Crimes of the Future – Der neue Film von David Cronenberg

Viggo Mortensen und Léa Seydoux
Viggo Mortensen und Léa Seydoux © Weltkino

Die Kritik:

David Cronenberg ist eine Legende des Horrorfilmes. Mit Meisterwerken wie „Die Fliege“ hat Cronenberg das Science-Fiction und Horror-Genre miteinander verbunden. Außerdem hat er unzählige Regisseure mit seinem unverkennbaren Stil geprägt und beeinflusst. Alles, was Cronenberg ausgemacht hat, fließt nun auch in seinen neuen Film hinein: „Crimes of the Future“. Mit „Crimes of the Future“ kehrt Cronenberg zu seinen Ursprüngen zurück, ohne aber die Qualität dieser zu erreichen. 

Das Poster von "Crimes of the Future"
Das Poster von „Crimes of the Future“ © Weltkino

„Crimes of the Future“ spielt in einer nahen Zukunft, in welcher nur noch wenige Menschen dazu fähig sind, Schmerzen zu empfinden. In dieser Welt entwickeln immer mehr Menschen neue Organe mit unbekannten Fähigkeiten. Saul Tenser (Viggo Mortensen) ist Performance-Künstler und nutzt die Mutationen für seine Show: Vor einem großen Publikum lässt Saul seine frischen Organe von seiner Assistentin Caprice (Léa Seydoux) herausoperieren. Doch seine Darbietungen werden ihn bald schon in eine missliche Situation bringen, denn die staatliche Organ-Registrierungsbehörde und eine gefährliche Untergrundorganisation sind hinter ihm her …

Von einigen Fachzeitschriften wird „Crimes of the Future“ als Skandalfilm des Jahres gefeiert, jedoch muss man sich nach der Sichtung fragen, woher diese Aussagen kommen. Ja, mit nackter Haut und Brutalität wird nicht gespart, aber in den letzten Jahren wurden schon deutlich verstörendere und brutalere Filme veröffentlicht. Trotzdem soll dies die Qualitäten von „Crimes of the Future“ nicht herunterspielen. David Cronenberg gelingt es immer noch, widerwärtige, praktische Effekte zu erschaffen. Es wurde ohne CGI gearbeitet, weshalb jede Transformation richtig gut und realistisch aussieht. Ein Highlight ist der Mann, der sich über den ganzen Körper Ohren annähen lässt. 

Der Protagonist Saul Tenser
Der Protagonist Saul Tenser © Weltkino

Ekelhafter Body Horror, ein zentrales Motiv in den Werken von David und sogar seinem Sohn Brandon Cronenberg („Possessor“), wird in „Crimes of the Future“ wirklich gelebt. Cronenberg greift Themen wie die Selbstverwirklichung des eigenen Körpers auf, welche hier in extreme Ausmaße weitergedacht wird. Die Operation sind Showeinlage und sexuelle Komponente gleichzeitig. Das Publikum fordert immer härtere Vorstellungen, während die Protagonisten mit allen Mitteln versuchen, den Schmerz zu spüren. 

Physischer Schmerz ist in dieser Welt ein seltenes Gut, weshalb viele Menschen versuchen, wieder etwas zu spüren. „Crimes of the Future“ schafft es, eine spannende, dystopische und futuristische Welt mit einer kaputten Gesellschaft aufzubauen, die sich zwar stark zu unserer Zivilisation verändert hat, jedoch könnte man sich tatsächlich fragen, inwiefern die Zukunft ähnlich aussehen könnte. Die Musik von Howard Shore („Der Herr der Ringe: Die Gefährten“) unterstützt dieses Gefühl. 

Leider kann das Drehbuch mit dieser erstklassigen Inszenierung nicht mithalten. Der gesamte Krimi-Handlungsstrang um Welket Bungué („Berlin Alexanderplatz“) fühlt sich völlig deplatziert an, da sich zu stark von dem Body Horror entfernt wird. Des Weiteren werden Figuren eingeführt, deren Intention nie aufgeklärt wird. Was ist die Aufgabe der Mechanikerinnen? „Crimes of the Future“ fordert, dass der Zuschauer Lösungen findet, aber der Weg zu diesen Lösungen wird gar nicht thematisiert. Es wäre besser gewesen, wenn sich Cronenberg auf weniger Figuren konzentriert hätte.

Kristen Stewart ist ebenfalls mit dabei
Kristen Stewart ist ebenfalls mit dabei © Weltkino

Zumindest dem Schauspiel kann man nicht viel vorwerfen, denn Cronenberg hat sich einen bestmöglichen Cast zusammengestellt. Die Hauptrolle übernimmt Viggo Mortensen („Green Book Eine besondere Freundschaft“), welcher als Saul Tenser Operationen an seinem eigenen Körper akzeptiert. Diese werden von seiner Assistentin Caprice, verkörpert von Léa Seydoux („James Bond 007: Spectre“), durchgeführt. Außerdem lässt sich Kristen Stewart im Cast finden, die hier, ähnlich wie in dem fantastischen „Spencer“, zurückhaltend und schüchtern agiert. Die Schauspieler lassen den Zuschauer, die fehlende Figurentiefe vergessen. 

Filmwertung
6/10

Kurzfassung

Ein hervorragender Stil, aber die Substanz fehlt. 

Fazit:

„Crimes of the Future“ hatte das große Potential, die meisterhafte Rückkehr von David Cronenberg zu sein. Die Bilder und die ekligen praktischen Effekte beweisen auch, dass Cronenberg noch lange nicht aufhören muss, jedoch enttäuscht die Handlung des Filmes auf ganzer Ebene. Viele Elemente werden nur angedeutet und später nicht aufgelöst. Bei einigen Figuren fragt sich zudem der Zuschauer, wieso sie überhaupt im Film sind. „Crimes of the Future“ deutet viel an und sagt schließlich zu wenig aus. 


von Lukas Weinandy

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