Call of Duty: Vanguard – Spieletest

Call of Duty: Vanguard - Artwork
Call of Duty: Vanguard - Artwork © Activision

Nachdem im vergangenen Jahr Call of Duty Black Ops: Coldwar die sehr beliebte Black Ops-Reihe des CoD-Franchises weiterführte und dabei zwar im Multiplayer kläglich scheiterte, jedoch in allen anderen Punkten brillierte, war Sledgehammer dieses Jahr wieder an der Reihe sich zu beweisen. Mit Call of Duty: Vanguard erschien am 10. September 2021 der mittlerweile 18. Teil der Ego-Shooter-Reihe und schickt die Spieler diesmal (schon wieder) in den Zweiten Weltkrieg.

Kampagne:

Der größte Pluspunkt, den die CoD-Kampagnen für mich immer zu bieten hatten, war der Abwechslungsreichtum und so kann man hier direkt zu Anfang sagen: Spielerische Abwechslung fehlt hier definitiv nicht! Es fällt aber auch quasi direkt zu Beginn des Spiels auf, dass die Story so unoriginell ist wie schon lange nicht mehr. Bei mir persönlich hört es schon bei der WWII-Thematik auf, wenn aber dann zum gefühlt tausendsten Mal eine super fähige Gruppe an Soldaten den Mega-Nazi-Bösewicht aufhalten muss, da stellt sich mittlerweile die Frage, ob nicht tatsächlich bewusst auf eine gute Story verzichtet wird, um sich auf andere Dinge konzentrieren zu können oder aber ob im Entwickler-Team schlicht eine Unfähigkeit besteht, gute Geschichten zu erzählen. Abgesehen von diesem großen Manko, liefert die Kampagne dieses Jahr in sonst allen Punkten aber ab – Man durchlebt quasi eine ganze Weltreise durch viele verschiedene Orte der Erde, der Sound ist ebenso wie die Grafik Hollywoodreif und auch die Erzählstruktur ist besonders. Die Kampagne ist so aufgebaut, dass sich zwar eine eigentliche Hauptgeschichte von Anfang bis Ende durchzieht, diese jedoch mit diversen spielbaren Rückblenden ausgeschmückt ist. Abgesehen von dem katastrophalen Story-Plot ist für mich der zweite große Negativpunkt die Länge der Story. Das Ganze hat eine Spielzeit von 7 bis 10 Stunden und diese kurze Dauer scheint auch über dieses Spiel hinaus immer mehr zu einem Trend zu werden, der sich mir nicht ganz erschließt. An dieser Stelle würde ich mir einige Stunden mehr wünschen, nicht nur um selbst ein längeres Spielerlebnis haben zu können, sondern auch um mehr Zeit zu haben, um vielleicht doch mal eine gut geschriebene Story erzählen zu können.

Call of Duty: Vanguard - Team
Call of Duty: Vanguard – Team © Activision

Grafik:

Große Änderungen zur PS5-Version des letzten Call of Duty’s gibt es hier nicht wirklich. Das Raytracing sorgt erneut für einen sehr realistischen Look, wie sich Objekte oder Ereignisse wie beispielsweise Explosionen verhalten ist ebenfalls klasse und die Zwischenszenen bei der Kampagne sind hier auch nicht zum ersten Mal auf Filmniveau. Ich möchte hier nochmal erwähnen, dass ich kurz vor Release dieses Call of Duty’s noch ein wenig Black Ops II aus dem Jahre 2012 gespielt habe und es ist wirklich erstaunlich welche Sprünge die Grafikleistungen in wenigen Jahren vollbringen. Wer also ein besseres Gefühl davon bekommen möchte, wie gut diese Grafik tatsächlich ist, der sollte sich vielleicht mal ein Video von einem etwas älterem CoD anschauen, das ist wahrlich bemerkenswert.

Sound:

Auch im Sound hat sich im Vergleich zum letzten Jahr sehr wenig getan und das, was sich getan hat, fällt mir dann doch eher negativ auf. Es kann gut sein, dass es sich hier mehr um Geschmackssache handelt als um fundiertes Fachwissen, für mich ist der Waffensound aber nicht so „füllig“ wie beim Vorgänger und auch die Hitmarker und die Umgebungsgeräusche sind, außer bei der Kampagne, nicht so mitreißend wie zuvor. Das ist hier dann aber wahrscheinlich auch ein wenig „Nitpicking“, denn wirklich so viel schlechter, dass man diesem Punkt größere Beachtung schenkt ist es dann auch wieder nicht. Der Sound ist immer noch gut und fügt sich hervorragend in das Geschehen ein, nur halt nicht so gut wie es in anderen CoD’s der Fall war.

Call of Duty: Vanguard - russische Soldatin
Call of Duty: Vanguard – russische Soldatin © Activision

Gameplay:

Was das Gameplay anbetrifft, sticht eine Veränderung mit Abstand am größten heraus – die Geschwindigkeit. Noch nie hat sich das Spielgefühl so flüssig und schnell angefühlt und eben diese Tatsache sorgt auch dafür, dass grundsätzlich erstmal mehr Bewegung im Spiel ist. Zuträglich für dieses Gefühl von hoher Geschwindigkeit ist, dass die Leben der Spieler im Multiplayer deutlich heruntergesetzt wurden und damit die Zeit, die es braucht um einen Gegner zu töten, ebenfalls wesentlich geringer ist und sich das Spiel damit schneller anfühlt. Das sogenannte „sliden“, bei dem man ein Stück auf den Knien rutscht, ist in diesem CoD zwar so unnütz wie es noch nie war, das tut dem eigentlichen Spielgefühl aber nichts ab.

Multiplayer:

Bevor es um den eigentlichen Multiplayer geht, sollten wohl noch der Zombie-Modus und Warzone kurz erwähnt werden. Da der Warzone-Modus jedoch mittlerweile als eigenständiges Spiel gesehen werden sollte und per se nichts mit dem eigentlichen Multiplayer zu tun hat, geh ich an dieser Stelle nicht näher darauf ein. Auch der zum Zombie-Modus gibt es nicht viel zu sagen, außer dass er größtenteils eher Unmut bei den Fans auslöste, aufgrund der Tatsache, dass mit einer einzigen Map auf der es wenig zu tun gibt und vielen fehlenden Features einfach deutlich zu wenig Inhalt geliefert wird. Hier ist das eigentliche Prinzip aber ebenfalls seit Jahren dasselbe und es hat sich zu diesem Jahr hin nicht viel geändert.

Call of Duty: Vanguard - Zombies
Call of Duty: Vanguard – Zombies © Activision

Der Multiplayer der CoD’s der letzten Jahre war, vor allem bei mir, immer ein sehr großes Thema. Ich werde mich aber dieses Jahr daran versuchen mich kürzer zu halten, denn viel verändert hat sich zu den letzten Jahren nur wenig. Auch in diesem CoD sind viele der Vorkehrungen, die ein solches Spiel treffen kann, um so viele Kunden wie möglich so viel Geld wie möglich in das Spiel pumpen zu lassen. Ganz vorne mit dabei stehen da die 16 Maps von Call of Duty Vanguard bei denen ich trotz der beachtlichen Anzahl nicht eine einzige als wirklich gut betiteln würde. Klar, in den vergangenen CoD’s gab es deutlich schlimmeres und so erwischt man sich hier ab und zu bei dem Gedanken „ist doch ganz okay“, wenn man aber dann wieder an die ganz alten Ableger zurückdenkt, fällt einem ein, dass „ganz okay“ heute eine ganz andere Bedeutung hat und die beste Map aus diesem aktuellen Teil, in einem fantastischen Teil wie z. B. Black Ops II die schlechteste gewesen wäre. Möglichst verschachtelt, viele Fenster und andere versteckte Positionen und viel zu viele zerstörbare Mapelemente – alles Eigenschaften der Map die dazu dienen, auch den schlechten oder neuen Spielern eine Möglichkeit zu geben Kills zu machen.

Weiter geht dieses Trauerspiel mit Killstreaks, die untereinander nicht mehr frei kombinierbar sind, um ja keinem den Spielspaß zu nehmen, eine Minimap die nicht mehr von sich aus anzeigt, wo geschossen wird und ein Scoreboard welches einem nur noch anzeigt wie viele Kills gemacht wurden, jedoch nicht wie oft man gestorben ist (Man könnte ja noch traurig werden und dann doch nicht mehr das nächste CoD kaufen). Der größte Punkt dieser tragischen Entwicklung, das SBMM (Skillbased Matchmaking) bei dem Spieler nur noch mit Spielern in eine Runde kommen die ungefähr denselben Skillwert haben, muss hier schließlich auch noch erwähnt werden. Hier muss ich nach eigenen Erfahrungen und Austausch mit anderen Spielern ehrlicherweise sagen, dass das Gefühl besteht, dass dieses System ein ganzes Stück nach unten geschraubt wurde. Sicher kann man sich hier leider nicht sein, da das Team hinter Call of Duty nach wie vor weder wirklich dementieren noch bestätigen möchte, dass das System so funktioniert wie es nun mal öffentlich funktioniert.

Dass das SBMM nun deutlich schwächer ist als bei den Ablegern davor, führte die ersten Wochen nach Release nun bei mir und meinen Mitspielern zu einem kleinen Phänomen: Wir hatten Spaß! Und an dieser Stelle muss ich nochmal einen kleinen Bogen zu der verheerend schlechten Beta des Multiplayers machen und sagen, dass ich tatsächlich selten so eine Verbesserung von Beta zu Hauptspiel gesehen habe. Das Spiel fühlt sich ganz und gar nicht unvollkommen an und auch wenn keine nachhaltige Motivation bestehen bleibt und Dinge wie die völlig schlecht ausbalancierten Waffen nach Wochen immer noch nicht ausgebessert wurden, so kann man sagen, dass diese CoD-Teil im Multiplayer sicher nicht schlecht ist. Das schnelle Spielgefühl und die Tatsache, dass die Spieler wieder zufälliger gemischt sind, hat bei mir persönlich in der Tat für eine kleine Überraschung gesorgt, denn dieses Mal fühlen sich nicht alle Runden gleich an (wie in vergangenen CoD’s), viel mehr besteht jetzt die Möglichkeit sowohl eine extrem gute als auch eine extrem schlechte Runde zu haben und genau so sollte es im Endeffekt auch sein. Ich würde an dieser Stelle gerne abschließend die Theorie aufstellen, dass Call of Duty Vanguard wirklich ein gutes Call of Duty wäre, sofern die Maps gut wären – besser als das letzte WWII-CoD ist es allemal.

Pro:

  • Wieder Grafik auf Topniveau
  • Abwechslungsreiche Kampagne
  • Gameplay wesentlich spannender
  • Skillbased Matchmaking schwächer

Kontra:

  • Kampagne zu kurz & schlechte Handlung
  • Anpassungen wie z.B SBMM noch enthalten
  • Sound etwas schwächer als zuvor
  • Maps maximal in Ordnung
  • Zombie-Modus kommt viel zu kurz
Spielewertung
  • 7/10
    Kampagne - 7/10
  • 8.5/10
    Grafik - 8.5/10
  • 8/10
    Sound - 8/10
  • 9/10
    Gameplay - 9/10
  • 5/10
    Multiplayer - 5/10
7.5/10

Kurzfassung

Es fehlt das gewisse Etwas.


Fazit:

Es lässt sich bei Call of Duty Vanguard zusammenfassen, dass eine jahrelange Tradition dieses Franchises auch ein weiteres Jahr beständig bleibt: verschwendetes Potenzial! Zu erwähnen gilt es aber auch, dass sich hier einige Verbesserungen erkennen lassen, die vielleicht doch noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft innerhalb dieser Spielreihe machen. Die Kampagne macht erneut in jeder Disziplin außer dem Inhalt einen Sprung nach vorne, die Grafik ist wahrscheinlich das Beste, was der First-Person-Shooter-Markt momentan zu bieten hat und das schnelle und aufregende Gameplay führt in Kombination mit einem geringerem SBMM sogar im Multiplayer zu spaßigen Runden. Alles in allem heißt das aber noch nicht, dass hier von einem guten Call of Duty-Teil gesprochen werden kann. Die meisten Anpassungen, die den Multiplayer in den vergangenen Ablegern zerstörten sind auch hier wieder vorhanden und dass das Geld erneut die höchste Priorität hatte, steht auch diesem Spiel wieder ganz klar ins Gesicht geschrieben. Des Weiteren fehlt dem Sound das gewisse Etwas, der Zombie-Modus ist mehr oder weniger völlig verkümmert und bei der Kampagne wurde, wie bereits erwähnt, an den falschen Enden gespart. Als CoD-Fan ist es am Ende des Tages nach wie vor traurig zu sehen, was aus dieser Spielreihe geworden ist. Ob einen der Fakt, dass die Entwickler auch dieses Jahr wieder an vielen Stellen ihr Können beweisen, nun eher traurig macht oder aber Hoffnung für die Zukunft aufkeimen lässt, ist schlussendlich jedem selbst überlassen.


von Esteban Belon

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