1917 – Das Kriegsepos in der Kritik

Die Kritik:

1917 - Blu-ray Cover
1917 – Blu-ray Cover © Universal Pictures

„1917“ war dieses Jahr einer der ganz großen Oscarfavoriten. Auf seine zehn Nominierungen folgten drei Auszeichnungen für die Beste Kamera, den Besten Ton und die Besten visuellen Effekte – und dies auch vollkommen zurecht.

Doch worum geht es überhaupt? Der Film verfolgt in nahezu Echtzeit den Versuch der zwei jungen britischen Soldaten Tom und William eine extrem wichtige Botschaft mitten im Ersten Weltkrieg an eine andere Front zu bringen. Diese rettet tausende Leben, aber nur wenn sie rechtzeitig ankommen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit umringt von Leichenbergen, Bomben, Fliegerstaffeln, feindlichen Soldaten und der ellenlange Kampf ums pure Überleben.

Während die Geschichte relativ einfach gestrickt und auch nicht wirklich etwas Neues ist, glänzt der Film jedoch in seiner Machart, denn „1917“ ist vermeintlich eine einzige Einstellung. Es gibt es mal mehr, mal weniger Schnitte im Film, doch werden diese geschickt versteckt, sodass es einem vorkommt, als hätte man das gesamte Meisterwerk in einer einzigen Einstellung gedreht. Dies ist zwar auch nichts Neues und wurde zum Beispiel bereits in „Birdman“ (2014) und viel früher in Alfred Hitchcocks „Cocktail für eine Leiche“ (1948) umgesetzt, aber bis jetzt definitiv die komplizierteste Variante. Denn inmitten des Krieges mit vielen Kampfszenen, Nachtszenen und riesigen, aufwendig gestalteten Kulissen ist die Kameraarbeit allein bereits ein absolutes Meisterwerk. Ganz schnittlos, wie etwa der deutsche Film „Victoria“ oder der deutsch-russische Historienfilm „Russian Ark“, schaffte es „1917“ nicht, aber wenn an manchen Stellen sieben Minuten oder mehr nicht geschnitten wird, ist das trotzdem eine mehr als herausragende Leistung. Auch wenn einige Schnitte nicht so gut gelungen sind, wie in „Birdman“ und sich der Film in der Mitte ein wenig zieht, ist das absolut verkraftbar, da man von der schieren Schönheit des Films, der Kameraarbeit, des Setdesigns und des Lichts so überwältigt ist.

Benedict Cumberbatch in 1917
Benedict Cumberbatch in 1917 © Universal Pictures

Herausstellen muss man hierbei die Nachtsequenzen, welche brillant und überaus kreativ ausgeleuchtet und gefilmt sind, was einem mit offenem Mund zurücklässt. Dies ist auch kein Wunder, denn Kameramann Roger Deakins ist keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Der 71-jährige Brite hat mehr Klassiker in seiner Filmographie als viele Schauspieler zusammen. Er setzte unter anderem „Die Verurteilten“, „The Big Lebowski“, „Skyfall“, „1984“ und „Blade Runner 2049“ in Szene. Außerdem ist er in den letzten Jahren gefühlt zum Shooting-Star aller Kameramänner und -frauen avanciert. Er und Michael Ballhaus dürften so ziemlich die berühmtesten Kameramänner der Welt sein.

Das Drehbuch ist dabei das Erstlingswerk eines bekannten Regisseurs. Sam Mendes, der für „Skyfall“, „Spectre“ und allen voran „American Beauty“ bekannt ist und nach eigenen Aussagen eigentlich nie ein Drehbuch schreiben wollte, schrieb und verfilmte mit „1917“ die Geschichte seines Ahnen und macht diese damit sehr persönlich. Er schafft es viele interessante Szenarien in den Film einzubauen und damit einzigartiges zu schaffen. Noch nie war es so zu empfehlen sich vorher oder nachher das ein oder andere Making-Of anzusehen, um aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen.

Colin Firth in 1917
Colin Firth in 1917 © Universal Pictures

Großes Lob geht auch an die Schauspieler. Dean-Charles Chapman und George MacKay mussten während des Drehs einige Strapazen aushalten und schaffen es dennoch im Film vollkommen zu überzeugen. Vor allem MacKay dürfte mit „1917“ wohl den Sprung in eine Sparte mit breiterem Publikum geschafft haben. Zusätzlich gibt sie die männliche Topriege des britischen Schauspiels die Klinke in die Hand. Mark Strong, Colin Firth, Benedict Cumberbatch, Andrew Scott und Richard Madden glänzen in Gastauftritten, wobei diese aber auch das größte Manko des Films darstellen. Man wird aus dieser großartigen Welt nahezu herausgerissen, wenn man die bekannten Gesichter sieht. Gleichzeitig freut man sich aber über jeden Cameo.

Bild:

Die DVD bietet mit ihrer 720p-Auflösung natürlich kein so gutes Bild, wie der Film verdient hat, schließlich gibt es kaum Filme, die mehr für das Kino gemacht sind als dieser. Dennoch funktioniert „1917“ auch auf der DVD überraschend gut und ist relativ ansehnlich.

Ton:

Die DVD kommt mit der originalen englischen Tonspur und der synchronisierten deutschen daher. Dies alles im Tonformat Dolby Digital 5.1. Für einen Film, der einen Oscar in der Soundkategorie bekommen hat, ist das in Ordnung, aber nicht sehr gut. Ein Soundsystem ist hier wirklich sehr zu empfehlen.

Extras:

Mit drei Features bekommt man einen sehr guten Blick hinter die Kulissen, der hier auch wirklich sehr, sehr, sehr interessant ist. Zwei Audiokommentare sind auch großartig, um die Schritte der Filmemacher nachempfinden zu können.

Blu-ray Wertung
  • 10/10
    Film - 10/10
  • 6/10
    Bild - 6/10
  • 6/10
    Ton - 6/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
9/10

Fazit:

Alles in allem ist „1917“ einer der beeindruckendsten Filme der letzten Jahre und ein Meisterwerk, welches sicher auch in 20 Jahren noch für Wirbel sorgen wird. Exzellent gefilmt, atemberaubend ausgeleuchtet und eine Kulisse, die einen manchmal stocken lässt. Ein wahrhaft einzigartiger und grandioser Film, der in jeder Sekunde zu unterhalten weiß.


von Jan Welsch

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*