Stürmische Ernte – Blu-ray Kritik: James Francos Verfilmung eines Steinbeck-Romans

Stürmische Ernte - Der Aufstand der Arbeiter
Stürmische Ernte - Der Aufstand der Arbeiter © Universum Film

Die Kritik:

Stürmische Ernte Bluray Cover
Stürmische Ernte: Bluray Cover © Universum Film

Stürmische Ernte“ ist ein Roman des Nobel- und Pulitzer-Preisträgers John Steinbeck. Der Autor erlangte vor allem für seine beiden Werke „Von Mäusen und Menschen“ oder „Früchte des Zorns“ Bekanntheit. Beide wurden bereits verfilmt. Thematisch und historisch gar nicht weit entfernt, aber dennoch etwas unbekannter ist das Drama „Stürmische Ernte“ von 1936. Regisseur und Hauptdarsteller James Franco nahm sich diesem Stück nun an. Nachdem es lediglich in wenigen Ländern und ausgewählten Kinos zu sehen war, erschien der Indie-Film hierzulande am 08.06.2018 auf Blu-ray.

Die Geschichte spielt in etwa in der Zeit, in der sie Steinbeck niedergeschrieben hat. In der 30er Jahren sind Gewerkschaften, Mindestlöhne und bezahlte Überstunden noch mehr Fremdwörter als die Regel. Für die Rechte der Arbeiter wollen sich Mac McLeod (James Franco) sowie dessen junger Freund Jim Nolan (Nat Wolff) einsetzen. Von welchen Obrigkeiten dies gelenkt und unterstützt wird, bleibt weitgehend offen. Die beiden Männer lassen sich jedenfalls fix als Apfelpflücker anstellen. Der Lohn? Ein Euro pro Tag. Die (hygienischen) Bedingungen in den Barracken? Ziemlich schlimm. Dennoch braucht es mehr als nur gute Worte gegenüber den Arbeitern, um einen gemeinsamen Streik anzuzetteln. Neben flammenden Reden greift Mac in die eine oder andere Trickkiste, um London (Vincent D’Onofrio) und Co. für seine Sache zu begeistern. Wie zehrend und brutal dieser Widerstand werden kann, verschweigt der gerissene Anführer.

Stürmische Ernte - Jim Nolan (Franco) zettelt den Aufstand an
Jim Nolan (Franco) zettelt den Aufstand an © Universum Film

Franco spielt seinen Charakter mit sehr viel Eifer und der typischen Lebenslust, die durchaus Spaß macht. Seine Uneigennützigkeit kauft man ihm allerdings in den wenigsten Momenten ab, weshalb seine wenig durchleuchtete Motivation eher fragwürdig und blass erscheint. Das zieht sich leider durch den gesamten Film und auf einen offensichtlichen Twist wartet man vergebens. Wolff spielt seine Figur sympathischer, was schnell einen Bezug herstellt. Zu Ungunsten der Identifikation soll sich dies jedoch auch noch stellenweise ändern. Dann trifft das eher auf D’Onofrios Charakter zu, der zwar zweifelnd, aber loyal und berechenbarer ist. Die Rolle passt sehr gut zum kräftigen, aber gutmütigen Aushängeschild des Streiks. Mit Selena Gomez wird noch die emotionale und weibliche Rolle besetzt, was der Pop-Sängerin allerdings nicht immer steht.

Stürmische Ernte - Fiese Intrigen bestimmen die Machtspielchen
Fiese Intrigen bestimmen die Machtspielchen © Universum Film

Neben diesen beachteten Protagonisten ist „Stürmische Ernte“ nicht wirklich nah am kleinen Mann dran. Dabei geht es in Steinbecks Roman doch gerade um die große Masse an Arbeitern. Ähnliches gilt für die Plantagenbesitzer, die zu eindimensional als gierige Bösewichte dargestellt werden. Das Verhältnis der beiden Parteien fällt mehr durch Intrigen als durch Verhandlungen auf.

Zu den positiven Aspekten des Films gehört die optische Authentizität. Zum guten Look kommt eine interessante Geschichte, die ambitioniert erzählt wird. Zugunsten der wahren Begebenheiten (sieht man mal von den fiktiven Charakteren ab) wird erfreulicherweise auf übertriebene Gewaltdarstellungen und Effekthascherei verzichtet. Auch das Ende ist ruhig geraten, aber hätte gerne etwas länger und emotionaler ausfallen können.

Bild:

Der angesprochene Look ist sehr stimmig und wird ins authentisch schmuddelige Licht gerückt. Auch in den dunkleren Momenten bleibt das Bild scharf und kontrastreich. Die Blu-ray kommt im 2,40:1 Kinoformat daher.

Ton:

Einige gute Dialoge bleiben nach dem Film noch hängen, wie z.B. die flammenden Plädoyers um Gerechtigkeit und Freiheit. Die Synchronisation ist ebenso wie der Soundtrack einwandfrei. Was jedoch rein gar nicht zum Ende passen will, ist die fröhliche Melodie. Selbiges gilt für die Tonalität des Sprechers.

Extras:

Im gut 10-minütigen „Behind the Scenes“ spricht Franco die Hintergründe seiner Romanadaption an. Der Inhalt ist interessant; der O-Ton (mit Untertiteln) allerdings in keiner guten Qualität. Davon (und dem obligatorischen Trailer) abgesehen, liegt der Blu-ray kein weiteres Bonusmaterial bei.

Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5,5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
6/10

Kurzfassung

Ambitioniertes aber letztlich doch nicht vollständiges Bild über die aufkommenden Streiks der Wanderarbeiter in den USA der 30er Jahre.

Fazit:

„Stürmische Ernte“ kann als Romanverfilmung in einigen Hinsichten nicht überzeugen. Die zwar interessante und wenig aufgebauschte Geschichte sowie die guten Schauspieler kommen nicht immer gegen die erzählerischen Schwächen an.


von Nicolas Wenger

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