Kritik zu Zack Snyders Netflix-Weltraumoper Rebel Moon Teil 1: Kind des Feuers

Sofia Boutella als Kora
Sofia Boutella als Kora © Netflix

Die Kritik:

Große Blockbuster mit einer originellen Geschichte, die nicht auf einer bestehenden IP basieren, sind selten geworden. Umso erfrischender kommt dann Zack Snyders Weltraum-Saga „Rebel Moon“ auf dem Papier daher, dessen erster Teil einer möglichen neuen Franchise nun auf Netflix veröffentlicht wird. Ursprünglich vor über zehn Jahren als nicht-jugendfreie Geschichte im „Star Wars“-Universum von Snyder vorgeschlagen, spürt man in dieser archetypischen Gut-gegen-Böse-Weltraumoper überall die DNA von seinem offensichtlichen Vorbild. Doch auch Akira Kurosawas Samurai-Filme liegen wie auch schon George Lucas damals diesem Science-Fiction-Riesen zugrunde, was Snyder gar nicht oft genug betonen konnte. Perfekt ist dieser enorm aufwändig produzierte Film ganz sicher nicht, doch ihm gelingt etwas, was heute nicht mehr viele Blockbuster seiner Art schaffen: Er macht Lust auf mehr.

Etwas holprig und sehr expositionsstark geht es bei „Rebel Moon“ erst mal los: Als Erzähler, der über die intergalaktischen Konflikte dieser Story berichtet, konnte man niemand geringeren als Anthony Hopkins gewinnen, der auch den freundlichen Androiden Jimmy spricht. Hier muss spürbar erst mal viel Inhalt vermittelt werden und als Zuschauer muss man folglich zunächst mal etwas reinfinden, um sich einen Durchblick zu verschaffen. Schauplatz des Films ist der Mond Veldt, der von einfachen Landwirten bewohnt wird. So weit, so Star Wars. Dort herrscht ein starkes Gemeinschaftsgefühl und große Harmonie, was von dem Eintreffen von imperialen Gesandten der sogenannten Mutterwelt um den autoritären Admiral Atticus Noble (Ed Skrein) gestört wird. Dieser fordert für sein allmächtiges wie korruptes Reich, dass innerhalb von kurzer Zeit ein erheblicher Teil der Ernte des Planeten bereitgestellt wird. Aus den gewalttätigen Händen des fortan von imperialen Soldaten besetzten Planeten befreit sich dann die mysteriöse Kora (Sofia Boutella), die einst auf Veldt gestrandet ist. Gemeinsam mit dem Bauern Gunnar (Michiel Huisman) begibt sie sich auf eine intergalaktische Suche, um Krieger und Kriegerinnen zu finden, die den Kampf gegen die Mutterwelt annehmen wollen…

Sofia Boutella als Kora und Djimon Hounsou as Titus
Sofia Boutella als Kora und Djimon Hounsou as Titus © Netflix

Hat man sich in der spürbar reichhaltig gezeichneten Welt von „Rebel Moon“ erst einmal zurecht gefunden und ist über den ein oder anderen hölzernen Dialog hinweggekommen, weiß dieser Film durchaus auf wenig anspruchsvolle Art zu packen. Mit gelegentlich recht gehetztem Tempo ohne viel Leerlauf prescht Snyder voran und präsentiert ein ganz klassisch strukturiertes Sci-Fi-Abenteuer alter Schule. Im Fokus des „Kind des Feuers“ benannten ersten Teils stehen ganz klar die Etablierung einer umfassenden neuen Mythologie und Welt wie auch der zahlreichen Figuren, die hier nach und nach rekrutiert werden. Im Mittelpunkt befindet sich die Heldin der Geschichte, die dank Sofia Boutella eine gute und vielversprechende, wenn auch noch etwas enigmatische Figur macht. Viel redet ihre Kora noch nicht, aber man spürt, dass sie eine bewegte Vergangenheit hat, die in Verbindung mit dem Imperium steht. Sie verkörpert in dieser schlichten Konstellation das klassisch Gute mit einer Spur Ambivalenz, während ihr Gegenüber Atticus in seiner an SS-Uniformen angelegten Aufmachung wenig subtil das personifizierte Böse repräsentiert.

Ed Skrein als Atticus Noble
Ed Skrein als Atticus Noble © Netflix

Boutella glänzt in zahlreichen sehr physischen Momenten, die Snyder gewohnt wirkungsvoll inszeniert. Klares Highlight von „Rebel Moon“ sind so zahlreiche Kampfsequenzen, die optisch eindrucksvoll, wuchtig, brutal (wenn auch noch bis zum angekündigten Director’s Cut mit vorerst leider angezogener Handbremse) daherkommen. Hier weiß die Action-Choreografie zu überzeugen, die auch dank zahlreich eingesetzten Snyder-typischen Zeitlupen angenehm übersichtlich daherkommt. Überhaupt erweist sich „Rebel Moon“ als visuell opulent, wenn auch die Qualität der visuellen Effekte hier und da sehr stark schwankt. Wer Snyders Gesamtwerk kennt, weiß um diesen Umstand, denn auch dieser Film verfügt häufig über eine bildgewaltige, aber eben auch artifizielle Note, die so mindestens teilweise auch sicher von dem kontroversen Ikonoklasts Snyder gewollt ist. Positiv darf aber vermerkt werden, dass man nicht wie bei anderen Snyder-Filmen hier mit Reizen überflutet und schließlich betäubt wird. Das mag auch daran liegen, dass dieser Film letztlich angenehm geradlinig und ohne narrativen Ballast klar verständlich erzählt ist.

Doona Bae als Nemesis
Doona Bae als Nemesis © Netflix

Sicher, sehr viel erfährt man noch nicht von den für Koras Rebellenarmee versammelten Rekruten und Rekrutinnen, die über solch blumigen wie etwas infantil anmutenden Namen wie Nemesis (Doona Bae), Darrian Bloodaxe (Ray Fisher) oder General Titus (Djimon Hounsou) verfügen. Vieles bleibt hier noch geheimnisvoll und in Andeutungen verklausuliert, Snyder gelingen jedoch immer einprägsame Einführungsmomente für die Figuren, sodass hier tatsächlich niemand gänzlich farblos oder austauschbar bleibt. Dank des guten erzählerischen Momentums bleibt man hier also nicht nur am Ball, man will auch mehr wissen und erleben, diese noch etwas klein gefasste Welt mit den Figuren erforschen. Mit einem gelungenen Cliffhanger steigt hier dann auch wirklich die Vorfreude auf den zweiten Teil, der den Titel „Die Narbenmacherin“ tragen wird und bereits im April 2024 veröffentlicht wird. Dann wäre aber auch eine Kino-Auswertung mehr als wünschenswert, denn diese Bilder haben die große Leinwand mehr als verdient.

Filmwertung
6.5/10

Kurzfassung

Einen Originalitätspreis gewinnt der erste Teil von Zack Snyders neuer Weltraumsaga nicht, aber er macht Lust auf mehr.

Fazit:

Echte Originalität sucht man bei „Rebel Moon“ vorerst vergebens, zu offensichtlich ist der Ursprung des Projekts im „Star Wars“-Universum. Dennoch macht Zack Snyder mit diesem ersten Teil einer neuen Weltraumsaga Lust auf mehr. Hier wird klassisches und bildgewaltiges Gut-gegen-Böse-Kino geboten, das sich trotz aller Versatzstücke originär anfühlt und nach holprigem Start zu packen weiß.


von Florian Hoffmann

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