Die Känguru-Chroniken – Filmkritik

Die Känguru-Chroniken: Das Känguru und Dimitrij Schaad
Die Känguru-Chroniken: Das Känguru und Dimitrij Schaad © X Verleih

Die Kritik:

Die Känguru-Chroniken Filmplakat
Die Känguru-Chroniken Filmplakat © X Verleih

Marc-Uwe ist selbsternannter Kleinkünstler. Von seinen Eltern bekommt er zum Geburtstag Therapiestunden beim Psychiater geschenkt, sein Interesse für seine Nachbarin kann er nicht so recht zum Ausdruck bringen und generell lebt er gerne in den Tag hinein und erblickt selten vor mittags das Licht der Welt. Als ein neuer Nachbar gegenüber einzieht, bringt dieser ordentlich Schwung in sein Leben. Es handelt sich allerdings nicht um irgendeinen Nachbarn, sondern um ein Känguru; ein kommunistisches Känguru, welches sich die Nachbarschaftshilfe von Marc Uwe zu nutzen macht und sich prompt in seiner Berliner Altbauwohnung einnistest. Nachdem ein rechtspopulistischer Immobilienhai beschließt, einen riesigen Tower zu bauen (dessen Baupläne scheinbar gefälscht sind) und dafür einige Häuser in der selben Straße der frisch geschlossenen WG abreißen lässt, nachdem er sie aufgekauft hat, beschließen das Känguru, Marc-Uwe und einige weiter Unterstützer, dem auf die Spur zu gehen und dies zu verhindern.

Dabei bedient man sich bei der gleichnamigen Buchvorlage, greift sich immer wieder Teile des Originals und streut diese ein, während man hier im Großen und Ganzen eine eigenständige Geschichte erzählt. Das macht gerade aus dramaturgischer Sicht Sinn, da das Buch aus vielen kleinen Geschichten besteht. Allerdings muss man sich in diesem Fall die Frage stellen, ob es Sinn macht, eine Buchverfilmung ins Leben zu rufen.

Die Känguru-Chroniken - Dimitrij Schaad, Das Känguru und Rosalie Thomass
Die Känguru-Chroniken – Dimitrij Schaad, Das Känguru und Rosalie Thomass © X Verleih

Die Chemie beider Hauptfiguren gehört zu den Highlights des Films. Das Känguru und Marc-Uwe harmonieren gut miteinander und alleine die Art und Weise, wie sie sich kennenlernen bzw. das erste Mal begegnen, ist zugleich skurril, sympathisch und macht einfach Spaß. Immer dann, wenn es bloß um die Interaktion beider Hauptfiguren geht, funktioniert der Film am besten, bekommt im Verlauf den Charakter einer Buddy(cop) Komödie und trägt dazu bei, dass er zeitweise sehr unterhaltsam ist. Beide Figuren erweisen sich als Enthusiasten des Mediums Film, weshalb man sich dazu entschieden hat, diverse Anspielungen aus Filmklassikern wie beispielsweise Pulp Fiction oder Forrest Gump einzubauen. Ob man das als Hommage oder Einfallslosigkeit sieht, liegt im Auge des Betrachters. Die Kritik an einige elitäre Berufsfelder und dem Bildungssystem ist mal mehr, mal weniger gelungen, recht offensiv, fügt sich allerdings passend in die erzählte Geschichte ein. Zudem bietet „Die Känguru Chroniken“ einige nette visuelle Einfälle, hat ein zügiges Erzähltempo und bietet somit kaum Freiräume für Langeweile.

Die Känguru-Chroniken - Das Känguru
Die Känguru-Chroniken – Das Känguru © X Verleih

Befasst man sich mit dem Humor und der Geschichte, kommen einige Parallelen zum Buch auf, was uns erneut zu der Frage bringt, ob es Sinnvoll ist, die Buchvorlage als Film zu adaptieren. Das der Film eine eigenständige Geschichte erzählt, stellt sich als Fluch und Segen zugleich raus. Das Buch besteht auf vielen, kleinen (teilweise wenige Seiten langen) Kapiteln, die sich mit vielen verschiedenen Themen und Situationen befasst, welche eine hohe Vielfalt an Gags aufweist. Da es schwierig ist, den Zuschauer auf diese Art dramaturgisch bei der Stange zu halten, erzählt der Film eine eigenständige Geschichte und schafft es dadurch nicht, die hohen Diversität der Gags aus dem Buch gerecht zu werden. Schlimmer noch; das Hauptthema, mit welchem man sich hier beschäftigt, wird leider mit der Brechstange behandelt. Der Film bezieht sich politisch eindeutig, was erst einmal nicht weiter schlimm ist. Leider fehlt hier jegliches Feingefühl und selbst aus der Sichtweise politischer Neutralität fällt deutlich auf, dass der Holzhammer hier als wichtiges Tool dient, um seine Überzeugungen und Ansichten durchzusetzen. Somit gibt es hier nur Gut und Böse; schwarz und weiß. Alle Figuren, die auch nur in entferntester Weise mit dem Immobilienhai Jörg Dwiks zu tun haben bzw. in Verbindung gebracht werden können, werden pauschal als schlechte Menschen oder Vollidioten in eine Schublade gesteckt. Des Weiteren wird nicht davor zurückschreckt, in völliger Absurdität abzudriften, um dies zu unterfüttern. Das wäre, wie es die Buchvorlage bereits vorgemacht hat, deutlich smarter und subtiler gegangen.

Filmwertung
5/10

Kurzfassung

Viel schwarz-weiß Malerei und stumpfe Kritik politischer Natur werden von einem gut funktionierenden Känguru-/Kleinkünstlerduo aufgefangen.

Fazit:

Ein Film, der am besten beim Zusammenspiel beider Hauptfiguren funktioniert, dadurch einiges an Unterhaltungswert generiert, jedoch im Vergleich zu seinem Ursprungsmaterial qualitative Einbußen zu verzeichnen hat, auch wenn einiges davon im Film funktioniert. Eine eigen erzählte Geschichte macht es dem Film allerdings auch nicht einfach, die Vielfalt an Gags zu verwenden, wie es das Buch in zahlreichen Kapiteln machen konnte, was uns erneut mit der Frage konfrontiert, ob es Sinn macht, dieses Buch auf die große Leinwand zu bringen.


von Marcel Windisch

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