine Runde, die basierend auf den letzten 5 Spielen mit dir auf einem Niveau sind) ist hier wieder ein großer Punkt, der bereits in der Beta-Version schon die ganze Motivation nimmt, mehr als eine Runde zu spielen.

Auf den ersten Blick könnte man vielleicht meinen, dass diese ganzen Features, die sich mittlerweile in dem Franchise etabliert haben, einfach nur mehr Erfolgserlebnisse für schlechte Spieler oder Anfänger bietet und ja, das stimmt. Es heißt aber auch, dass sich niemand mehr verbessern wird, dass ein guter Spieler sich nicht mehr dafür belohnen kann gut zu sein, dass die Aufteilung in „casual“ und kompetitiven Modi keinen Sinn mehr hat und dass die Seele dieses Franchises schon seit Jahren im Sterben liegt, denn eins steht fest: Die eingefleischten Fans, die Fans die zum Teil mit den Spielen aufgewachsen sind und seit vielen Jahren dabei sind, eben diese Fans wenden sich immer mehr und mehr ab. Für solche Menschen, Menschen, zu denen ich mich auch zähle, sind die Neuerscheinungen seit Jahren ein Schlag ins Gesicht, ein Schlag, der von Jahr zu Jahr härter wird.

Call of Duty: Vanguard - Team
Call of Duty: Vanguard – Team © Activision

Ich möchte an dieser Stelle noch anmerken, dass das komplette Spawnsystem in der Beta quasi ein Totalausfall ist, dass das Audiosystem nicht richtig funktioniert und die Maps, abgesehen davon, dass sie optisch mehr einen langweiligen Einheitsbrei als ein aufregendes Erlebnis darstellen, mit viel zu vielen Fenstern und anderen Möglichkeiten gespickt sind, um das Spiel ohne viel Bewegung spielen zu können. Für welche Art von Spielern auch das hier wieder gemacht wurde, habe ich derweilen schon oft genug erwähnt.

Um zum Schluss auch noch was Positives zu erwähnen: Das sogenannte „Movement“, also wie sich der Spielcharakter steuern lässt, ist schneller und flüssiger als im vorherigen COD und auch das Waffengefühl macht in der Theorie Spaß. Sofern man Glück hat und die Sounds richtig funktionieren, so geben die Waffensounds dem Spieler auch hier wieder das zufriedenstellende Gefühl, welches auch schon viele Teile vorher schon erzeugten.

Spielewertung
2/10

Fazit:

Insgesamt zeigt das Spiel also immer mal wieder, dass es an sich Potenzial hat Spaß zu machen, aber durch die ganzen Umstände, die dieses Franchise mittlerweile eingegliedert hat, genau diesen Spaß für viele nicht zulässt. Auch sollte man im Hinterkopf behalten, dass trotz der Tatsache, dass das hier die bis jetzt schlechteste Beta eines Call of Duty-Teiles war, sich für das richtige Spiel im November noch vieles ändern kann und (speziell was meine letzten Negativ-Punkte angeht) auch wird. Bleiben werden aller Voraussicht nach aber trotzdem die Dinge, die viel Geld einbringen und damit dieses Spiel zerstören und so stellt sich mir so langsam aber sicher die Frage, wie lange diese ignorante und geschäftsorientierte Art und Weise noch gut gehen kann – auch mit aktuellen großen monetären Gewinnen ist der nachhaltige Unternehmenserfolg auf Dauer nicht gesichert, vor allem nicht, wenn man es jedes Jahr aufs Neue schafft, die Spieler zu enttäuschen die zum größten Teil für den Erfolg der Reihe verantwortlich sind und das, obwohl sie mittlerweile ohnehin schon keine Erwartungen mehr haben.


von Esteban Belon

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*