WWE 2K22 – Spieletest (PS5)

WWE 2K22 - Key Art
WWE 2K22 - Key Art © 2K

Als im Jahre 2019 bekannt wurde, dass das japanische Hauptentwicklerstudio der beliebten Kampfsportreihe nicht mehr daran arbeiten würde, vermuteten einige böse Zungen bereits, dass WWE 2K22 eine ausgewachsene Katastrophe werden könnte. Zur Enttäuschung aller beteiligten kam es schlussendlich genauso – unendlich viele Bugs und ein generell uninspirierter Ableger führte nicht nur zu einer Welle von Memes, es wendeten sich auch zahlreiche Fans ab. Die Folge dieses herben Rückschlags war dann, die jahrelange Tradition eines jährlichen Releases abzubrechen und sich darauf zu konzentrieren das ganze Spielkonzept zu überarbeiten, um dann wieder mit wehenden Fahnen ein gutes Spiel präsentieren zu können. Also bleibt nun die Frage, ob es 2K-Sports tatsächlich noch schafft, die Reihe zu retten oder ob auch der Comeback-Versuch zum Scheitern verurteilt ist.

Da WWE 2K22 neben dem bereits erwähnten „MyRise“-Karrieremodus eine ganze Palette an Spielmodi liefert, die alle auch durchaus erwähnenswert sind, wird im Folgenden nur kurz auf jene eingegangen.

MyGM: Dieser Modus war der Modus, der im Vorfeld am meisten für Furore sorgte und das vollkommen zurecht. Damit meine ich leider nicht, dass der Modus als völliges Meisterwerk umgesetzt wurde, sondern eher, dass die Idee dahinter und das Potenzial enorm ist. Kurz gesagt geht es hier darum, dass man über eine Saison den Posten des Managers über RAW, SmackDown und Co. übernimmt. Hier rekrutiert ihr also Kämpfer und plant Events und finanzielle Abläufe. Hätte man hier beispielsweise noch die Option von Tag-Team-Kämpfen implementiert oder eine größere Auswahl an Match-Typen geboten, so hätte dieser Modus in der Tat das Flaggschiff des ganzen Titels werden können. Man bleibt hier also klar unter seinen Möglichkeiten und dennoch ist MyGM eine relativ gelungene Abwechslung für Spieler, die mal keine Lust haben selbst in den Ring zu steigen.

MyFaction: Es scheint fast so, als dürfte heutzutage in keinem Sportspiel mehr ein Ultimate Team-ähnlichen Modus geben, wie man ihn aus FIFA kennt. So ist es auch hier wenig verwunderlich, dass, wie seit neustem in den NBA-Spielen, nun auch in WWE ein Modus seinen Platz findet, bei dem es darum geht Sammelkarten von Kämpfern zu sammeln, mit denen dann Kämpfe bestritten werden können. Es macht zwar Spaß, sich In-Game-Währung zusammenzusparen, um damit dann interessante Kämpfer mit teils besonderen Spezial-Fähigkeiten zu kaufen, jedoch stinkt das Ganze dann doch gewaltig, sobald man den Reiter öffnet, in dem man die In-Game-Währung für Echtgeld kaufen kann. Klar, man kann sich durch den Modus auch völlig ohne eine solche Transaktion kämpfen, jedoch sollte mittlerweile jedem bewusst, dass diese Mechaniken vor allem in Kombination mit potenziellen Spielvorteilen nicht viel mehr sind als manipulative Geldmacherei.

WWE 2K Showcase: Dieser Modus ist für mich ein kleiner Geheimtipp im neuen WWE-Teil. Der Showcase-Modus erzählt die Geschichte von einer der größten Legenden des Wrestlings, Rey Mysterio. Der Spieler erlebt hier eine Mischung aus echtem Videomaterial und Spielerlebnis und lässt die wichtigsten Momente der Wrestling-Ikone Revue passieren und auch wenn aus politischen Gründen, das ein oder andere Geschehen zu kurz kommt, so ist diese Reise ein sehr stimmungsvoller und spaßiger interaktiver Einblick in eine Figur, mit der wohl viele von uns aufgewachsen sind.

Universe-Mode: Schlussendlich gibt es dann noch den Universe-Modus, bei der man im Sandbox-Stil eine ganz eigene WWE-Welt kreieren kann. Sei es eine neue Show, neue Titel, Rivalitäten, Shows, Arenen oder sogar Wrestler selbst, alles liegt in der Hand des Spielers. Der Modus bietet eine enorme Abwechslung zu den anderen Modi, wichtig zu erwähnen ist dennoch, dass es den Modus in vorherigen Teilen auch schon gab und sich hier im Grunde nichts geändert hat. Das tut dem aber im Endeffekt nichts ab, denn der Universe-Mode bleibt auch weiterhin ein sehr spaßiger Modus mit gefühlt grenzenlosen Möglichkeiten.

WWE 2K22 - Edge
WWE 2K22 – Edge © 2K

Story:

Die Story trägt mit „MyRise“ jetzt zwar einen neuen Namen, viel geändert hat sich aber dennoch nicht. Der Modus erzählt die Geschichte einer kleinen Leuchte im WWE-Business, welche sich mühselig nach oben kämpft und sich dabei mit Social Media, Rivalitäten und wegweisenden Entscheidungen herumschlagen muss. Dass sich das Social Media-Thema, wie es mittlerweile nun mal üblich ist, relativ plakativ in den Vordergrund drängt, die Rivalitäten nicht viel mehr sind als ein „Du wirst schon sehen!“ hier und da und die Entscheidungen auch nicht wirklich einen großen oder interessanten Einfluss auf das Geschehen nehmen, fällt dann relativ schnell ins Auge. So richtig schlecht ist die Story zwar nicht, jedoch sollte „ausreichend“ im Normalfall nicht das Ziel sein.

Grafik:

Grafisch werden in WWE 2K22 sicherlich keine Maßstäbe gesetzt, eine deutliche Verbesserung zum Vorgänger ist jedoch trotzdem klar erkennbar. Auch wenn keines der Wrestler zu hundert Prozent aussieht, wie die echte Vorlage, so wirken die Figuren dennoch echter als man es bisher zuvor erleben durfte. Das führt dazu, dass es durchaus auch Perspektiven gibt, in denen man einer richtigen TV-Übertragung schon sehr nahekommt. Achtet man dann aber auf das unnatürliche Publikum oder die Haare der Wrestler, die immer noch einen desaströsen Look haben, so kann man wohl mit aller größter Sicherheit sagen, dass hier noch gewaltig Luft nach oben ist.

Sound:

Der Sound war in den WWE-Spielen wohl nie wirklich das Problem und das bestätigt sich nun auch im aktuellen Teil. Das Jubeln der Zuschauer ist mitreißend, die Soundeffekte beim Kämpfen sind wuchtig und natürlich besticht der Sound allen voran mit einer ganz bestimmten Sache: die Musik. Der Soundtrack ist brachial und fügt sich so gut in das Geschehen ein, dass für mich ein Großteil des Spaßes am Spiel durch die Soundkulisse erzeugt wurde.

WWE 2K22 - Brock Lesnar
WWE 2K22 – Brock Lesnar © 2K

Gameplay:

Was das Gameplay betrifft, so kann man sich vielleicht sogar trauen zu sagen, dass WWE 2K22 in diesem Punkt hält, was es verspricht. Zunächst einmal wurde die Steuerung völlig überarbeitet und damit die unzugängliche und komplizierte alte Steuerung über Bord geworfen. Leichter Schlag, harter Schlag, Griff und Blocken – mehr braucht ein gutes Kampfspiel auch nach vielen Jahrzehnten nicht. Das Ganze ist also nicht nur wesentlich anfängerfreundlicher, die neuen Mechaniken des Konterns und Blockens sind sehr erfrischende Neuerungen, die dem Spielfluss sehr zugutekommen. So oder so wird man in diesem Ableger nicht drumherum kommen, alte Arcade-Gefühle zu verspüren, da auch damals die Steuerung in solchen Spielen ziemlich genau so aufgebaut war und nicht ohne Grund so beliebt war. Irren tun sich an dieser Stelle aber jene, die glauben, dass es dem Kampfsystem nun an Komplexität mangelt. Etliche Kombos und über 150 Wrestler, die alle mit eigenen Fähigkeiten daherkommen versprechen einen vollgeladenes Gameplay-Erlebnis, nur eben einfacher zu lernen und zu bedienen.

Pro:

  • Gameplay wesentlich einfacher
  • Flüssigere Erscheinung
  • Grafik deutlich angezogen
  • Showcase-Modus sehr gelungen
  • Sound sowohl bei Effekten als auch musikalisch beeindruckend
  • MyGM großes Potenzial

Kontra:

  • Immer noch Grafikfehler und Bugs
  • Haare und Zuschauer sehen weiterhin schlecht aus
  • Story eher uninteressant
  • MyGM weit unter den Möglichkeiten
  • Universe-Modus unverändert
  • Höchst verwerfliche Implementierung von Echtgeld im MyFraction-Modus
Spielewertung
  • 6/10
    Story - 6/10
  • 7.5/10
    Grafik - 7.5/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 8.5/10
    Gameplay - 8.5/10
  • 7.5/10
    Andere Modi - 7.5/10
7.5/10

Kurzfassung

Spaßiges Wrestling-Getümmel.


Fazit:

WWE 2K22 hat in erster Linie das geschafft, was sie sich ganz oben auf ihre Fahne geschrieben haben: Es besser machen als vorher. Aus den lächerlich vielen Bugs und Fehlern im Vorgänger sind nur wenige geworden, die im Gesamtbild nicht wirklich stören. Aus dem katastrophal statischem und unnötig komplizierten Gameplay ist ein anfängerfreundliches und flüssiges Klopp-Fest geworden und auch die Kampagne hat im Sinne der Abwechslung gut angezogen. Trotz alledem bleibt der relativ öde Inhalt in der Story, die Macken im Look und wie das ganze Pay2Win-Thema im MyFaction-Modus aufgezogen ist, halte ich ganz klar für verwerflich. Es lässt sich also zusammenfassen, dass 2K-Sports ganz klar Charakter gezeigt haben, indem sie sich zum einen drei Jahre Zeit für die Entwicklung genommen haben, um dann zum anderen tatsächlich eine deutliche Verbesserung erkennen zu lassen und ein Spiel herauszubringen, welches sowohl Anfängern als auch alteingesessenen Wrestling-Fans großen Spaß bereiten kann. Dieser Titel ist kein Hit und es ist definitiv deutlich Luft nach oben, jedoch hat man hier bewiesen, dass man reflektieren und es viel besser machen kann, warum also sollte es in Zukunft nicht noch besser werden? Bis dahin ist man mit WWE 2K22 mehr als bedient und kann sich vollends ins spaßige Wrestling-Getümmel stürzen.


von Esteban Belon

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