The Menu – Guten Appetit bei dieser Horror-Satire

Anya Taylor-Joy in THE MENU
Anya Taylor-Joy in THE MENU © 20th Century Studios

Die Kritik:

Nachdem Ruben Östlund mit der fantastischen Satire „Triangle of Sadness“ die Reichen und Schönen unserer Gesellschaft kritisiert hat, macht Mark Mylod mit seinem Film genau an dieser Stelle weiter. „The Menu“ ist eine Horror-Satire über extravagante Persönlichkeiten und teure Gerichte, die mit ihrer abwechslungsreichen Koch-Thematik überzeugt. Leider sind nicht alle Zutaten gelungen, wodurch das mehrstündige Degustationsmenü ebenfalls häufig versalzen wirkt. 

Das Poster von THE MENU
Das Poster von THE MENU © 20th Century Studios

Ein mysteriöser Koch lädt auf einer abgelegenen Insel zu einem leckeren Menü. Chef (Ralph Fiennes) gehört zu den größten Köchen seiner Zeit und will seinen Gästen beibringen, die Speisen zu schmecken und nicht nur zu essen. Dafür hat sich der Meisterkoch dieses Mal eine besondere Show überlegt, die bei den Kunden nachhaltig im Kopf bleiben wird. Zu diesen Gästen gehören auch Margot (Anya Taylor-Joy) und ihr Freund Tyler (Nicholas Hoult). Als die Gänge voranschreiten und das Verhalten der Köche immer merkwürdiger wird, blickt die junge Frau hinter die Fassade des extravaganten Restaurants …

Wenn man sich mit „The Menu“ beschäftigt, fällt direkt der fantastische Cast auf. Ralph Fiennes und Anya Taylor-Joy tragen den gesamten Film auf ihren Schultern. Fiennes („The Grand Budapest Hotel“) überzeugt als charismatischer, wahnsinniger Chefkoch-Sektenführer, der mit seinen Dialogen den Zuschauer in den Bann zieht. Anya Taylor-Joy („Last Night In Soho“) lernt, genauso wie der Zuschauer, den Reichtum und den Luxus erst kennen. Ihre Ausstrahlung verzaubert einen, zudem sind ihre Interaktionen mit Nicholas Hoult („The Favourite“) wahrlich interessant, da Tyler nicht nur eine Beziehung mit Margot führt, sondern ebenso begeisterter Fan des Chefs ist. 

Ralph Fiennes und Hong Chau in THE MENU
Ralph Fiennes und Hong Chau in THE MENU © 20th Century Studios

Als Kameramann ist eine echte Legende mit von der Partie: Peter Deming. Deming ist bekannt für seine Mitarbeit an zahlreichen Filmen von David Lynch, darunter sind „Mulholland Drive“ oder „Lost Highway“. Auch „The Menu“ besitzt eine clevere Inszenierung, obwohl die großen Highlights, die im Kopf bleiben, fehlen. Dennoch spürt man, dass ein sehr erfahrener Kameramann am Werk war. 

Nun wollen wir zum Drehbuch kommen und hier treten Schwierigkeiten auf. Das Koch-Thema ist zwar fesselnd umgesetzt, dafür bietet der Film nur wenige Überraschungen. Eigentlich ist es klar, worauf „The Menu“ hinausläuft, da sich Regisseur Mark Mylod sehr von Horror-Meisterwerken wie „The Wicker Man“ inspirieren lässt. Dass nicht alles auf der Insel nach der Norm abläuft, fällt schnell auf. So ist für erfahrene Horror-Zuschauer klar, was im Laufe von „The Menu“ zwangsläufig passieren wird. Außerdem fühlen sich die Satire-Aspekte nicht sonderlich clever an, insbesondere wenn man die Kreativität von einem „Triangle of Sadness“ bedenkt. „The Menu“ ist schlichtweg nicht so clever, wie er denkt. Trotzdem bietet Mark Mylod größtenteils gute Unterhaltung. 

Der Cast von THE MENU
Der Cast von THE MENU © 20th Century Studios

Mit das größte Problem des Filmes ist aber sein Ende. Wenn man das Finale nett auslegen möchte, bezeichnet man es als Inspiration. Man könnte jedoch ebenso behaupten, dass Mark Mylod zentrale Elemente von zwei modernen Horror-Klassikern kopiert. Die letzten Minuten von „The Menu“ erinnern unweigerlich an das Ende von „Midsommar“, welches fast eins zu eins übernommen wird. Obendrein wird sich auch musikalisch an einem Werk von Ari Aster bedient. „Reborn“ ist das wichtigste Musikstück aus „Hereditary“ und Komponist Colin Stetson imitiert sein eigenes Werk nahezu komplett. Es ist wirklich traurig, wie wenig originell jegliche Beteiligten mit diesem Ende umgegangen sind, denn es ist schlichtweg eine Kopie aus zwei deutlich besseren Filmen. Dadurch wird die intelligente Schlusspointe ziemlich geschwächt, da sie nicht wie eine eigene Idee wirkt. Den Kinosaal verlässt man mit einem bitteren Nachgeschmack. 

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Hervorragendes Schauspiel, dafür schwaches Drehbuch. 

Fazit:

„The Menu“ lässt den Zuschauer im Zwiespalt zurück. Auf der einen Seite sorgen das Schauspiel und einige unterhaltsame Momente für Spannung, jedoch flacht das Drehbuch im Laufe des Filmes immer weiter ab. Es wird sich an zu vielen bekannten Handlungsstrukturen orientiert und wirkliche Überraschungen gelingen nur selten. Außerdem ist das Ende eine Frechheit. 


von Lukas Weinandy

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