Tiny Tina’s Wonderlands – Spieletest (PS5)

Tiny Tinas Wonderlands - Artwork
Tiny Tinas Wonderlands - Artwork © 2K

Schaut man mal rüber zu großen Titeln wie z. B. Counter Strike, so kann einem schnell bewusstwerden, wie groß manchmal der Einfluss von einem Mod oder eines DLC auf die Spielelandschaft werden kann. Im Falle von Tiny Tinas Wonderlands handelt es sich um ein DLC von Borderlands 2, welches größere Wellen schlug als es die Entwickler 2K Games wahrscheinlich selbst für möglich hielten. Logisch, dass nun ein vollwertiges Spiel sowohl die bereits entstandene Fanbase als auch ganz neue Spieler in den Bann dieser verrückten Welt ziehen soll. Ob dieser Titel nun die Fußstapfen des beliebten DLC ausfüllen oder gar vergrößern kann, erfahrt ihr in diesem Test.

Story:

Anders als bei den eigentlichen Borderlands-Spielen, befindet man sich in diesem Spiel nicht in der verrückten Wüstenwelt, man befindet sich in der noch verrückteren Fantasie des Hauptcharakters Tina. Ganz im Dungeons & Dragons-Stil haben sich die Entwickler Gearbox allerlei verrückte Ideen einfallen lassen, um dann gnadenlos alle von ihnen miteinander zu vermischen. Herausgekommen ist eine Geschichte, bei der man sich durch verschiedenste Welten kämpft, um sich am Ende dem mächtigen Gegenspieler entgegenzustellen. Auf diesem Weg trifft man nicht nur auf viele Nebenquests, die großen Spaß machen, man läuft auch durch die sehr kreative Spielbrettartige Oberwelt und löst da Quest, oder aber man kämpft gegen Wesen, die man sich nicht einmal hätte vorstellen können. Große Plot-Twist oder unverbrauchte Handlungsstränge gibt es hier zwar nicht, es sollte aber auch klar sein, dass dieses Spiel in keinster Weise den Fokus auf die eigentliche Geschichte legt. Ob die 15-20 Stunden Spielzeit für den Preis des Spiels gerechtfertigt sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Hierbei darf man aber nie vergessen, dass die Entwickler bereits weitere DLC’s angekündigt haben und man somit wohl noch einige Stunden in der Welt von Tiny Tina verbringen wird.

Die Story lässt sich genauso problemlos allein spielen, wie sie sich auch zu zweit oder zu dritt spielen lässt. Hier ist im Vergleich zu Borderlands alles beim alten geblieben und es gilt auch hier wieder: mit Freunden macht es immer mehr Spaß.

Tiny Tina’s Wonderlands: Season-Pass
Tiny Tina’s Wonderlands: Season-Pass © 2K

Grafik:

Die Ästhetik der Borderlands-Spiele ist wohl seit dem ersten Tag eines der größten Themen. Der sogenannte „Cel-Shading-Look“, bei dem das ganze Spiel einen sehr unwirklichen Comic-Look erhält, scheidet schon seit jeher die Geister. Ich mag den Look extrem und er passt so gut wie perfekt in das Geschehen des Spiels rein, mit Sicherheit gibt es einige, denen dieser Look nicht zusagen wird aber hier muss man auch einfach sagen, diese Spiele gibt es nicht erst seit gestern. Wem dieser Look nicht gefällt, der wird diesen höchstwahrscheinlich bereits in den anderen Spielen gesehen haben und wird damit dann auch genau wissen, worauf er sich einlässt. Auch abgesehen von dem eigentlichen Stil brilliert Tiny Tina’s Wonderlands in puncto Grafik total. Die Welten und Charaktere sprühen vor Kreativität und bilden ein farbenfrohes Spektakel, bei dem man durchaus auch auf das ein oder andere trifft, was man so noch in keinem anderen Spiel zu Gesicht bekommen hat.

Sound:

Der Sound ist passend zum Bild eine einzige Kreativitätsbombe. Wuchtige Explosionen und knallige Waffensounds paaren sich hier mit den verschiedensten Soundeffekten. Die Musik begleitet meist sehr abgedreht aber passend das Geschehen und trotz der Tatsache, dass all diese erwähnten Aspekte auf überragendem Niveau sind, gibt es einen Aspekt, der schon in den anderen Borderlands-Spielen einen ganz großen Teil der Faszination ausmachte: die Synchronisation. Natürlich wird sich hier das Publikum extrem spalten, denn dieses völlig verrückte Sprüche-Feuerwerk, welches auch in diesem Borderlands-Ableger abgefeuert wird, ist sicherlich nicht für jedermann geeignet. Für mich machen die komplett überzogenen Stimmeinlagen in Kombination mit den kindischen Gags einen Großteil des Charmes aus und ich musste tatsächlich nicht selten schmunzeln, wenn sich mal einer der umgeballerten Gegner darüber trauert, dass heute doch eigentlich sein Geburtstag war.

Tiny Tina's Wonderlands - Key Art
Tiny Tina’s Wonderlands – Key Art © 2K

Gameplay:

Was das Gameplay betrifft, so kann ich in erster Linie schonmal festhalten, dass es gut ist. Nichtsdestotrotz bin ich damit nicht zufrieden, denn hier hat man es sich sehr leicht gemacht. Tiny Tina‘ Wonderlands spielt sich nämlich fast genauso wie Borderlands und kommt leider in keinster Weise mit etwas frischem daher. Ja, die Zaubersprüche sind neu, die machen aber im großen Getümmel dann auch nicht so viel aus wie wenn man einfach mit purer Waffengewalt reinhält. Ansonsten ist das hier wirklich einfach nur klassisches Copy-and-Paste – Schießen, Looten, Automaten für Loot und Skins und das nervige Inventar. Abgesehen vom Inventar funktioniert hier zwar alles prima, es ist aber dann doch einfach nur genau dasselbe wie zuvor. Geht man davon aus, dass die Entwickler tatsächlich unbedingt am alten Gameplay festhalten wollten, so hätte man wenigstens neuere Waffen ins Spiel bringen können, oder irgendwelche verrückten Dinge wie Steinschleudern. Das Gameplay ist für mich ganz klar eine verpasste Chance, funktioniert aber trotzdem gut genug um das Spiel als Ganzes genießen zu können.

Pro:

  • Spaßiges Setting
  • Toller Look
  • Guter Humor
  • Synchronisation auf höchstem Niveau
  • Liebevolle Nebenquests

Kontra:

  • Nichts neues am Gameplay
  • Waffen-Palette eher langweilig
  • Story kurz und ziemlich uninteressant
  • Inventar immer noch mühselig
  • Insgesamt zu wenig Neuerungen
Spielewertung
  • 5/10
    Story - 5/10
  • 9/10
    Grafik - 9/10
  • 9/10
    Sound - 9/10
  • 6/10
    Gameplay - 6/10
7/10

Kurzfassung

Kindisch, abgedreht und verrückt.


Fazit:

Die Spieler zu bestimmen, für die Tiny Tina’s Wonderlands das richtige Spiel ist, ist sehr einfach. Wer es gern auch mal kindisch, abgedreht und verrückt mag oder aber vor allem die alten Borderlands-Spiele auch mochte, für den ist das hier fast schon ein Muss. Für jene, die mit der Borderlands-Reihe eh schon nichts anfangen können oder denen solch eine Reizüberflutung an sich schon schnell zu viel wird, ist dieses Spiel sicherlich überhaupt nichts. Auf gewisse Art und Weise ist dieser Titel einfach nur ein weiterer Borderlands Teil mit einer ganz neuen Verkleidung und ich muss einfach sagen, ich mag diese Verkleidung. Ich mochte, dass man so wenig wie noch nie wusste was als nächstes passiert, dass einem nie langweilig wurde und man fast schon überrumpelt wurde mit sprühender Kreativität. Zwar darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Story wirklich keine Innovation ist und mit ihrer kurzen Laufzeit dem ein oder anderem als mangelhaft erscheinen kann. Und auch die verschiedenen Fähigkeiten- und Zauberklassen sind nichts Besonderes und ändern an der Tatsache, dass das verbrauchte Gameplay der Borderlands Spiele praktisch eins zu eins in dieses Spiel kopiert wurde, nichts. Trotzdem hat mich das frische Setting, die ganzen Gags und verrückten Charaktere und die Action, die es dann doch teils echt in sich hat, relativ schnell gekriegt und so kann ich sagen, dass auch wenn Tiny Tina’s Wonderlands seine nicht kleinen Macken hat, ich mit dem Spiel viel Spaß hatte. Die Prämisse ist hier jedenfalls so deutlich, wie sie es bei keinem anderen Borderlands-Spiel zuvor war – Muss man mögen!


von Esteban Belon

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