Drei Jahre nach seinem ersten Werk setzte Walt Disney eine weitere bekannte Geschichte um. Eigentlich wollte er ursprünglich einen anderen Film produzieren, aus einigen Gründen musste er aber umplanen und dennoch spürt man deutlich, dass ihm auch dieses Projekt nicht egal war und er und sein Team sich Mühe gegeben haben.
Im Kern geht es hier um die Holzpuppe Pinocchio, die mit Hilfe von Feenkraft zum Leben erweckt und in die Welt hinausgeschickt wird. Er weiß jedoch nicht was Gut und was Böse ist und muss es schaffen die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn er dies schafft und mehr ist als ein Objekt das lebt, dann wird er zu einem richtigen Jungen und nichts wünscht sich sein Erbauer/Vater Meister Geppetto mehr. Leider lauern die bösen Gefahren hinter jeder Ecke und er muss sehr gut aufpassen, wem er vertrauen kann.
Eine lebendige Holzpuppe ohne Seile ist für viele Menschen interessant und sie möchten ihn gerne für sich gewinnen und ausbeuten. Zum Glück lässt die gute Fee den Jungen aber nicht alleine und macht die obdachlose und sehr liebevolle Grille Jiminy Grille zu seinem guten Gewissen. Doch reicht das wirklich aus? Oder sorgt die kleine Holzpuppe dafür, dass er trotz Gewissen, das für immer bleiben muss? Dieser Film funktioniert so gut, weil er ein Thema hat, über das man gut diskutieren kann. Es ist eine philosophische Frage, ab wann man ein Mensch ist. Was macht uns aus? Was gehört wirklich dazu? Geben wir selbst unserem Leben die Bedeutung, dass es verdient hat? Wie würden wir im Falle von Pinocchio handeln? Alles sehr gute Fragen, die verschiedenste Meinungen erbringen werden, wenn man mit mehreren Menschen darüber sprechen wird. Doch der Film lädt dazu ein, sich tatsächlich Gedanken darüber zu machen. Denn auch wenn keiner von uns eine lebendige Holzpuppe ist, kommen wir als Baby auf die Welt und wissen ebenfalls nicht, was Gut und was Schlecht ist und alles von Außen prägt uns und macht uns zu dem, der wir sind. Auch wir müssen die richtigen Entscheidungen treffen, um nicht abzurutschen. Wenn wir zu oft das Falsche entscheiden, können wir uns wortwörtlich selbst zum Esel machen.
Mit Jiminy Grille hat der Film einen wunderbaren Sidekick, der den Protagonisten mit tollen Tipps zur Seite steht, aber nicht nur von seinem Humor lebt. Er ist tatsächlich nicht lustig, trotzdem kann man diese Figur einfach nur mögen und es ist toll, dass das auch geht, ohne über sie zu lachen. Ab einem bestimmten Punkt wurden Sidekicks immer nur gemacht, um über sie zu lachen und es fehlte ihnen selbst oft an einem richtigen Tiefgang. Das ist hier nicht so. Nur Timothy Q. Mouse aus dem Nachfolger „DUMBO“ hat das noch besser geschafft. Doch beide sind einfach fantastisch und jeder von uns hätte bestimmt nichts dagegen einen solchen Berater an der Seite zu haben. Man hat mit dem kleinen Dörfchen und Geppettos Schnitzerei sehr schöne Kulissen geschaffen, wo man gerne eintaucht. Der Film hat aber auch klare Schwächen. Als Erstes ganz klar den Protagonisten. Pinocchio ist extrem unsympathisch, egal ob er eine gute oder schlechte Entscheidung trifft. Man hat keine Lust, mit ihm Zeit zu verbringen und es interessiert nicht, was mit ihm passiert, da er sich selbst darüber nicht freuen kann und nichts wirklich wertschätzt.
Das ist natürlich auch die Grundidee dieser Figur, dass er lernen muss, aber man hätte ihn trotzdem etwas besser ausbauen und ansprechender machen können. So sind alle Nebenfiguren interessanter als der Mittelpunkt dieses Films. Ebenso gibt es eine Schwäche, die erst Jahre später entstanden ist. Disney hat den Film nicht für Kinder, sondern für dessen Eltern gemacht. Nun ist es aber so, dass man bei Zeichentrick- und Animationsfilme sofort an Kinder denkt, einen solchen Film anmacht, ohne groß darüber nachzudenken und ihnen damit tatsächlich schaden könnte.
Eine dritte Schwäche ist, dass man zwar über die Grundidee philosophieren kann, aber der Film als sich doch sehr dünn und oberflächlich geschrieben ist. Wer sehen möchte, wo die wohl bekannteste Holzpuppe der Welt herkommt, was es mit seiner langen Nase, dieser sympathischen Grille und einer Vergnügungsinsel auf sich hat, der könnte mal reinschauen. Mir persönlich ist er aber deutlich schlechter aufgefallen, als sein Vorgänger. Er hat viel, was man heute nicht mehr machen würde, einen miserablen Protagonisten und ist definitiv nicht für die Zielgruppe, der er immer wieder zugeschoben wird.
Kommentar hinterlassen