The Witcher: Nightmare of the Wolf – Filmkritik

The Witcher: Nightmare of the Wolf - Filmszene
The Witcher: Nightmare of the Wolf - Filmszene © Netflix

Netflix erweitert sein eigenes Universum basierend auf den Büchern von Andrzej Sapkowski mit dem blutigen Animationsabenteuer The Witcher: Nightmare of the Wolf gekonnt, dürfte aber gleichzeitig auch alle abholen, die mit der Serie rund um den Hexer Geralt (verkörpert vom großartigen Henry Cavill) nicht allzu viel anfangen konnten. Allen anderen dürfte dieses Prequel zugleich aber die Wartezeit auf die zweite Staffel etwas erträglicher gestalten.


Doch steht hier eben nicht der allseits geliebte Geralt von Riva im Vordergrund, sondern zum ersten Mal dessen Mentor Vesemir, den Witcher 3 Fans bereits vor Jahren ins Herz geschlossen haben. Wir erforschen dessen Jugend, seine Motivation sich den Hexern anzuschließen, so aber zugleich einen der gravierendsten Momente in der Geschichte jener legendären Gemeinschaft.

The Witcher: Nightmare of the Wolf - Filmplakat
The Witcher: Nightmare of the Wolf – Filmplakat © Netflix

Nightmare of the Wolf erzählt uns eben Vesemirs Vergangenheit, schafft aber durch perspektivisches Erzählen und clevere Dialoge gleichzeitig diese grausame Welt in ungeahntem Detail zum Leben zu erwecken. Man verbindet character building brillant mit world building, behält dabei aber eben Vesemirs Sichtweise ein. So wird der Zuschauer von all dem nie überrollt, während die Welt organisch Schritt für Schritt erweitert.

Vesemir wird dabei anfangs mehr archetypisch gezeichnet. Er ist ein eher schurkischer Held. Wenn auch äußerst charismatisch, schert er sich vor allem das liebe Geld und weniger um die gute Moral. Ein echter Han Solo eben. Doch genau wie dieser macht auch Vesemir eine unglaublich mitreißende Charakterentwicklung durch. Während die erste Hälfte so durchaus unterhaltsam gerät, riss mich Nightmare of the Wolf so gerade im Finale überraschend mit und berührte mich auf emotionaler Ebene zutiefst.

Wie man es schon aus der Welt gewohnt ist, gibt es hier kaum so etwas wie das echte Böse. Vielmehr beschädigte Individuen die aus unterschiedlichsten Gründen, im besten Falle aus nachvollziehbaren Gründen, mehr oder weniger amoralisch Handeln. Gerade im dritten Akt war ich zwischen den einzelnen Seiten förmlich hin- und hergerissen. Alle Figuren wandelten nur noch auf dem schmalen Grat zwischen Licht und Schatten, und verloren sich dabei selbst immer mehr. Dabei muss auch unser (Anti-)Held Vesemir so manche Lektion über sein eigenes Verhalten lernen…

The Witcher: Nightmare of the Wolf - Filmszene
The Witcher: Nightmare of the Wolf – Filmszene © Netflix

Diese von moralischer Ambivalenz durchtränkte Geschichte wird hier mit einer wunderbaren Anime-Optik zum Leben erweckt. Doch macht bereits die vom Horror der Nacht bestimmte erste Szene klar, dass das Nightmare of the Wolf nichts für Schwache nerven ist. Menschen werden enthauptet, zerstückelt und in zwei gerissen, während das Blut literweise fließt. Animation als Format erlaubt dabei unzählige von Monstern auf unsere Protagonisten los zu lassen, und diese selbst in ungeahnter Eleganz und Brutalität im Kampf zum Leben zu erwecken. Die übernatürlichen Fähigkeiten der Witcher sind dabei greifbarer und doch irgendwie mächtiger als es eine Realverfilmung je könnte.

The Witcher: Nightmare of the Wolf - Filmszene
The Witcher: Nightmare of the Wolf – Filmszene © Netflix

Fazit: The Witcher: Nightmare of the Wolf hat mich vollkommen überrascht. Hier wird ein faszinierender neuer Held aufgebaut, die Welt gekonnt erweitert und eine zutiefst emotionale Geschichte erzählt. Für alle Fans dieses Universums egal, ob in Form der Bücher, Videospiele oder der Serie eine absolute Sehempfehlung!

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Für alle Fans dieses Universums egal, ob in Form der Bücher, Videospiele oder der Serie eine absolute Sehempfehlung!

von Sebastian Stegbauer

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